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Umwälzungen. Der Klimawandel beschleunigt die Luftmassen nach Süden (rot) wie gen Norden (blau).

© M. Mann, Penn State

Homepage: Die Menschheit verursacht extreme Wetterphänomene

Der Klimawandel verändert die Bewegung von Luftmassen – das soll Dürren, Hitzewellen und Überflutungen begünstigen

Wärme am Äquator, Kälte am Pol – das ist der Motor für den Jetstream, die wellenförmige Bewegung gigantischer Luftmassen zwischen Tropen und Arktis auf der nördlichen wie südlichen Erdhalbkugel. Dieser natürliche Feuchtigkeits- und Wärmetransporter und damit Wind- und Wettergenerator habe sich in den vergangenen vier Jahrzehnten stark verändert und zu einer „äußerst beunruhigenden“ Serie von extremen Wetterlagen beigetragen, warnen Forscher des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Pennsylvania State University.

Sowohl die Dürre in Kalifornien 2016 als auch andere sommerliche Wetterkatastrophen wie die Überschwemmungen in Pakistan 2010 und die Hitzewellen in Texas und Oklahoma 2011 und in Europa 2003 führen die Forscher um Michael Mann letztlich auf den menschgemachten Klimawandel zurück: Weil sich die Arktis durch die Treibhausgase schneller erwärmt als andere Regionen und weil sich vor allem im Sommer die Kontinente stärker als die Ozeane aufheizen, wird auf der Nordhalbkugel die Wellenbewegung der weltumspannenden Winde zwischen Nord und Süd verstärkt und ihre Vorwärtsbewegung von West nach Ost gebremst.

„In Daten aus Computersimulationen wie auch aus Beobachtungen sehen wir Veränderungen, die ungewöhnlich anhaltende, extreme Mäander des Jetstreams begünstigen, und diese wiederum unterstützen das Entstehen von Wetterextremen“, sagt Mann. „Wenn dasselbe Wetter wochenlang anhält, dann kann in einer Region aus sonnigen Tagen eine heftige Hitzewelle werden, oder Dauerregen führt zu Fluten“, so Stefan Rahmstorf vom PIK.

Die Forscher werteten für die im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlichte Analyse vor allem Satellitendaten aus. Da diese aber erst seit einigen Jahrzehnten zur Verfügung stehen, zogen sie für Aussagen über die langfristigeren Veränderungen des Jetstreams auch Temperaturdaten seit 1870 hinzu. Erst so konnten die Forscher die Entstehung der extremen Wetterphänome nachvollziehen und modellieren. „Wir haben uns Dutzende verschiedener Klimamodelle wie auch Beobachtungsdaten angeschaut, und es stellte sich heraus, dass die Temperaturverteilung, die das Stocken der planetaren Wellen begünstigt, in fast 70 Prozent der Simulationen zugenommen hat“, sagt Kai Kornhuber vom PIK. Der größte Teil der Veränderungen in den Bewegungen der Luftmassen – das verheerende Stocken – sei den Untersuchungen zufolge erst in den letzten vier Jahrzehnten gehäuft aufgetreten. Zwar können die Klimamodelle keine Einzelphänomene wie die Hitzewelle in Europa 2003 vorhersagen, weil sie dafür noch nicht präzise genug sind, sie helfen jedoch, Wettertrends zu erkennen. „Die Simulationen zeigen, dass der Anstieg der Treibhausgase für den Anstieg extremer Wetterphänomene wie Dürren, Überflutungen und Hitzewellen im späten Frühling und Sommer verantwortlich ist“, so Mann. Nach der Analyse historischer Daten soll das Modell nun für Vorhersagen weiterentwickelt werden. S. Karberg

S. Karberg

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