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Markus Rex wartet auf den Flug zur „Polarstern“.

© picture alliance/dpa/AWI

Coronakrise: Erneut Rückschlag für Polarforscher

Wichtige Messflüge mussten nun wegen Coronakrise gestoppt werden, die Nordpolexpedition des Forschungsschiffs "Polarstern" läuft aber weiter.

Potsdam - Der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat erneut Auswirkungen auf die Polarexpedition „Mosaic“, die vom Potsdamer Alfred-Wegener-Institut (AWI) federführend geleitet wird. Nachdem sich in der vergangenen Woche der Flug von Expeditionsleiter Markus Rex zum Forschungsschiff „Polarstern“ wegen eines Corona-Falls im Team verzögert hatte (PNN berichteten), wurden nun die für das Frühjahr geplanten Flüge zur Vermessung von Meereis und Atmosphäre in der Arktis abgesagt. Die außergewöhnliche Lage lasse „leider keine andere Wahl“, erklärte „Mosaic“-Koordinator Andreas Herber. Nun werde die Entwicklung genau beobachtet und an Alternativplänen gearbeitet. Eventuell könnten die beiden für den Sommer geplanten Messflugkampagnen verlängert werden.

Norwegische Regierung kann Einreise verweigern

Das AWI verwies zur Begründung der Entscheidung auf die von der norwegischen Regierung eingeführten Schutzmaßnahmen gegen Corona. Demnach müssen alle ausländischen Reisenden damit rechnen, dass ihnen die Einreise verwehrt wird oder sie sich zwei Wochen lang in Quarantäne begeben müssen. Die Basis für die Mosaic-Messflüge liegt auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen im arktischen Ozean. Die wissenschaftlichen Messflüge zur Erforschung von Atmosphäre und Meereis waren in vier Teilkampagnen in einem Zeitraum von März bis September eingeteilt. Ursprünglich sollten die beiden Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 Spitzbergen am 11. März erreichen. Nachdem ein Teilnehmer jedoch vergangene Woche positiv auf Corona getestet worden war, musste der Kampagnenstart verschoben werden.

Das Versorgungsschiff  "Kapitan Dranitsyn" (vorne) erreichte im Februar das Forschungsschiff "Polarstern" (im Hintergrund). 
Das Versorgungsschiff  "Kapitan Dranitsyn" (vorne) erreichte im Februar das Forschungsschiff "Polarstern" (im Hintergrund). 

© Steffen Graupner/Alfred-Wegener-Institut/dpa

Zentraler Teil der großangelegten „Mosaic“-Expedition ist der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“, der seit Oktober angedockt an eine riesige Eisscholle durch das Nordpolarmeer driftet. Bei der Expedition werden bislang unbekannte Daten zur Entwicklung des globalen Klimas gesammelt. Die Mission der „Polarstern“ laufe weiter, betonte das AWI. Am 14. März habe wie geplant der russische Eisbrecher „Admiral Makarov“ zusätzlichen Treibstoff zu dem Forschungsschiff gebracht.

Austausch der Besatzung im April geplant

Der für Anfang April geplante Austausch der Besatzung soll nach dem gegenwärtigen Stand erfolgen. Projektleitung und Teilnehmer stellen sich nun bedingt durch die Pandemie auf zusätzliche Herausforderungen ein. „So ist davon auszugehen, dass die Quarantäneregelung auch im April noch gilt und die Teilnehmer entsprechend viel Zeit vor dem vierten Fahrtabschnitt einplanen müssen“, heißt es vom AWI. Alle Teilnehmer seien zu „maximaler Vorsicht“ aufgerufen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Bevor sie auf das Schiff kommen, werden sie laut AWI zwei Mal auf Corona getestet: einmal noch vor Abreise in der Heimat, um eine Verbreitung des Virus durch die Reisetätigkeit zu vermeiden, ein zweites Mal am Ausgangsort der Expedition, um das Risiko einer Einschleppung des Virus in die Expedition zu minimieren. Auf „Polarstern“ selbst stehe dann auch eine Isolierstation bereit, falls es trotz aller Maßnahmen zu einer Infektion an Bord kommen sollte.

Die derzeitige Mannschaft der "Mosaic"-Forschungsgruppe auf der Polarstern. 
Die derzeitige Mannschaft der "Mosaic"-Forschungsgruppe auf der Polarstern. 

© Lukas Piotrowski/Alfred-Wegener-Institut Helmholt/dpa

„Wir haben auf den Ausbruch der Pandemie sehr schnell mit einem umfangreichen Sicherheitskonzept und einem engen medizinisch-diagnostischen Raster reagiert, um die Risiken für alle Expeditionsteilnehmer so weit wie möglich zu minimieren“, erklärte Expeditionsleiter Markus Rex, Atmosphärenphysiker an der Potsdamer Forschungsstelle des AWI und der Universität Potsdam. Die sich ausbreitende Infektionswelle sei eine immense Herausforderung für diese internationale Expedition. 

Gesundheit der Expeditionsteilnehmer geht vor

„Mit unserem Sicherheitskonzept begegnen wir dieser Herausforderung im Moment angemessen“, so Rex. Niemand wisse jedoch, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickeln wird. „Wir überprüfen und aktualisieren unser Konzept laufend – zurzeit müssen wir auf Sicht fahren und jeweils den sinnvollsten und sichersten Weg für die aktuell anstehenden logistischen Operationen finden“, sagte Rex. Es werde dabei eng mit den Gesundheitsbehörden der involvierten Länder zusammengearbeitet. „Die Gesundheit und Sicherheit aller Expeditionsteilnehmer haben höchste Priorität“, so das AWI.

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