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Eckehard Binas und seine Nachfolgerin Eva Schmitt-Rodermund.

© Ottmar Winter

Eva Schmitt-Rodermund übernimmt: Neue Präsidentin der FH-Potsdam will einiges ändern

Eva Schmitt-Rodermund ist nun offiziell Präsidentin der Fachhochschule Potsdam. Am Montag übernahm sie offiziell die Leitung - und kündigte direkt einige Veränderungen an.

Von Katharina Wiechers

Bornstedter Feld - Die Fachhochschule Potsdam hat nun offiziell eine neue Präsidentin. Am Montag wurde in einem Festakt im Großen Hörsaal des Hauptgebäudes das Präsidialamt an Eva Schmitt-Rodermund übergeben. Bei ihrer Antrittsrede kündigte sie unter anderem an, einen neuen Führungsstil etablieren zu wollen. Ihr Vorgänger Eckehard Binas sprach bei der Veranstaltung ebenfalls. Er blickte auf sechs Jahre FH-Präsidentschaft zurück – und ließ auch kritische Töne anklingen.

Das Gegenstromprinzip

Schmitt-Rodermund, die zuvor an der Universität Jena tätig war, will in ihrer bereits seit Januar laufenden Amtszeit ein „alternatives Führungsmodell“ an der FH einführen. Konkret sprach sie vom sogenannten Gegenstromprinzip. Dabei sollen Vorschläge der Leitung zunächst in die Hochschulöffentlichkeit gegeben werden. Diese kann sich dann eine Meinung bilden und Änderungsvorschläge machen, die dann wiederum von der Leitung aufgenommen werden. Diese Kombination aus Top-down- und Bottom-up-Planung führte zu besseren Entscheidungen, die dann auch gemeinsam getragen würden, so Schmitt-Rodermunds Hoffnung. Hochschulleitungen seien zwar Motoren für Veränderungen, die aber nicht ohne die Klugheit, Kreativität und Erfahrung der Hochschulmitglieder umsetzbar seien. Die Hochschule sei ein „Haus mit den vielen Türmchen und Winkeln“, aus dem ein Gebäude werden müsse, welches als Ganzes funktioniere, Kooperationsmöglichkeiten und Synergien nutze und eine gemeinsame Vision teile, so die neue Präsidentin außerdem. „Das bedeutet aber nicht, dass alle dasselbe machen sollen“, betonte sie. Stattdessen sollten Nischen sowohl für „lehrengagierte Leute“ als auch für forschungsaktive Kollegen geschaffen werden.

Leben in Bornstedt

Die 1964 in Herne (Nordrhein-Westfalen) geborene Wissenschaftlerin hat in Gießen Psychologie studiert und an der Universität Jena promoviert, wo sie 2003 auch habilitiert wurde. Seit 2010 war sie dort stellvertretende Kanzlerin und Dezernentin für Akademische und Studentische Angelegenheiten, zudem außerplanmäßige Professorin am Institut für Psychologie. Im Juni 2018 wurde sie zur neuen Präsidentin der FH Potsdam gewählt, seit Januar 2019 ist sie im Amt. Mit ihrem Mann Rainer Silbereisen, ebenfalls ein Wissenschaftler, ist sie nach Bornstedt gezogen. Von Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD), die ebenfalls zur Amtseinführung gekommen war, gab es jede Menge Vorschusslorbeeren für Schmitt-Rodermund. Sie habe hervorragende Kompetenzen auf dem Gebiet des Wissenschaftsmanagements, so die Ministerin. Die neue Präsidentin könne sowohl erfolgreiche eigene Forschung als auch Erfahrungen in leitender Position in der Universitätsverwaltung vorweisen. Bei den ersten Gesprächen habe sie zudem den Eindruck gewonnen, dass die Schmitt-Rodermund „viel Mut und neue Ideen mitbringe“, so Münch.

Auch den Vorgänger Binas würdigte die SPD-Politikerin. Zu seinen Verdiensten gehörten unter anderem die Stärkung des Forschungsprofils, die Erweiterung des Studienangebots und die Vollendung der Zusammenfassung aller FH-Einrichtungen an einem Standort. Heute sei die Hochschule stark nachgefragt, so Münch. „Es gibt hier hervorragende Studienbedingungen und exzellente Lehre, das spricht sich herum.“

Alter FH-Präsident blickt zurück

Binas, der nicht für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen worden war, hat das Amt bereits im Dezember übergeben. Nach zwei Monaten der Abwesenheit kehrte er nun sichtlich gerührt wieder an seine Wirkungsstätte zurück – und blickte nicht ganz so ungetrübt auf seine Zeit als Präsident zurück. Er verglich seine Tätigkeit mit dem brasilianischen Kampftanz Capoeira – bei dem es um Akrobatik, Beweglichkeit und Spaß gehe, aber eben auch um plötzliche Attacken und Erschöpfung, „die aber keiner merken darf“. Auch die unterschiedlichen Rollen, die man als Präsident einer Hochschule einnehmen müsse, beschrieb Binas teils recht schonungslos: So gehe es nicht nur darum, die Hochschule zu repräsentieren, politisch zu agieren, Strategien zu entwickeln, die Verwaltung zu verantworten und Konfliktmanagement zu betreiben. Man werde mitunter auch zum „Schuldhabenden vom Dienst“, nämlich dann, wenn man eine der Rollen nicht hinreichend ausfülle. Den Vorfall aus dem Jahr 2017, als er sich für eine als sexistisch gedeutete Äußerung vor dem Senat der Fachhochschule entschuldigen musste, erwähnte Binas nicht direkt. Er bedankte sich aber bei verschiedenen Mitarbeitern, die auch dann Loyalität bewiesen hätten, „als die Luft dünn wurde“. Und auch an das Ministerium richtete Binas noch einen letzten kritischen Appell: „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Hochschulpolitik den Hochschulen mehr vertraut und in die Planungen besser miteinbezieht.“

Auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) äußerte einen Wunsch – allerdings wiederum an die FH. Er hoffe, dass der Mehrwert, den die Stadt durch die Fachhochschule habe, künftig noch mehr sichtbar werde, etwa durch Zusammenarbeit in der Stadtentwicklung. „Mit anderen Worten: die Stadtgesellschaft soll noch mehr von der FH haben.“

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