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Frühreif. Bereits in Schule und Kita soll die Digitalisierung eine Rolle spielen.

© dpa

HPI Potsdam: Die Weichen stellen

Am Hasso Plattner Institut an der Universität Potsdam haben Wissenschaftler und Experten darüber diskutiert, wie die Zukunft der Arbeit aussehen könnte.

Bildung wird einer der Schlüssel für die Herausforderungen der Zukunft der Arbeit sein. Das wurde bei der internationalen Konferenz „Innovation for Jobs – Potsdamer Konferenz zur Zukunft“ deutlich, die am Montag und Dienstag am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) stattfand. Die Konferenz war eine Fortsetzung der „German i4j Summit – Innovation for Jobs“ aus dem Jahr 2016. Ziel war es, sich über die drängenden Fragen, die in Verbindung mit der Zukunft der Arbeit, mit Digitalisierung, technischen Innovationen, künstlicher Intelligenz oder Virtual Reality stehen, auszutauschen.

Dass die neuen Entwicklungen tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich bringen, war auf der Konferenz Konsens. Doch wo genau die Entwicklung hingehen wird und welche konkreten Anforderungen dabei entstehen, kann heute noch niemand sagen. Zumindest ist aber schon jetzt klar, dass lebenslanges Lernen besonders wichtig sein wird, um in der neuen Arbeitswelt klarzukommen: Angefangen in den Schulen, die das Lernen mit neuen Techniken massiv ausbauen müssen, bis hin zu den Arbeitnehmern, die sich ständig weiter- und fortbilden werden müssen, erklärte HPI-Direktor Christoph Meinel.

Dem stimmte auch Michael Fischer von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu: „Wir stehen vor einer Weichenstellung. Bildung und Weiterbildung sind große Themen. Die Frage ist, wer das finanziert und wer die Zeit dafür aufbringt.“ Die Unternehmen und Arbeitgeber müssten in der Zukunft dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter sich entsprechend ihres Arbeitsplatzes weiterbilden und dafür ein lernförderliches Umfeld und Möglichkeiten des Mitgestaltens schaffen, so Fischer.

Spannend wird vor allem die Frage, ob durch die Digitalisierung Arbeitsplätze verloren gehen werden. „Der Mythos, dass Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verschwinden, ist nicht neu, aber tatsächlich stattgefunden hat das bis heute nie“, sagte Thomas Jarzombek von der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag dazu. In den letzten zehn Jahren sei jedes Jahr eine sechsstellige Nettozahl an Arbeitsplätzen dazu gewonnen worden. Wenn die Digitalisierung Arbeitsplätze langfristig komplett abschaffen würde, hätte das schon lange sichtbar werden müssen. Die Diskussionen über ein mögliches bedingungsloses Grundeinkommen, finanziert durch eine Robotersteuer, hält der Unions-Politiker Jarzombek aber für den falschen Ansatz. Statt Besteuerungen und Abgaben einzuführen, sollten Anreize und Motivationen für die aktive Gestaltung der Veränderung geschaffen werden. Denn so langsam wie heute werde die Veränderung nie wieder sein, so Jarzombek.

Auch HPI-Chef Meinel zeigte sich davon überzeugt, dass es tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt geben wird. „Ich persönlich glaube aber nicht, dass menschliche Arbeit komplett verloren geht, sondern einfach an einigen Stellen andere Formen entstehen werden. Beispielsweise, wenn in der Pflege Roboter das Waschen der Patienten übernehmen, dann hätten die Pflegekräfte mehr Zeit für die Dinge, die ein Roboter nicht so gut kann: Menschliche Anteilnahme, Empathie, Gespräche und das tatsächliche Kümmern um die Patienten.“ Auch wo und wie wir arbeiten, wird sich durch die neuen Techniken, die es ermöglichen, über weite Entfernungen, von überall auf der Welt auf unseren Arbeitsplatz zuzugreifen, verändern.

Meinel sieht eine generelle Verschiebung in Richtung anspruchsvollere, kreative Arbeit. Hinzu kommen die Arbeitsfelder, die nicht von einem Computer übernommen werden können. Sogenannte social skills wie Kommunikationsfähigkeit, Arbeiten im Team und auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit würden dabei immer wichtiger werden, so Meinel. Dass menschliche Arbeit auch weiterhin wichtig bleibt, zeigt sich für Meinel bei einem von Robotern betriebenen Hotel in Japan. Die Resonanz sei gar nicht so positiv, denn die Gäste würden doch hin und wieder gerne einen anderen Menschen sehen oder sprechen wollen.

Sarah Stoffers

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