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Nicht weit entfernt vom "Tatort" entdeckt Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) ein Büro, in dem spät in der Nacht ein Mann mit einer Bombe am Körper arbeitet.

© WDR/Frank Dicks

Diskussion um ARD-Krimi: Trotz Anschlag: Dortmunder Terror-"Tatort" soll nicht erneut weichen

Trotz des Anschlags auf den Mannschaftsbus des BVB soll der schon einmal verschobene Terror-"Tatort" aus Dortmund am Ostermontag nicht verschoben werden. Das können nicht alle nachvollziehen.

Das Erste will am Ostermontag wie geplant den Dortmunder "Tatort: Sturm" ausstrahlen. Die Frage nach einer möglichen Verschiebung stellte sich nach dem Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund im Vorfeld des Champions-League-Spiels zwischen dem BVB und dem AS Monaco insbesondere wegen der gleichermaßen regionalen wie thematischen Nähe des Films.

"Wir halten den zeitlichen Abstand nach dem Berliner Anschlag für die direkt betroffenen Angehörigen für gewahrt", sagte eine WDR-Sprecherin dem Tagesspiegel. Gemessen an der allgemeinen Lage, die sich täglich, stündlich ändern kann ließen sich Fragen zu einer Angemessenheit der Ausstrahlung nicht pauschal beantworten. "Es ist eine Abwägungsentscheidung. Der ,Tatort' kann aufgrund seiner zeitaktuellen inhaltlichen Ausrichtung der Realität nicht ständig ausweichen."

Anders sehen das Politiker und Mitglieder im WDR-Rundfunkrat. "Ich persönlich finde das nicht richtig", sagt Serap Güler, CDU-Politikerin im NRW-Landtag und Mitglied des WDR-Rundfunkrats. "Nach wie vor stehen viele Dortmunder unter Schock, da kann und darf man eine Sensibilität vom öffentlich rechtlichen Sender erwarten, der eben auch verantwortungsvoll mit derartigen Dingen umgehen muss."

Der Mut der BVB-Spieler

„Wenn die ARD in Rücksicht auf die Gefühle der Opfern und deren Angehörigen des Dortmunder Anschlags sich für eine weitere Verschiebung des Tatorts entscheidet, dann habe ich dafür Verständnis", sagt auch Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag. "Grundsätzlich finde ich, dass Spielfilme wie der ,Tatort', auch dabei helfen, Hintergründe und Ursachen für gesellschaftliche Realitäten zu ermitteln, um Auseinandersetzung und Verarbeitung des Geschehenen zuzulassen."

Auf den Mut der Spieler von Borussia Dortmund verweist Oliver Keymis, WDR-Rundfunkrat und Grünen-Politiker im NRW-Landtag. "Die BVB-Spieler haben am Mittwoch gespielt, und der WDR würde den ,Tatort' verschieben? Das finde ich schwierig."

Sicherlich sei es richtig, sich die Frage zu stellen, ob die Ausstrahlung des Tatortes am kommenden Montag richtig ist oder ob es nicht angemessener wäre ihn erneut zu verschieben, zumal der Tatort in Dortmund spielt und es offenbar um einen terroristischen Anschlag geht, sagt Petra Kammerevert (SPD) ebenfalls aus dem WDR-Rundfunkrat. "Ich halte die Entscheidung der ARD jedoch für nachvollziehbar, den ,Tatort' nun wie geplant auszustrahlen." Der "Tatort" insbesondere aus Dortmund sei bekannt dafür, dass er sich mit gesellschaftlichen Fragen und Problemen kritisch auseinandersetzt. "Dazu gehört leider im Moment auch der Terror, von dem viele europäische Länder in den vergangenen Wochen und Monaten getroffen wurden."

Insofern sei dieser Tatort leider nah an der Realität, der auch die Fiktion nicht ausweichen kann und nicht ausweichen sollte. "Wir müssen uns alle die Frage stellen, wie eine Gesellschaft mit einer solchen Situation umgeht." Die vielen Reaktionen der BVB-Fans vorgestern und gestern zeigten, dass man sich durch solche Anschläge auch nicht in die Knie zwingen lassen sollte und alle sind gestern ins Stadion gegangen nach dem Motto "Jetzt erst recht"." Sinnvoll wäre es vielleicht, sich im Anschluss an den Tatort in einer Gesprächsrunde genau über diese Frage auszutauschen, wie eine freiheitliche Gesellschaft mit solchen Anschlägen umgehen kann und sollte.

Ursprünglich hatte die "Tatort"-Folge, die von einem islamistischen Terror-Attentat handelt, bereits an Neujahr ausgestrahlt werden sollen. Mit Blick auf den Terroranschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem wenige Tage zuvor zwölf Menschen ums Leben gekommen waren, entschied sich die ARD damals jedoch dafür, den Film aus dem Programm zu nehmen.

"Natürlich muss ein 'Tatort' nah an gesellschaftlichen Realitäten sein", erklärte ARD-Programmdirektor Volker Herres im Dezember. "Aber mit Rücksicht auf die Opfer, ihre Angehörigen, Betroffene und das Empfinden von Zuschauern wollen wir diesen 'Tatort' nicht am Abend des ersten Tages im neuen Jahr, sondern mit größerem zeitlichen Abstand zeigen." Nun erfolgt die Ausstrahlung des Dortmunder Terror-"Tatort" also kurz nach dem Bus-Anschlag.

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