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Der Schauspieler und Regisseur Til Schweiger will, dass sich Crewmitglieder im Falle von sexuellen Belästigungen an Vertrauenspersonen wenden können.

© dpa

Causa Dieter Wedel: Til Schweiger geht voran

Konsequenzen und Aufklärung bei der Causa Wedel: Til Schweiger will Vertrauenspersonen am Set, Sender wollen Aufklärung

Der Schauspieler und Filmproduzent Til Schweiger geht voran. Als Reaktion auf die anhaltende Diskussion um sexuelle Gewalt in der Film- und Fernsehbranche hat er in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ am Mittwochabend angekündigt, dass es bei seinem nächsten Filmdreh zwei Vertrauenspersonen geben soll, an die sich Crewmitglieder im Falle von sexuellen Belästigungen wenden können. „Jeder, dem so etwas widerfährt, ist sein Leben lang traumatisiert“, sagte Schweiger über Opfer sexuellen Missbrauchs.
Mehrere Frauen werfen Regisseur Dieter Wedel, vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Wedel wies alle Anschuldigungen zurück. Schweiger zeigte Verständnis dafür, dass betroffene Frauen erst Jahre nach solchen Taten reden. „Wir müssen sagen: „Wir verstehen, warum ihr so lange gelitten habt und so lange nicht den Mut hattet“. Und nicht sagen: „20 Jahre hattet ihr die Chance und jetzt haltet die Klappe.“
Laut Schweiger wussten nicht alle in der Branche, dass er vergewaltigt haben soll. Man habe aber gewusst, dass er ein Menschenquäler sei. In vielen Fällen gehe es gar nicht um Sex, sondern um die Demonstration von Macht. „Leute, die ihre Macht demonstrieren und ausleben wollen, können nichts weniger leiden, als wenn sich jemand widersetzt. Deswegen wollen sie diesen Menschen brechen, verletzen und erniedrigen.“

Schauspielerin Karner: Wedel hat Macht missbraucht

Die Schauspielerin Brigitte Karner beurteilt Wedels Verhalten ähnlich: „Er hat seine Macht brutal missbraucht, und man hat es ihm gestattet“, sagte die Österreicherin bei „stern TV“ im RTL-Programm. In den 1990er Jahren hatte Karner mit Dieter Wedel zusammengearbeitet, in „Der große Bellheim“ spielte sie an der Seite von Mario Adorf.
Wedel habe sie schikaniert und beleidigt, nachdem sie Avancen des Regisseurs abgelehnt habe: „Die Bedrängung bestand darin, dass er aggressiv war. Und dass er dann wieder versucht hat, sogenannte private Momente zu finden, wo er plötzlich freundlich war“, sagte die Schauspielerin. Karner kritisierte, dass es Verantwortliche gegeben habe, die ihm gestattet hätten, seine Macht zu missbrauchen. Es müsse darüber geredet werden, warum Produzenten oder Leute beim Sender immer wieder geschwiegen hätten.
Mehrere Anstalten wollen jetzt intensiv aufklären. Das gilt inzwischen nicht nur für ARD und ZDF, sondern auch für den Privatsender Sat 1. Man nehme die aktuellen Vorwürfe gegen Wedel sehr ernst und habe eine Untersuchung angestoßen. Wedel führte bei dem erfolgreichen Sat-1-Mehrteiler „Der König von St. Pauli“ Regie. „Als Konzern haben wir eine moralische Verantwortung, unsere Mitarbeiter und die Mitwirkenden an unseren Produktionen vor sexueller Diskriminierung und Machtmissbrauch zu schützen“, sagte eine Sprecherin. Deshalb würden auch bereits bestehende Vorkehrungen noch einmal überprüft.

Bavaria prüft Zusammenarbeit

Zuvor hatte die Produktionsfirma Bavaria Film angekündigt, die Zusammenarbeit mit Wedel zu untersuchen. Bavaria Film beziehungsweise Bavaria Fiction hatten mit Wedel „Der König von St. Pauli“ und „Die Affäre Semmeling“ realisiert. Auch der Saarländische Rundfunk teilte vorige Woche mit, eine „Task Force“ solle aufarbeiten, wie der Sender mit den 1981 erhobenen Vorwürfen gegen Wedel umgegangen sei. (mit dpa)

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