zum Hauptinhalt
Mit Datenschutz. Das Plattner-Institut sieht sich zu Unrecht kritisiert.

© dpa

Homepage: Die Ruhe nach dem Facebook-Projekt

Über das Hasso-Plattner-Institut und der Schufa war eine Welle der Empörung hereingebrochen

Die einen wollten ihre Forschungen vorantreiben, die anderen wollten ihr Geschäftsmodell optimieren – am Ende stand ein Kommunikationsdesaster. Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) und die Kreditauskunft Schufa haben ihr Facebook-Projekt gestoppt. Nach zwei Tagen Dauerkritik von Datenschützern, Politikern und großen Teilen der Netzwelt haben die Wissenschaftler die Reißleine gezogen. Gegner fürchteten, das Institut könnte für die Schufa erforschen, ob und wie Informationen aus dem Internet bei der Bewertung der Bonität helfen könnten. Auch einige Tage nach dem Rückzug scheinen die Verantwortlichen des HPI überrascht: Mit solch einer Welle der Empörung hatten sie nicht gerechnet.

In Blogs, auf Facebook sowie im Kurzmitteilungsdienst Twitter hatte die Debatte eine Flut von ironischen Kommentaren ausgelöst. Das sorgt bei Instituts-Sprecher Hans-Joachim Allgaier für Kopfschütteln: „Wir hätten nie vermutet, dass sich so viele Menschen ohne Kenntnis der Sachlage aufregen und empören“, sagte er. Es sei das Gerücht von einem angeblichen Schnüffelsoftware-Projekt geschürt worden. Auch HPI-Direktor Christoph Meinel zeigte sich enttäuscht. Angesichts „mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit“ über den vereinbarten Forschungsansatz könne das wissenschaftliche Projekt nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden.

Erst im April hatten das Forschungsinstitut und Deutschlands größte Auskunftei das „SchufaLab@HPI“ gestartet. Die Schufa wollte das dreijährige Projekt mit 200 000 Euro unterstützen. Obwohl beide Seiten betont hatten, es handele sich ausschließlich um ein ergebnisoffenes Projekt, war die Idee unter massiven Beschuss geraten. „Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden“, warnte etwa Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU).

Nach einem Bericht von NDR Info stand auf einer Ideenliste unter anderem der Vorschlag, einen Zusammenhang zwischen dem Freundeskreis von Facebook-Mitgliedern und ihrer Kreditwürdigkeit zu erforschen. Zudem sei die Analyse von Textdaten denkbar, um ein Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln.

„Es hätte um explorative Grundlagenforschung gehen sollen“, rechtfertigt HPI-Sprecher Allgaier das Vorhaben. Man habe klargestellt, dass sich die Forschung niemals für Bonitätsprüfungen eignen oder verwenden lassen würde. „Dass der Datenschutz eingehalten wird, ist für ein öffentliches Uni-Institut ohnehin klar.“

Seit Jahren wird in Potsdam zum Thema „Data-Mining“ geforscht – also wie sich Daten im Netz sammeln und überprüfen lassen. „Eingesetzt werden dabei mathematische und statistische Methoden der Mustererkennung in großen Bergen frei zugänglichen Daten.“ Die Forschungsarbeit am HPI könne Unternehmen, wie Versandhäuser, Auskunfteien oder Autohändler, helfen die Datenqualität in ihren Datenbanken zu verbessern und fehlerhafte Angaben zu löschen.

Deshalb sagt Allgaier: „Viel ernster sollte genommen werden, dass arglose Kunden oft fahrlässig viel exaktere reale Daten von sich abliefern.“ Seit langem bringe man den Studenten am HPI Vorsicht und Sparsamkeit im Umgang mit Internetdaten bei. Mit den 200 000 Euro der Schufa hätten ein Senior Researcher und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am HPI finanziert werden sollen. Beide Forscher kümmern sich nun um andere Forschungsthemen. Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false