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Hans Joachim Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, kritisiert das US-Einreiseverbot als "Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft".

© Bernd Settnik/dpa

Forschung aus Potsdam: Potsdamer Institute verurteilen US-Einreiseverbot

„Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft“: Potsdamer Spitzenforscher kritisieren das neue US-Einreiseverbot und warnen vor den Folgen.

Von Matthias Matern

Potsdam - Nach dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) haben weitere renommierte Potsdamer Wissenschaftseinrichtungen das neue US-Einreiseverbot für Muslime aus insgesamt sieben Staaten kritisiert und vor Folgen für die internationale Forschung gewarnt. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, bezeichnete am Dienstag die von US-Präsident Donald Trump eingeführte neue Regelung als „besorgniserregenden Angriff auf die gesellschaftliche Toleranz und damit auch auf die Freiheit der Wissenschaft“. Erneut stelle sich Trump damit „den Prinzipien der Aufklärung in den Weg“.

Wie berichtet hatte HPI-Direktor Christoph Meinel das Einreiseverbot am Montag als „Schlag gegen internationale Forschungsprogramme“ verurteilt. Am HPI ist eine Doktorandin von dem Erlass betroffen.

Forscher aus dem Iran und Syrien am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie

Betroffen von dem Einreiseverbot ist nach eigenen Angaben auch das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie im Wissenschaftspark Golm. Insgesamt würden am Institut derzeit Wissenschaftler aus 40 verschiedenen Ländern und Nationen arbeiten, darunter auch Doktoranden und Postdocs aus dem Iran und aus Syrien, teilte Institutssprecherin Ursula Roß-Stitt auf PNN-Anfrage mit. „Wir sind außerordentlich beunruhigt über die aktuellen Einreisebeschränkungen beziehungsweise Einreiseverbote, die die US-Regierung verhängt hat“, erklärte Roß-Stitt weiter. Erst in der vergangenen Woche sei einer der iranischen Doktoranden des Instituts von einer Konferenzreise aus Kalifornien zurückgekehrt. „Er hat es gerade noch geschafft, an einer internationalen Konferenz teilzunehmen. Das ist augenblicklich nicht mehr möglich“, so die Institutssprecherin.

Kritik am Einreiseverbot übte gestern auch der Wissenschaftliche Vorstand des Geoforschungszentrums (GFZ), Reinhard Hüttl: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammen aus über 60 Nationen, sie forschen auf allen Kontinenten der Erde“, erklärte Hüttl auf PNN-Anfrage. Länderübergreifende Kooperationen sein maßgeblich für den Erfolg von Forschung – vor allem, aber nicht nur in den Geowissenschaften. „Eine längerfristige Einschränkung der Reisefreiheit in die USA hätte zur Folge, dass Austausch und Kooperationen erschwert werden.“

IASS: Wissenschaft leben von Weltoffenheit

Ähnlich äußerten sich die drei Wissenschaftlichen Direktoren des Institute of Advanced Sustainability Studies (IASS), Mark Lawrence, Patrizia Nanz und Ortwin Renn. „Wissenschaft und Forschung brauchen den freien, offenen und unvoreingenommenen Austausch“, erklärten die drei Wissenschaftler. Auch wenn bislang kein IASS-Wissenschaftler direkt betroffen sei, fühle sich das Institut doch in seiner wissenschaftlichen Arbeit getroffen. Denn Wissenschaft lebe von Weltoffenheit, heißt es in einer Stellungnahme des IASS. 

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