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Traurig an der Elbe: Kommissarin Brasch (Claudia Michelsen).

© MDR/filmpool fiction/Conny Klein

Der neue "Polizeiruf 110": Menscheln in Magdeburg

Der sehenswerte „Polizeiruf 110: Starke Schultern“ findet eine gute Mischung aus Krimi und Drama. Und auch die beiden Ermittler kommen sich mal näher.

Es ist eine bewährte Methode, festgefahrene Abläufe innerhalb eines Teams aufzubrechen, indem man die Gruppendynamik verändert, zum Beispiel durch ein neues Mitglied. Das funktioniert auch beim Krimi-Ensemble. Die beste Idee von Autor Josef Rusnak für den achten Fall des „Polizeiruf“-Teams aus Magdeburg war die Aufstockung des Trios um einen Psychologen, der einen Lehrstuhl für Kriminalistik hat.

Zunächst soll Niklas Wilke (Steven Scharf) dafür sorgen, dass die Kommunikation zwischen Kommissarin Brasch (Claudia Michelsen) und ihrem Kollegen Köhler (Matthias Matschke) in vernünftigen Bahnen verläuft. Das funktioniert zwar nur bedingt, aber immerhin überdenken die beiden ihr wenig konstruktives Verhalten.

Die zwischenmenschliche Ebene von „Starke Schultern“ ist reizvoll, zumal der Vorgesetzte (Felix Vörtler) für weitere Emotionen sorgt. Lemp muss mit Krebsverdacht ins Krankenhaus, was den Zwist zwischen seinen Mitarbeitern in anderem Licht erscheinen lässt. Das macht die Ermittlungen im aktuellen Fall nicht leichter: Auf das Haus des stadtbekannten Bauunternehmers Ottmann (Thomas Loibl) ist ein Brandanschlag verübt worden.

Ottmann hat ein Verhältnis mit seiner Schwägerin

Der Witwer entpuppt sich als ziemlich skrupelloser Geschäftsmann, der einen Ex-Kompagnon erst in den Ruin getrieben und dann seine Firma übernommen hat – nicht jedoch einen Großteil der Beschäftigten, weshalb ihn ein Arbeiter mit dem Messer attackiert hat. Als dieser Schneider (David Korbmann) Köhler niederschlägt und seine Dienstwaffe klaut, scheint sich die Lage für Ottmann zuzuspitzen. Für Lemp ist der Fall klar, erst recht, als Schneider sich stellt und die Brandstiftung gesteht. Brasch und Köhler glauben ihm nicht.

Bis hierher scheint „Starke Schultern“ ein nicht weiter aufregender Sonntagskrimi zu sein. Interessanter wird es, als sich herauskristallisiert, dass Rusnak und Regisseurin Maris Pfeiffer ein Familiendrama erzählen. Ottmann hat ein Verhältnis mit seiner Schwägerin Susan Dietrich (Ursina Lardi), die bereit ist, auch äußerlich in die Rolle ihrer verstorbenen Schwester zu schlüpfen.

Und die Ermittler? Nur kurz muss sich Claudia Michelsen wie ein bockiger Teenager aufführen, dann begegnen sich Brasch und Köhler auf Augenhöhe. Kein Wunder, dass der Teamchef den Psychologen längerfristig verpflichten will. Eine weitere Figur sollte ebenfalls mehr als nur eine Gastrolle spielen. Zum ersten Mal taucht Köhlers Frau auf. Claire (Bettina Stucky) ist Pastorin im Magdeburger Dom. Die beiden feiern über den Dächern der Stadt Hochzeitstag. Es menschelt ganz schön.

„Polizeiruf 110: Starke Schultern“, ARD, Sonntag um 20 Uhr 15

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