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Ephraim Peise hat die Songs für das Musical "Wemmicks" geschrieben. 

© Andreas Klaer

Filmuniversität Babelsberg: Mit ganz großer Hand

In Babelsberg entsteht das erste Musical der Potsdamer Filmuni. Um die Aufführung im September zu finanzieren, haben die Macher ein Crowdfunding gestartet.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Zu große Nase, zu dicker Bauch, zu kurze Beine. Geht es nach Schönheitsidealen von Hollywood und Co, fehlt immer irgendetwas für den perfekten Körper. Das kann – gerade bei jungen Menschen – zu enormem gesellschaftlichen Druck führen, im schlimmsten Fall zu psychischen Krankheiten und zur Ausgrenzung. In der Potsdamer Musicalproduktion „Wemmicks“ ist es eine zu große Hand, die den Protagonisten Punchinello nicht nur im Alltag einschränkt, sondern auch zu einem Außenseiter macht. „Die Figur basiert auf dem Buch ,You are special’ (,Du bist einmalig’) von Max Lucado“, sagt Ephraim Peise, Filmmusikstudent an der Filmuniversität Babelsberg. Von ihm stammt nicht nur die Idee, die Geschichte als Musical auf die Bühne zu bringen, er komponierte auch die Musik selbst. Im September soll die Produktion im Nikolaisaal zu sehen sein.

Das Musical ist ein Herzensprojekt - und die Masterarbeit

Das Genre Musical fasziniert ihn schon lange. Bereits 2009 hat er eine moderne Version von „Die Schöne und das Biest“ geschrieben und auch seinen Filmkompositionen wurde oft ein „Musicaltouch“ nachgesagt, wie er erzählt. „Irgendwann hat es dann klick gemacht und ich habe mich ganz dem Genre zugewandt.“ An der Buchvorlage habe ihn fasziniert, dass sie anspruchsvolle Themen anspricht, sie aber in eine unterhaltsame fantasievolle Geschichte verpackt. Denn der Protagonist Punchinello gehört zu den Wemmicks, ein Volk von Holzfiguren, die sich allerdings wegen ihrer hölzernen Haut schämen und sie unter pompöser Kleidung verstecken. Die bekommen sie von Cesario, einem machthungrigen Kleiderfabrikanten, der sich an der Unsicherheit der Wemmicks bereichert. Auch Punchinello versucht seine zu große Hand unter Handschuhen zu verbergen, reagiert aber allergisch auf den Stoff und macht sich daraufhin auf die Suche nach dem Holzschnitzer Eli, um sein Volk von Cesario zu befreien.

„Aus dem Stoff eine Show für die ganze Familie zu machen, hat mich total gereizt“, sagt Peise, für den Musical ein Herzensprojekt ist. 17 Songs hat er für „Wemmicks“ geschrieben, die gleichzeitig auch seine Masterarbeit sind – ohrwurmverdächtige Kostproben gibt es bereits auf der Webseite des Projekts zu hören. Die Dialoge seien bei der Produktion aber genauso wichtig, wie der Filmmusikstudent sagt. „Sie geben den Songs erst ihre Wichtigkeit, denn wenn jedes Wort gesungen wird, geht der Wow-Effekt verloren.“ Geschrieben hat das Drehbuch Dominik Grittner, ebenfalls Student der Filmuni. Bei der Entwicklung der Figuren gab es sogar professionelle Hilfe: von Librettist Michael Kunze, der für große Musicals wie „Elisabeth“ oder „Tanz der Vampire“ verantwortlich ist und auch Musicals von Andrew Lloyd Webber ins Deutsche übertragen hat. Schon während der Arbeit zu „Die Schöne und das Biest“ sei Peise mit Kunze in Kontakt gewesen, wie er sagt. „Damals hat er meine Figuren als zu oberflächlich kritisiert, deswegen haben wir uns jetzt sehr viel Mühe mit der Storyentwicklung gegeben.“ Die weicht ein bisschen von der Buchvorlage ab, Autor Lucado habe aber sein Einverständnis gegeben.

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15.000 Euro sind noch für das Projekt nötig

Bevor „Wemmicks“ am 27. September im Nikolaisaal zu sehen sein wird, gibt es noch einiges zu tun. Auch wenn das Projekt finanziell von der Filmuni unterstützt wird, fehlen noch 15 000 Euro, um den Saal, die Technik und die Musicalcrew finanzieren zu können. Deswegen haben die Studenten am vergangenen Montag eine Crowdfundingkampagne gestartet. Im Internet können verschieden große Beiträge ab fünf Euro gespendet werden. Als Dankeschön gibt es etwa Tickets für die Aufführung im September oder die CD zum Stück, deren Aufnahme auch durch das Geld ermöglicht werden soll. „Wir wollen mit dem Stück keinen Gewinn erzielen“, sagt Lisa Nawrocki, ebenfalls Studentin der Filmuni und Koproduzentin der „Wemmicks“. Sie kümmert sich um alle organisatorischen Dinge. Ziel der ersten Aufführung soll es vor allem sein, das Stück bekannt zu machen. „Wir werden Produzenten und Drehbuchautoren einladen“, so Nawrocki. „Und mit ein bisschen Glück nimmt sich einer von ihnen dem Stoff an und bringt ihn auf die großen Bühnen.“ Um dabei noch etwas Raum für eigene Vorstellungen zu geben, wird die Aufführung im Nikolaisaal noch nicht voll ausgestattet sein sein – zumindest was Kostüme und Bühnenbild angehen. „Wir werden eher andeuten, Bilder auf die Leinwand projizieren, sodass im Ansatz deutlich wird, was wir uns vorstellen“, erklärt Komponist Peise.

Dafür wird es aber ein 16-köpfiges Orchester geben, sowie Sänger und Tänzer. „Wir suchen noch dringend einen Trompeter und einen Geiger“, so Peise. „Wir wollen ja schon im April die Musik aufnehmen.“ Auch das Casting für die Darsteller läuft noch. Für eine erste Probeaufführung im vergangenen Jahr konnten sie immerhin einen bekannten Namen der Musicalszene gewinnen: Christoph Apfelbeck, der schon in „Elisabeth“ spielte und derzeit in der Neuinszenierung von „Tanz der Vampire“ in St. Gallen mitwirkt. Ob er im September auch mit dabei sein wird, steht aber noch nicht fest.

Infos und Crowdfunding >>

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