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Der Potsdamer Weltklimarat-Autor Ottmar Edenhofer plädiert für weltweiten Emissionshandel, um Klimaschutz zu ermöglichen

Dass der Klimawandel Folgen hat, die nicht mehr verhindert werden können, ist eine der Erkenntnisse, die man aus den drei jüngsten Reports des Weltklimarates (IPCC) ziehen kann, die Anfang November in Kopenhagen vorgestellt wurden. So erwarten die Forscher etwa, dass der Meeresspiegel wahrscheinlich noch Jahrhunderte steigen wird, auch wenn entsprechende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Dennoch: Zumindest der Temperaturanstieg kann noch begrenzt werden. Die Menschheit habe noch eine Wahl, ob sich die Erde um zwei oder um vier Grad Celsius erwärmen werde – „je nachdem, ob wir gute oder schlechte Klimapolitik machen“, sagt einer der führenden IPCC-Autoren, Ottmar Edenhofer. Edenhofer ist Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Es gibt noch ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahrzehnten, in dem der Klimawandel zu akzeptablen Kosten gebremst werden kann“, sagte Edenhofer zum aktuellen IPCC-Bericht. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts gelte es nur noch, sich an die veränderte Natur anzupassen. Eine Verhinderung sei dann nicht mehr möglich.

Edenhofer war an den am 2. November vorgestellten Schlussfolgerungen des Weltklimarates beteiligt, er warnt vor den Auswirkungen der momentanen Kohle-Renaissance, die zu einer Erderwärmung von vier Grad statt der als Ziel gesetzten maximal zwei Grad führen könnte. „Der Deponieraum in der Atmosphäre muss durch politische Entscheidungen begrenzt werden“, so Edenhofer.

Edenhofer, der auch Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) ist, forderte ein internationales Klimaschutzabkommen, das „Nutzungsrechte an der Atmosphäre“ für die Staaten regelt. In der Atmosphäre sei nur begrenzt Platz für Kohlendioxid-Emissionen. Sie müssten einen hohen Preis haben, „um die Knappheit des 21. Jahrhunderts zum Ausdruck zu bringen“. Nur eine Reform des europäischen Emissionshandels reiche hier nicht aus, sagte Edenhofer. Alle wichtigen Emittenten müssten mitmachen. Die Staaten wollen beim UN-Klimagipfel 2015 in Paris ein neues Klimaschutzabkommen beschließen. Edenhofer äußerte sich skeptisch darüber, ob darin bereits Absprachen zur Verteilung der Emissionen enthalten sein werden.

Die Treibhausgas-Emissionen steigen weltweit trotz intensiver Bemühungen um den Klimaschutz weiter an. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 haben die globalen Emissionen sogar schneller zugenommen als in den drei Jahrzehnten zuvor. „Wir sind heute nicht auf dem Weg, das gesetzte Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Und je länger wir die dazu notwendigen Klimaschutzmaßnahmen verzögern, umso größere Risiken nehmen wir auf uns – bei den Klimafolgen, aber auch im Klimaschutz“, sagt Edenhofer. „Auch der Klimaschutz birgt Risiken“, so Edenhofer. Etwa beim Ausbau der Stromerzeugung aus Biomasse oder der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid (CO2) aus den Abgasen von Kraftwerken gibt es offene Fragen zum Einsatz in großem Maßstab. „Doch diese Risiken sind beherrschbar – das ist der fundamentale Unterschied zu den potenziell unbeherrschbaren Risiken des Klimawandels“, so Edenhofer.

Für den Klimaökonom ist der Emissionshandel primär für erfolgreichen Klimaschutz: „Wenn wir die Kohlesubventionen abschaffen würden, dann wäre schon viel getan für den Klimaschutz.“ Zudem müsste jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid zunächst 20 Euro kosten, schlägt Edenhofer vor, bei stetiger Steigerung des Betrags. „Das ginge etwa mit einer Klimabank, ähnlich der Europäischen Zentralbank, die CO2-Zertifikate aus dem Handel nimmt, wenn es zu viele gibt.“ dpa/Kix

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