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Mit Sorge blicken die Unis auf das Auslaufen des „Hochschulpaktes“. Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, fordert mehr Geld vom Land.

© R. Hirschberger/dpa

Hochschulen in Brandenburg: Präsident der Uni Potsdam: „Das Tempo reicht nicht aus“

Die Universitäten in Brandenburg, vor 25 Jahren neu gegründet, wollen mehr Geld. Und das Land will von den Unis einen Leistungszuwachs. Ein Überblick zur Lage an den großen Hochschulen im Land.

Potsdam - Brandenburgs Hochschulen blicken mit Spannung auf den Doppelhaushalt für 2017 und 2018, den die rot-rote Regierung kommende Woche verabschieden will. Erst recht, weil Ministerpräsident Dietmar Woidke und Wissenschaftsministerin Martina Münch (beide SPD) am Montag auf einer Pressekonferenz die Bedeutung der vor 25 Jahren neu gegründeten Universitäten für Brandenburg in den höchsten Tönen lobten. Zwar sollen nach ihren Worten die Hochschulausgaben weiter aufgestockt werden. Doch über Einzelheiten hielten sich beide bedeckt. Woidke deutete an, dass das Land vor dem Hintergrund der hohen, nur zum Teil vom Bund mitfinanzierten Integrationskosten von jährlich 600 Millionen Euro womöglich wieder neue Kredite aufnehmen will. Der Koalitionsvertrag von 2009 schließt das aus. „Als das beschlossen wurde, war eine völlig andere Situation“, sagte Woidke. Ein PNN-Überblick zur Lage an den großen Universitäten, den Leuchttürmen der Hochschullandschaft im Land.

Was erwarten die Unis von der Politik?

Mehr Geld. Oliver Günther, der Präsident der Potsdamer Universität, spricht dies am klarsten aus. Zwar hat sich in den letzten „zwei Jahren die Situation schon fundamental verbessert“, da es jährlich bei den Hochschulzuweisungen „leicht aufwärts gehe“. Aber, so Günther, „das Tempo reicht nicht aus“, um die Defizite der Vorjahre auszugleichen, „um den Rückstand zum Bundesdurchschnitt aufzuholen“. Beim Anteil der Hochschulausgaben am Haushalt sei Brandenburg nach wie vor Schlusslicht in Deutschland. Der Präsident der BTU Cottbus, Jörg Steinbach, verglich dies mit der Lage in Berlin vor zehn Jahren. „Da war auch jeder Blumenkübel am Kudamm wichtiger als die Hochschulen.“ Es dürfe da keine Neiddebatten zur Finanzierung von Kitas, Schulen und Kultur geben. Mit Sorge blicken die Unis auf das Auslaufen des „Hochschulpaktes“, aus dem sie bislang Mittel vom Bund – zwischen 10 und 20 Prozent ihrer Haushalte – bekommen.

Was erwartet das Land von den Unis?

Noch bessere Leistungen, obgleich das wegen der Hochschulautonomie eher diplomatisch formuliert wird. In Brandenburg studieren 48 000 junge Leute, 32 000 waren es 2001. „Es geht etwa darum, dass wir die Studierendenzahlen möglichst halten“, sagte Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD). Und zwar auch an den Hochschulen, die nicht überrannt werden wie die Uni Potsdam. Zudem ist die Kooperation von Hochschulen und Wirtschaft aus Sicht der Regierung nicht eng genug, eine „Transferoffensive“ soll das ändern. Und das Land hofft, dass die Hochschulen bei bundesweiten Exzellenzinitiativen endlich besser abschneiden als in der Vergangenheit. Besonders blicken alle auf die Uni Potsdam, die sich um den Exzellenzcluster in Bio- und Geowissenschaften bewirbt, gemeinsam mit den Potsdamer Instituten, wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, auf diesem Feld.

Welche Pläne hat die Universität Potsdam?

Es wird überall erweitert, an den drei Standorten der Uni. Am Griebnitzsee soll die Kooperation mit dem privat finanzierten Hasso-Plattner-Institut enger werden, bisher ein eigenständiges An-Institut der Uni. „Wir denken über Strukturen nach, wie wir das HPI stärker an die Uni binden können“, sagte Günther. Es geht um eine neue Fakultät. Am Neuen Palais werden Bauten der 60er-Jahre „zurückgebaut, und ersetzt durch einen neuen Campus in Ziegel-Optik, der sich besser ins Weltkulturerbe einfügt und für uns bessere Arbeitsmöglichkeiten bringt“. Und der Campus Golm sei ein Wachstumsfaktor, von Bedeutung nicht nur für die Landeshauptstadt, „sondern für Brandenburg insgesamt“. Dort sei unter anderem ein neues Gründerzentrum geplant, „der Inkubator II“.

Was gibt es Neues an der Viadrina?

Die Europa-Uni in Frankfurt an der Oder ist mit 6500 Studenten aus 96 Ländern „die internationalste der Bundesrepublik“, sagte Präsident Alexander Wöll. Besonders kooperiert man schon lange mit Polen. „Der nächste konsequente Schritt wäre eine gemeinsame Fakultät, an der es auch von polnischer Seite großes Interesse gibt“, sagte Woidke.

Und die fusionierte BTU Cottbus?

Vor drei Jahren war aus den Hochschulen in Cottbus und Senftenberg die Technische Universität gegründet worden, was hochumstritten war. Präsident Jörg Steinbach will vor allem mehr Studenten in die Lausitz locken. Zwar dauere die Anfahrt eine Stunde länger, sagte Steinbach, dafür seien die Lehr-Bedingungen so exzellent, dass die Konkurrenz mit überfüllten Hörsälen („Da kann man von Qualität nicht mehr sprechen“) im Norden und Süden „nicht mithalten kann“. Eine Anspielung auch auf die Verhältnisse in Berlin.

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