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Der Potsdamer Religionswissenschaftler Johann Hafner.

© UP/Karla Fritze

Glauben und Religion in Potsdam: Religionen auf dem Rückzug

Der Religionswissenschaftler Johann Hafner von der Universität Potsdam hat das Wirken religiöser Gemeinschaften in Potsdam untersucht. Das Seminarprojekt erstreckte sich auf alle Religionen sowie den Graubereich der Esoterik und Lebenshilfe.

Potsdam. Religiöse Glaubensgruppen befinden sich gegenwärtig in der Stadt Potsdam auf einem Rückzug. Der Religionswissenschaftler Johann Ev. Hafner von der Universität Potsdam hat diese Tendenz zum Einigeln bei einer Untersuchung von Religionsgemeinschaften in der Stadt festgestellt. Die Zurückgezogenheit erklärt vor allem Hafner historisch. Bereits in Preußen hatten Katholiken und Alt-Lutheraner nur wenig Einfluss. Hinzu komme, dass im 19. Jahrhundert der Kirchgang in der Region seltener erfolgte als etwa in Bayern. Die Zeit des Nationalsozialismus und der folgende Sozialismus hätten ihr übrigens getan. 

Schulterschluss gegen eine religionsfeindliche Umgebung

Die Gemeinden hätten sich zunehmend gegen eine religionsfeindliche Umgebung enger zusammenzuschließen müssen. „Über mindestens zwei Generationen hinweg forcierte der Sozialismus die Religionslosigkeit“, so Hafner. Dieses Verhalten setze sich in der gegenwärtigen religionsindifferenten Umgebung gewissermaßen fort. Bis heute habe man das Gefühl, sich einigeln zu müssen, um schwierige Zeiten zu überstehen. Dass der interreligiöse Dialog in Potsdam hingehen besonders ausgeprägt ist, könnte wiederum eine Folge der eingeschränkten Situation sein. 

Das Projekt soll eine „religiöse Stadtkartierung“ schaffen

Der Religionswissenschaftler der Universität Potsdam hat zwischen 2012 und 2015 mit seiner damaligen Kollegin Irene Becci (heute Universität Lausanne) und Studierenden religiöse Gemeinschaften in Potsdam aufgesucht, um so etwas wie eine „religiöse Stadtkartierung“ zu schaffen. Neben christlichen, jüdischen und buddhistischen Gruppen sprachen die Wissenschaftler dafür auch mit der muslimischen Gemeinde, der jüngst von dem ARD-Journalisten Constantin Schreiber eine integrationsfeindliche Haltung vorgeworfen wurde. Als konfessionskundliches Unterfangen begonnen, hatte sich das Seminarprojekt schließlich auf alle Religionen und sogar auf den Graubereich der Esoterik und Lebenshilfe ausgeweitet.

Knapp 20 Prozent der Potsdamer sind Christen

Knapp 14 Prozent der Potsdamer Einwohner sind evangelischen Glaubens, rund fünf Prozent sind Katholiken (Stand 2015). Die restlichen 81 Prozent sind ohne Religionszugehörigkeit oder gehören anderen Glaubensrichtungen an. Mit über 30.000 Angehörigen sind die Christen die größte Glaubensgruppe in der Stadt. Davon gehören etwa 25.000 den 22 evangelischen und rund 5000 den beiden katholischen Gemeinden der Stadt an. Die verschiedenen freien Gemeinschaften zählen zusammen ebenfalls mehrere Tausend Gläubige. Die jüdische Gemeinde der Stadt erfährt seit der Wende wieder erheblichen Zuwachs. Hinzu kommt eine muslimische Glaubensgemeinschaft, die durch Einwanderer und Studierende Zulauf hat. Seit 1990 gibt es in Potsdam auch eine Bahai-Gemeinde. Von den anderen Glaubensgemeinschaften gibt es teilweise nur kleine Splittergruppen, meist Ableger Berliner Gruppen. 

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Einen ausführlichen Text zu der Untersuchung lesen Sie in der Mittwochausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten. Religionsgruppen und Glaubensgemeinschaften werden zudem aktuell in der PNN-Serie "Glaube in Potsdam" vorgestellt

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