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Zwei Drittel der Studierenden überschreiten ihre Regelstudienzeit, was zusätzlich Geld koste, so Wissenschaftsministerin Sabine Kunst.

© dpa

Finanzierung der Hochschulen in Brandenburg: Wird die Uni Potsdam kaputt gespart?

An der Uni Potsdam wird hitzig über die Finanzierung debattiert. Es fehlt Personal an allen Ecken und Enden, sagt der Präsident von Brandenburgs größter Hochschule, Oliver Günther. Die Wissenschaftsministerin sieht das anders.

Potsdam - Die Universität Potsdam wird nicht kaputt gespart. Das war einhellige Meinung bei der Diskussion, zu der die „Unabhängige Studierendenzeitschrift „speakUP“ der Universität Potsdam" am Montagabend eingeladen hatte. „Die Mittel für die Studierenden sind nicht knapp“, stellte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD) apodiktisch fest. In den vergangenen Jahren seien die Gelder für die Universität um ein Viertel erhöht worden, in den nächsten Jahren sollen insgesamt 100 Millionen Euro zusätzlich in die Hochschulen fließen. Ohnehin gebe die Universität nicht alle Mittel aus, die ihr zur Verfügung stünden.

Dem widersprach Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam. Sicher, es würden Rückstellungen gebildet, es gebe Verschiebungen im Haushaltsjahr, aber Gelder würden nicht gebunkert. Kunst bemängelte hingegen, dass zwei Drittel der Potsdamer Studenten ihre Regelstudienzeit überschreiten würden. Auch das verursache zusätzliche Kosten, die der Steuerzahler nur begrenzt akzeptieren werde.

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An der Frontwand des Saales, in dem die Diskussion stattfand, reihten sich Zettel, auf denen Studierende ihre Meinung zur aktuellen Lage der Universität artikuliert hatten: fehlende Internetübertragungen von Vorlesungen, zu kleine Hörsäle, veraltete Software, zu viele Baustellen (siehe auch Twitter: #upkaputt).

Lehrpersonal übte Kritik

Es gibt aber auch Lob, etwa dass die Uni Potsdam eine schöne Uni für Erasmus-Studenten sei. Voll war der Vorlesungssaal nicht. Als die Diskussion für das nicht übermäßig zahlreiche Publikum geöffnet wurde, war es meist Lehrpersonal der Uni, das seine Sicht auf gar nicht so gravierende Missstände artikulierte.

Es sei unwürdig, wenn Dozenten der Uni immer noch Lehrverträge erhielten, mit denen sie ihren Unterhalt nicht bestreiten könnten und nebenher Sozialleistungen vom Staat beziehen müssten, beklagte Daniel Sittler von der Brandenburgischen Studierendenvertretung. Er verwies auf die aktuelle Gesetzesänderung des Landeshochschulgesetzes, mit dem eben solche Beschäftigungsverhältnisse vermieden werden sollen. Damit täte sich allerdings ein Zielkonflikt auf, bemerkte Oliver Günther. Denn wenn Stellen besser bezahlt würden, gebe es insgesamt weniger Stellen und die dann Beschäftigten wären häufig auch stärker eingebunden. „Es wird sicher auch Personen geben, die damit schlechter fahren“, so Günther. Er betonte, dass trotz Lehrverpflichtungen der Dozenten auch weiterhin hochwertige Forschung insbesondere für Promotionsvorhaben möglich sein müsse. Dem dienten auch die Drittmittel, ohne die die Universität heute undenkbar sei.

"Jeder will so schnell wie möglich wieder weg"

Trotz der Trendwende durch die gestiegenen Mittel für die Hochschule seien noch viele strukturelle Änderungen notwendig. „Man darf nie müde werden, die missliche Situation zu beklagen“, so Günther. Auch Peter Heiß, Geschäftsführer des Studentenwerkes Potsdam, sieht keinen „Wohlfühleffekt“ an der Universität. Das Studentenwerk habe beobachtet, dass die Zahl der ausgegebenen Essen in der Mensa trotz gleich gebliebener Studentenzahlen gesunken ist.

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„Es gibt kein Campusleben, jeder will so schnell wie möglich wieder weg“, steht auf einem der Zettel. Der Grund hierfür sei möglicherweise auch die schwierige Wohnsituation in Potsdam, so Heiß. Deshalb versuche das Studentenwerk aktuell, preisgünstigen Wohnraum für Studenten zu schaffen und erhalte hierfür auch Mittel vom Land.

„Das ist doch ein Nullsummenspiel“, entgegnet aber Sittler. Ersetzt werde nur Wohnraum, der ohnehin schon jahrelang marode sei. Letztlich allerdings sahen alle Beteiligten die Universität auf einem guten Weg, auch wenn der Vergleichsmaßstab eher Paderborn oder Oldenburg als die Humboldt-Universität sei, wie Oliver Günther bemerkte.

Richard Raabensaat

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