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Der geniale Baumeister: Buchreihe würdigt Karl Friedrich Schinkel

Der Baumeister Karl Friedrich Schinkel hatte einen direkten Draht zum König. Zwar war der Architekt als Geheimer Oberbaurat und Behördenchef in die Hierarchie der preußischen Verwaltung eingebunden.

Der Baumeister Karl Friedrich Schinkel hatte einen direkten Draht zum König. Zwar war der Architekt als Geheimer Oberbaurat und Behördenchef in die Hierarchie der preußischen Verwaltung eingebunden. Dennoch genoss der vielseitig talentierte Verwaltungsbeamte eine absolute Ausnahmeposition. Nachzulesen im 22. Band zu Schinkels Lebenswerk (ISBN 978-3-422-07203-9), an dem auch die Professorin für Denkmalpflege der Fachhochschule Potsdam, Martina Abri, mitgearbeitet. Sehr lange habe es gedauert, bis der Band erschien. Schon vor 16 Jahren waren die Vorarbeiten abgeschlossen. Da hatte sich die Recherche bereits ein dreiviertel Jahrhundert hingezogen. Schon 1931 startete der Kunsthistoriker und spätere Direktor der Nationalgalerie, Paul Ortwin Rave, die Herausgabe einer Buchreihe, in der das Lebenswerk Schinkels gewürdigt werden sollte. Von 1932 bis 1938 arbeitete der Kunstwissenschaftler Hans Junecke (1901-94) daran.

Eine Zweite Bearbeitungsphase erfolgte von 1986 bis 1994 gemeinsam mit Martina Abri. In dem nach über 80 Jahren Vorarbeiten erschienenen Band zur „preußischen Provinz Sachsen“, stellen die Autoren Hans Junecke, Martina Abri, Dieter Dolgner und Eva Börsch Supan das Wirken des Baumeisters in der Provinz im 19. Jahrhundert vor.

Erst im Jahre 1815 entstand die damalige Provinz Sachsen nach einer Neuordnung Europas beim Wiener Kongress, nachdem die Alliierten Napoleon Bonaparte bei Leipzig und Waterloo endgültig geschlagen hatten. Schinkel sei begeistert gewesen von dem neu gebildeten, recht zersplitterten Territorium, so Eva Börsch Supan. Der Baumeister betrachtete es als erheblichen „kulturellen Gewinn und ganz eigenes Tätigkeitsfeld“. Er sah darin das territoriale und geistesgeschichtliche Kernland deutscher Geschichte.

Als Baurat zuständig für die Erhaltung der Denkmäler in Sachsen, reiste Schinkel viel umher und erstellte Listen zu den vorgefundenen Bauwerken und notwendigen Erhaltungsmaßnahmen. So begeistert der Baumeister auch über den von ihm betreuten Bestand war, sah er sich doch bald mit der Realität der eher knapp bemessenen staatlichen Mittel für die Denkmalspflege konfrontiert. Bei einem seiner Hauptvorhaben, der Restaurierung des Magdeburger Doms, schlug er dann vor, auf ornamentale Details zu verzichten, um das Vorhaben überhaupt zu realisieren. Als Leiter der Oberbaudeputation hatte Schinkel die Möglichkeit, staatliche Bauten für das Königreich Preußen zu begutachten und zu verändern. Diese Befugnis nutzte er weidlich. Das führte dazu, dass er Sachsen seinen ästhetischen Stempel aufdrückte, was in der Baukultur des Landes einen nachhaltig positiven Eindruck hinterließ. Für den Kirchenbau entwarf Schinkel ein Muster, das als eine Art „Normalkirche“ als Vorlage für zahlreiche Bauten diente und durch seine klare Struktur besticht, erklärte Martina Abri.

Zahlreiche von Schinkels Skizzen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nur Notizen, Fotos und Aufzeichnungen, die Hans Junecke schon zuvor vom Werk des Architekten gemacht hatte, ermöglichten es, den Band in der nun vorliegenden Vollständigkeit zu erstellen. Als Junecke jedoch 1951 von Halle nach Westberlin übersiedelte und eine Professur an der Freien Universität Berlin annahm, kam die Arbeit an den Bänden zum Schinkelschen Lebenswerk erst einmal zum Erliegen. Erst seine beiden Assistenten Frank Augustin und Martina Abri führten die Forschungsarbeiten Juneckes in den 1980er Jahren auf der Grundlage eines Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft fort. Fotos, die Martina Abri von 1986 an von Schinkelschen Bauten in der damaligen DDR machte, haben heute einen dokumentarischen Wert und zeigen detailliert den damaligen Bauzustand. 

Richard Rabensaat

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