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Die Potsdamer Studentin Carla Magnanimo (r.) mit ihrer Kommilitonin Janina Däuwel.

© privat

Corona-Pandemie: Ein erster Hoffnungsschimmer

Die Potsdamer Studentin Carla Magnanimo ist zu Beginn der Coronakrise zum Austauschsemester nach Turin gekommen. Mittlerweile keimt in Italien wieder Hoffnung.

Potsdam/Turin - Als Carla Magnanimo  vor gut zwei Wochen zum ersten Mal in den PNN berichteten, wie sie ihre Lage im abgeschotteten Norden Italiens empfindet, sprach sie von Ohnmacht. Ein Gefühl der Ohnmacht angesichts der vielen Corona-Infizierten und Toten. Andererseits bewunderte sie die Art, wie die Italiener mit der Situation umgehen. Mittlerweile nimmt sie einen Hoffnungsschimmer im Land wahr. "Die Zahlen flachen endlich ab", berichtet sie den PNN. Es gebe offenbar weniger Infizierte und weniger Tote, auch wenn es noch um Tausende geht. "Und vor allem gibt es immer mehr Menschen, die geheilt wurden und nach Hause dürfen." Das hebe die Stimmung und lasse die Menschen weiter durchhalten, meint die Studentin. 

Die 26-jährige Studentin aus Potsdam lebt seit dem 22. Februar in der italienischen Stadt Turin. Der Norden Italiens ist von der Corona-Pandemie in der Region am stärksten betroffen. Carla Magnanimo studiert an der Universität Potsdam Kulturwissenschaften und Kultursemiotik. Sie war gerade zu einem Auslandssemester in Turin angekommen, als die Infektionszahlen in der Region in die Höhe schnellten. Nach Turin kam sie zusammen mit ihrer Potsdamer Kommilitonin Janina Däuwel. „Die Uni habe ich leider noch nicht einmal betreten“, so Carla Magnanimo. Alle Bildungseinrichtungen wurden zwei Tage nach ihrer Ankunft geschlossen.

Die Stimmung schwankt

Carla Magnanimo stammt eigentlich aus Hamburg, ihre Mutter ist Deutsche der Vater Italiener. Zurück nach Deutschland möchte sie  derzeit nicht. Sie fühlt sich trotz der Situation in Turin sehr wohl. Mittlerweile unternehmen die Potsdamer Studentinnen erste Gehversuche außerhalb der strengen italienischen Quarantäne. Die Stimmung schwanke immer wieder hin und her, berichtet die junge Frau. Auch wegen des Frühlingswetters, das die Menschen nach draußen zieht. Vergangenes Wochenende war die Potsdamerin mit ihrer Kommilitonin auf einem Markt in ihrem Viertel. "Wir sind auf dem Weg dorthin durch die Sonne spaziert und für einen Moment hat es sich angefühlt wie ein normaler Samstag in Italien", erzählt sie. Nur der Markt selbst sei dann abgesperrt gewesen, die Polizei habe geregelt, wie viele Leute auf das Gelände durften. Die Stände standen weit auseinander, verkauft wurde an einer Absperrung. "Aber die Tatsache, dass man frisches Gemüse und Obst kaufen konnte, an einem sonnigen Tag war wirklich Balsam für die Seele." 

Italien ist nun seit über Monat unter Quarantäne. "Man verliert langsam das Zeitgefühl." Vor einer Woche seien die Maßnahmen noch einmal verschärft worden: Einkaufen ist nur noch im nächstgelegenen Supermarkt möglich, Joggen nur noch alleine, Spazierengehen gar nicht mehr, im Veneto darf man sich nur noch im Umkreis von 200 Metern von seinem Wohnort aufhalten. Die Studentin liest immer mehr Berichte über Polizeibeamte, die strenge Strafen verhängen, offensichtlich auch bei Handlungen, die offiziell noch als erlaubt gelten. Ein Vater, der mit seinem Hund und der Tochter 50 Meter von seinem Haus entfernt war, habe eine Strafe von 400 Euro zahlen müssen.

"Es schien kein Ende in Sicht"

"Das gibt einem ein merkwürdiges Gefühl, wenn man auf die Straße tritt, man hat das Gefühl, man würde etwas Illegales tun, obwohl man nur einkaufen geht." Auch wisse man manchmal gar nicht mehr, was man noch darf und was verboten ist. Offiziell wurde die Ausgangssperre bis zum 18. April festgesetzt. "Allerdings weiß ich nicht, ob man sich darauf verlassen kann." Als Anfang April an einem Tag an die 1000 Menschen starben, war für die Studentin emotional der Tiefpunkt erreicht: "Es schien kein Ende in Sicht. Das hat einen wahnsinnig frustriert."

Schutzkleidung. Carla Magnanimo in den Straßen Turins. 
Schutzkleidung. Carla Magnanimo in den Straßen Turins. 

© privat

Nun sind alle sehr gespannt, wie es weitergeht. "Es werden schon erste Prognosen gegeben, wann der Einzelhandel, Schulen und Bars wieder geöffnet haben werden." Allerdings werde es noch sehr lange dauern bis der Normalzustand wieder eingetreten ist. "Bis dahin werden wir uns mit Sicherheit schon wieder in Deutschland befinden." Selbst wenn Ende Mai, das ist bisher die Prognose, die Bars und Restaurants wieder öffnen dürfen, soll der Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden - und es werde wie in Deutschland darüber diskutiert, ob Gesichtsmasken Pflicht werden sollen. "Bis dahin können wir nichts weiter tun, als zuhause für unsere Prüfungen im Juni zu lernen", sagt Carla  Magnanimo. "Wenn wir Glück haben, können wir zumindest einen Aperol-Spritz zum Abschied in einer Bar trinken, bevor es für uns zurück geht."

Carlas Blog: https://peppinainquarantena.wordpress.com/

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