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Homepage: Die Welt schaut nach Potsdam Ein Ort zum Nachdenken und Reflektieren

25 Jahre ist nicht viel. Ein Mensch, der 25 Jahre alt wird, ist noch viel zu jung, als dass es erwähnenswert wäre – wobei es bekanntlich Ausnahmen gibt, aber Ausnahmen sind bekanntlich Ausnahmen.

25 Jahre ist nicht viel. Ein Mensch, der 25 Jahre alt wird, ist noch viel zu jung, als dass es erwähnenswert wäre – wobei es bekanntlich Ausnahmen gibt, aber Ausnahmen sind bekanntlich Ausnahmen. „Ein Vierteljahrhundert“ klingt schon gewichtiger, aber es bedeutet auch bloß dasselbe. Wir reden aber nicht über ein Menschenleben, sondern über eine Institution, und da können 25 Jahre viel sein. Die Dauer einer Institution, und da haben wir wieder die Parallele zum Menschenleben, ist ja gar nicht die leere, kalendarisch abzählbare Zeit, sondern die lebendige Zeit dessen, was geschehen ist, was man mit ihr, in ihr erlebt hat, und da fragt man sich doch manchmal (wie bei manchen bestaunenswerten Menschenleben), wie das da hineingepasst hat.

Die bevorstehende Jubiläumstagung des Einstein Forums („Truth and Beauty“, 13. bis 15. Juni) beschäftigt sich mit der alten philosophischen Frage nach dem Verhältnis von Wahrheit und Schönheit. Doch was wurde im Einstein Forum nicht alles schon diskutiert; wir blicken auf die Gedanken über die Reden Hiobs zurück und auf die Fragen, ob Nationen voneinander lernen können und was es mit der Parteilichkeit der Wissenschaft auf sich haben könne – warum man meint, menschliches Handeln aus etwas wie „Selbstinteresse“ erklären zu können – wir haben dem Nachdenken über Helden und Heldentum, Heilige und Verrückte, Opfer und Verlierer, über Wissenschaft als Fetisch, über Solidarität und das Erwachsenwerden, über das Verborgene, über Charakter, über Religion und Politik zugehört und selbst etwas dazu gesagt.

Im Einstein Forum hat man sich mit Vielem beschäftigt und auf vielerlei Weise, multum et multa. Mit politischen Themen wie etwa „Terror, International Law, and the Bounds of Democracy“, aber auch mit der Theorie und Geschichte der Gefühle. Gerade die Reihe „Passions in Cultures“ hat gezeigt, was gelingen kann, wenn man kluge Leute, die unterschiedliche Disziplinen repräsentierten, über gemeinsame Themenkomplexe sprechen lässt – über Angst und „Angst machen“, über Neid, über Zorn, über Traurigkeit und Trauer, über Stolz, über die Liebe und über die Liebe in der Musik, über Feste und Massenemotionen.

Das Land Brandenburg hat sich einen großen Gefallen getan, als es sich vor 25 Jahren das Einstein Forum geleistet hat; ein internationales Gelehrtenforum sollte es sein. Und was ist es geworden? Nun, genau das! Ein Blick auf die Themen und vor allem Teilnehmer der Veranstaltungen zeigt: Die Welt schaut nach Potsdam, die Welt kommt nach Potsdam. Und das Einstein Forum wäre nicht das, was es ist, wenn es anders wäre. Was immer sich wer gedacht hat, als es gegründet wurde, hätte er sich das gedacht, was daraus geworden ist, wir würden ihm Glück wünschen wollen zu der Idee. Jan Philipp Reemtsma

Der Autor ist seit vielen Jahren Mitglied im Kuratorium des Einstein Forums

Jan Philipp Reemtsma

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