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Brandbeschleuniger. Vornehmlich Kiefernwald brannte auch 2018 bei Treuenbrietzen nieder. 

© Sebastian Gabsch

Erdsystemforschung Potsdam: Brandgefährlich

Deutsch-polnische Studie zu Ursachen von Waldbränden stellt der Kiefer ein schlechtes Zeugnis aus. Experten empfehlen einen Waldumbau.

Potsdam - Geoforscher aus Potsdam haben zusammen mit Kollegen aus Cottbus, Greifswald und Polen die Ursachen der Waldbrände untersucht. Ein Ergebnis der Studie in einer Region im Nordosten Polens ist, dass Veränderungen von Waldbränden im 19. und 20. Jahrhundert vom Menschen angetrieben wurden. Die Wissenschaftler sehen auch einen aktuellen Handlungsbedarf beim Waldbrandrisiko.

Mehr Waldbrände durch organisierte Forstwirtschaft

Das internationale Team von Forschern um Elisabeth Dietze, ehemals am Geoforschungszentrum in Potsdam GFZ, heute am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), fand heraus, dass in Nordostpolen mit dem Wandel zur organisierten Forstwirtschaft Ende des 18. Jahrhunderts verstärkt Waldbrände auftraten. „Dabei spielte unter anderem der Waldumbau zu Kiefernmonokulturen eine Rolle“, so die Forscher. Die vermehrten Brände hätten es in der Folge wiederum notwendig gemacht, die Wälder anders zu bewirtschaften und zu pflegen.

Die Forscher untersuchten den Zusammenhang von Waldbewirtschaftung und -bränden in der Waldlandschaft um den Czechowskie-See in der Bory Tucholskie, einem der größten Waldgebiete Mitteleuropas. Das Team fand zwei markante Veränderungen des Brandregimes im 19. und 20. Jahrhundert – beide vom Menschen verursacht. So hätten Brände in der Mitte des 19. Jahrhunderts zugenommen, als für die Industrialisierung notwendige brennbare, schnell wachsende Kiefernmonokulturen angelegt wurden. „Nach verheerenden Bränden im Jahr 1863 begann man, Feuer als bedeutsamen Faktor in die Waldbewirtschaftung miteinzubeziehen“, erklärt Elisabeth Dietze.

Seit 1990 wieder mehr Kiefern gepflanzt

Die staatliche Forstwirtschaft reagierte Ende des 19. Jahrhundert mit einer aktiven Brandvermeidungsstrategie. Beispielsweise habe man durch ein dichteres Wegenetz Brände verhindert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden in den 1990er Jahren wieder mehr Kiefern gepflanzt. „Im Zuge des Klimawandels mit seinem Temperaturanstieg und häufigeren Trockensommern ist daher eine neue Anpassung der Forstwirtschaft nötig“, konstatiert Elisabeth Dietze. „Man sollte den Wald umbauen – hin zu diverseren und weniger brennbaren Baum- und Straucharten“, so Dietze. Das sei das wichtigste Ergebnis für die Forstwirtschaft. Die Forscher vom GFZ, der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald, der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus und der Polnischen Akademie der Wissenschaften, haben ihre Ergebnisse nun im Fachjournal „Plos One“ als Partner veröffentlicht. 

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