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Homepage: Für mehr Lebensqualität im Alter Fachhochschule Potsdam startet Forschungsprojekt

Die wenigsten Menschen machen sich rechtzeitig Gedanken über das Altwerden. In der modernen Leistungsgesellschaft gilt selbst noch für 70-Jährige, belastbar, flexibel und dynamisch zu sein.

Die wenigsten Menschen machen sich rechtzeitig Gedanken über das Altwerden. In der modernen Leistungsgesellschaft gilt selbst noch für 70-Jährige, belastbar, flexibel und dynamisch zu sein. Doch nur einer Minderheit ist dies vergönnt. Sind erst einmal schwere Krankheiten oder der Verlust des Partners eingetreten, müssen sich Senioren mit dem eigenen Lebensende auseinandersetzen. In dieser Situation wird das Alter vor allem als Last begriffen und eigene Entscheidungen werden durch zunehmende Fremdbestimmung oft nahezu unmöglich. Verbitterung, Einsamkeit und Depression können die Folgen sein.

So weit muss es nicht kommen. Jutta M. Bott, Professorin für Theorie und Praxis Sozialer Arbeit von der Fachhochschule Potsdam, leitet im Rahmen der Pilotförderrunde „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ (SILQUA) ein dreijähriges Projekt, das sich mit der Lebensqualität älterer und hochbetagter Bewohner in städitschen und ländlichen Regionen Brandenburgs beschäftigt. Das vierköpfige Projektteam, zu dem die Sozialwissenschaftlerin Susann Wolf, die Sozialarbeiterin Santje Winkler und der Psychologe Sven Tepperwien gehören, wird am Potsdamer Schlaatz und im Amt Nennhausen im Havellandkreis Konzepte und praktische Lösungen für ein zufriedenstellendes Leben Älterer in ihrer häuslichen Umgebung erarbeiten.

Was brauchen alte Menschen, um so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben? Können Nachbarn helfen, dass sie am sozialen Leben teilhaben können? Und wie partizipieren Jüngere vom Zusammenleben mit Älteren? Es geht nicht um einseitige Hilfe oder Nächstenliebe, sagt Jutta M. Bott, sondern um eine höhere soziale Lebensqualität für alle.

In der Vergangenheit halfen Rituale, die Nachbarschaft lebendig zuhalten. Susann Wolf verweist auf Beispiele aus dem Hunsrück, wo noch in den 1960-er Jahren die Nachbarn nahezu komplett in das eigene Leben einbezogen waren, beim Einbringen der Ernte, bei Taufen und Hochzeiten und am Lebensende. Auch die positiven Seiten der in der DDR üblichen Hausgemeinschaften gelte es wiederzuentdecken, wenn es darum geht, neue Lebens- und Unterstützungssysteme vor Ort zu schaffen.

Das Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse in die Ausbildung von Sozialarbeitern zurückfließen soll, bietet auch Potsdamer Studenten interessante Einblicke in spätere Tätigkeitsfelder. Jetzt können sie sich vor allem als studentische Hilfskräfte bei der Erhebung von Bedarfsanalysen vor Ort erproben und dabei beispielsweise junge und alte Bewohner des Wohngebietes Schlaatz interviewen.

Projektpartner sind der Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte im Land Brandenburg e.V. und der Verein Soziale Stadt Potsdam e.V. mit dem Haus der Generationen und Kulturen am Schlaatz. Angesichts des demografischen Wandels sollen die Untersuchungen dazu beitragen, das Altwerden gesellschaftlich in einem anderen Licht zu sehen, nämlich als positiven und lebensbejahenden Prozess, in dem rechtzeitiges Loslassen und das Weitergeben von Materiellem und Geistigem als aktive Lebenshaltung begriffen wird. Besonders gut gehe das in einer vertrauten Nachbarschaft, vor allem dann, wenn die eigenen Kinder Hunderte Kilometer weit entfernt wohnen.

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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