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In einer Telefonzelle gegründet: Helmut Knüppel erinnert sich an den Anfang der FH Potsdam

Die Gründung der Fachhochschule vor 25 Jahren lief keineswegs so glatt ab, wie man heute meinen könnte. Der damalige Gründungsrektor Professor Helmut Knüppel erinnert sich in einem PNN-Gespräch an den Start in einem Hochzeitssaal, einen Rausschmiss durch die Stadt und schließlich auch an einige sehr begehrte Telefonzellen nahe der Glienicker Brücke.

Die Gründung der Fachhochschule vor 25 Jahren lief keineswegs so glatt ab, wie man heute meinen könnte. Der damalige Gründungsrektor Professor Helmut Knüppel erinnert sich in einem PNN-Gespräch an den Start in einem Hochzeitssaal, einen Rausschmiss durch die Stadt und schließlich auch an einige sehr begehrte Telefonzellen nahe der Glienicker Brücke.

Die Verhältnisse waren damals, kurz nach der deutschen Einheit, noch recht ungesichert, was den Standort, die Finanzierung und das Personal betraf. Die Hochschule wurde faktisch am 22. Oktober 1991 gegründet, nachdem sie durch das Brandenburgische Landeshochschulgesetz vorbereitet worden war. Helmut Knüppel und seine Mitstreiter hatten aber bereits einen Tag zuvor immatrikuliert, also im Vorgriff auf die rechtliche Grundlage. „Das musste damals so laufen, es waren immerhin 144 Studierende, die versorgt werden wollten“, erinnert sich der Sozialwissenschaftler. Die FH nahm ihre Arbeit im Oberstufenzentrum II, der ehemaligen Karl-Gelbke-Schule auf, wo zuvor die DDR seit 1979 Sozialarbeiter ausgebildet hatte. Doch bereits am ersten Tag rief der damalige Oberbürgermeister Horst Gramlich Knüppel an, um ihm zu sagen, dass sie das Gebäude wieder verlassen müssten, weil dort ein Oberstufenzentrum hineinkäme. Man könne sich auf keinen Fall dort auch noch eine Hochschule leisten. Die gerade erst gegründete FH zog unverrichteter Dinge an die Nedlitzer Straße in Neu- Fahrland. Im ehemaligen Hochzeitssaal der Kneipe „Zur Römerschanze“ – einer alte Turnhalle – und den danebenliegenden Räumen der Berufsschule des Autobahnkombinats fanden die ersten Vorlesungen statt.

Auch danach ging es recht holprig für die Hochschule weiter, denn das Gebäude in Neu-Fahrland hatte man nur bis zum Sommer 1992. Die FH bat den damalige FDP-Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein um Unterstützung: „So sind wir auch mithilfe des damaligen Gründungsrektors der Universität, Rolf Mitzner, im Gebäude für Lehrerbildung am Alten Markt gelandet, wo Teile der Uni und auch das Ministerium selbst untergebracht waren.“ Eine Lösung, die bis ins kommende Jahr, wenn das Gebäude vis-à-vis des Stadtschloss leergezogen wird, Bestand haben sollte. Die Fachhochschule wird 2017 – 26 Jahre nach ihrer Gründung – voraussichtlich dann endlich auf einem gemeinsamen Campus an der Kiepenheuerallee vereint sein.

Doch nicht nur der Standort war seinerzeit prekär. Auch die Kommunikationswege waren im Vergleich zur heutigen digitalen Mobilität eher vorsintflutlich. FH-Chef Knüppel hatte die Gründung der Fachhochschule aus einer Telefonzelle heraus organisiert. Die Telefonzellen an der Glienicker Brücke sind immer wieder Gegenstand von Erinnerungen an die Wendezeit – so auch für die FH. „Oft gingen die Telefone in unseren Räumen in Potsdam nicht, oder es gab immer noch das berühmte Klicken“, erinnert sich Knüppel. „Wir waren sehr glücklich über die sechs Telefonzellen an der Glienicker Brücke: Da standen die Leute abends Schlange, alle hatten die Taschen voller Kleingeld für die Münztelefone.“ Knüppel führte von dort aus Berufungsverhandlungen, vergab Lehraufträge und bestellte die Materialien für den Aufbau des Lehrbetriebs der Hochschule. „Die Leute hinter mir fingen an zu murren, weil es so lange dauerte. Ich habe denen gesagt, dass ich eine Hochschule gründen muss, mit 200 Arbeitsplätzen für die Stadt. Dann hatte ich Ruhe.“

Knüppel, der die Geschicke der FH bis zur Amtsübernahme durch die neue Rektorin Helene Kleine 2001 leitete, soll beim heutigen Festakt zum Ehrensenator der FH ernannt werden. 

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