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Grimmige Mischung. Die Gruppe Uniater inszeniert Grimms Märchen.

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Studententheater führt Grimms Märchen auf

Die Flammen der Kerzen flackern. In rhythmischer Gleichmäßigkeit ist der helle Lichtschein zu sehen. Eigentlich viel zu sehr im Takt. Und plötzlich ist die Kerze aus, obwohl kein Lüftchen sie berührt hat. Sina Schmidt nickt zufrieden. Selbst die elektrisch betriebenen Kerzen funktionieren voll nach Plan. Denn bei „Uniater“ hört alles auf ihr Kommando, selbst die LED-Kerzen. Am heutigen Freitag bringt die studentische Theatergruppe mit „Grimm?!“ ihr erstes Stück im Freiland auf die Bühne.

Mit „Grimm?!“ hat sich das Studententheater, das sich im letzten Jahr neu formierte, gleich einer anspruchsvollen Materie zugewandt. Denn nicht ein oder zwei verschiedene Märchen der Gebrüder Grimm sollen in diesem Stück zu einer großen Geschichte zusammengefasst werden, sondern gleich dreizehn verschiedene. Neben den Klassikern wie „Aschenputtel“, „Dornröschen“, „Rapunzel“ und „Frau Holle“ werden auch Szenen aus etwas unbekannteren Märchen wie „Brüderchen und Schwesterchen“ oder dem „Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ zu sehen sein. „In beinahe allen Grimm-Märchen gibt es immer wieder dieselben Motive. Die sind vollgespickt mit stereotypen Figuren. Wenn ein Schauspieler die gleiche Figur in verschiedenen Märchen spielt, können wir aus diesem Stereotyp eine plastische Figur mit unterschiedlichsten Facetten machen“, erklärt Sina Schmidt die Idee hinter dem Stück. Ständig gebe es Momente in den Märchen, an denen man in eine andere Geschichte umschalten kann. „Es ist schließlich einfach, Dornröschen als Schneewittchen wieder aufwachen zu lassen.“ Dabei wollten sie zwar möglichst nah am Originaltext der Gebrüder Grimm bleiben, aber eben einer völlig anderen Strategie folgen. „Die Brüder Grimm haben die einzelnen Volkssagen zu einer Sammlung unterschiedlicher Märchen auseinandergezerrt. Wir haben das genaue Gegenteil gemacht und sie wieder zu einer großen Erzählung mit einem roten Faden zusammengefügt.“

Hinter diesem einfachen Konzept steckt jedoch ein ganzes Stück Arbeit, das seit November auf die Schultern der Gruppenmitglieder aufgeteilt werden musste. Denn nach der Gründung im vergangenen Jahr musste das Projekt „Uniater“ erst einmal in Gang gebracht werden. „Wir haben überall unsere wunderhübschen Flyer verteilt“, erzählt Sophie Roeder. Gemeinsam mit Sina Schmidt ist die Schauspielstudentin Initiatorin der studentischen Theatergruppe. Doch die kleinen blauen Papierschnipsel, die tatsächlich nur ein Minimum an Information enthielten, scheinen angekommen zu sein. Studenten verschiedener Fachrichtungen von Potsdamer und Berliner Hochschulen sind jetzt mit viel Engagement beim Projekt „Uniater“ dabei.

Um nach verschiedenen szenischen Lesungen im vergangen Jahr nun ihr erstes Stück auf die Bühne zu bringen, mussten jedoch erst einige Hürden überwunden werden. Schwer war es für die zunächst heimatlose Schauspielgruppe, einen Proberaum zu finden. Dann kam der Wechsel vom studentischen Kulturzentrum Kuze in verschiedene Räumlichkeiten des Jugendkulurzentrums Freiland. Auch der finanzielle Rahmen war durchaus begrenzt. „Wir fallen in keine Kategorie, sodass es am Ende unmöglich war, Fördergelder zu bekommen“, so Sina Schmidt. Die Frustration blieb dabei nicht aus. Doch das Projekt einfach hinzuwerfen kam für sie nie infrage. „Nicht bei dem Engagement, das die Leute hier zeigen“, sagt sie euphorisch.

In der letzten Probenwoche war noch einmal voller Einsatz gefragt. Vieles musste noch organisiert, der noch kahle Raum in einen waschechten Theatersaal umdekoriert werden, Sound, Licht und Schauspiel mussten den letzten Schliff bekommen. Aber unter dem Kommando von Sina Schmidt wurde bis kurz vor der Aufführung alles bis zur Perfektion getrieben. Chantal Willers

„Grimm?!“ – ein packender Märchenthriller, Aufführung am 24./26. Mai, um jeweils 20 Uhr im Freiland, Friedrich-Engels-Straße 22

Chantal Willers

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