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Verbunden. HPI-Chef Christoph Meinel (l.) mit dem Präsidenten der University of Technology Bejing, Guo Guangsheng.

© dpa

Homepage: Brücke nach China wird ausgebaut Westerwelle Schirmherr von E-Learning-Projekt

Der Anstieg schien erst unerklärlich. 2007 verdreifachte sich plötzlich die Zahl der Studenten in China, die seit 2002 an der Tele-Teaching-Internetbrücke des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) teilnahmen.

Der Anstieg schien erst unerklärlich. 2007 verdreifachte sich plötzlich die Zahl der Studenten in China, die seit 2002 an der Tele-Teaching-Internetbrücke des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) teilnahmen. Nach und nach erfuhr HPI-Direktor Christoph Meinel dann, dass die Olympischen Sommerspiele 2008 der Grund waren: „Wer in Peking meine Vorlesung hörte, hoffte darauf, beim olympischen Vorbereitungskomitee für IT-Sicherheit mitarbeiten zu können.“ Damals hatte Meinel rund 100 „Followers“ von der TU Peking, die von ihm mehr über Internetsicherheit lernen wollten. Heute sind es bereits um die 300 Online-Studenten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat nun für die Fortsetzung der Kooperation die Schirmherrschaft übernommen. Zur Feierstunde des zehnjährigen Bestehens konnte er wegen einer wichtigen Abstimmung im Bundestag zwar nicht wie geplant am Donnerstag am HPI erscheinen. Doch ließ er ausrichten, dass das auf weitere fünf Jahre fixierte Projekt dazu beitrage, die Zukunft gemeinsam mit dem wichtigen Handelspartner China zu gestalten. Ministerialdirektor Viktor Elbling sagte in Vertretung von Westerwelle, dass die Absolventen der Internetbrücke künftige Ansprechpartner für die deutsche Wissenschaft und Wirtschaft seien. Er verwies aber auch darauf, dass Freiheit, Verantwortung und Transparenz im Umgang mit dem Internet gemeinsam anzustrebende Werte sein müssten. Das offene Gespräch mit China sei wichtig: „Gute Beziehungen halten auch Meinungsverschiedenheiten aus.“

Für den Innovationsstandort Deutschland erwarten die Initiatoren der Internetbrücke von der deutsch-chinesischen Kooperation wichtige weitere Impulse. So sind eine gemeinsame E-Learning-Plattform, Stipendien-, Austausch-, und Forschungsprogramme geplant. HPI-Direktor Meinel vermittelt sein Wissen bereits seit 2002 über die Online-Brücke nach China. Als Informatik-Professor am Trierer Institut für Telematik hatte er die erste Internet-Übertragung seiner Vorlesung zu „Schwachstellen und Angriffspunkten im Internet“ gestartet. An der Technischen Universität Peking wurde die Live-Vorlesung auf eine Leinwand projiziert. „Außergewöhnlich daran war, dass die Volksrepublik China es somit erstmals ihren Studenten möglich machte, live an Online-Vorlesungen einer ausländischen Universität teilzunehmen“, erinnert man sich heute am HPI. Meinel, der 2004 Direktor des Potsdamer HPI wurde, setzte hier die Zusammenarbeit mit China fort. Mit seinem Vorhaben leistete er Pionierarbeit. Denn das, was damals als exotisches Nischenprojekt erschien, wird heute weltweit millionenfach als E-Learning praktiziert. Auch am HPI: Der im September 2012 gestartete Online-Kurs „openhpi“ hat mittlerweile mehr als 15 000 Nutzer weltweit.

Heute ist Meinel dazu übergegangen, die Internet-Vorlesungen nicht mehr per Live-Streaming anzubieten, sondern aufzuzeichnen und auf einen Server der TU Peking hochzuladen. Das erspare den chinesischen Studenten das Herunterladen der Vorlesung vom HPI-Server in Deutschland. Einmal im Jahr, nach Beendigung der Vorlesung, fliegt Meinel nach Peking und nimmt von jedem Vorlesungsteilnehmer eine mündliche Prüfung ab. Wer besteht, bekommt ein Zertifikat aus Potsdam. Jan Kixmüller

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