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Braunkohle und Klimaschutz: Kohle nicht ohne CCS

Deutschlands Kohlekraftwerke bleiben in der Reserve. Die Klimaforschung setzt indes beim Thema Kohle weiterhin auf das umstrittene CCS-Verfahren, bei dem Kohlendioxid unterirdisch gespeichert wird.Es sei unabdingbar, um Zeit für den Klimaschutz zu gewinnen.

Potsdam - Nach dem Kohlekompromiss der Bundesregierung werden Deutschlands schmutzigste CO2-Schleudern als Reserve auch über 2017 hinaus in Betrieb bleiben. Dass die energetische Nutzung der Kohle das Klimaziel nur unter entsprechenden Bedingungen möglich macht, haben Klimaforscher immer wieder betont. Eine Bedingung dafür ist das umstrittene CCS-Verfahren, bei dem, das Kohlendioxid an den Kraftwerken abgefangen und unterirdisch gespeichert wird. Ein Verfahren, das laut Geoforschung machbar ist, aber bislang keine Mehrheit in der Gesellschaft fand.

Die Klimaforschung ist indes schon einen Schritt weiter: Nach ihren Berechnungen wird CCS für das Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad seit der Industrialisierung zu begrenzen, ohnehin unumstößlich benötigt. Nicht nur, um schmutzige Kohlekraftwerke klimaneutral zu machen, sondern auch um der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen, was als negative Emissionen bezeichnet wird.

Klimaforscher aus Potsdam: CCS als Option

Der Potsdamer Klimaökonom Ottmar Edenhofer geht davon aus, dass ohne CCS bis zum Ende des Jahrhunderts die Nutzung der Kohle um knapp 90 Prozent verringert werden müsste, bei Öl und Gas wären es jeweils fast zwei Drittel weniger. Selbst mit CCS müsste die Kohle-Nutzung noch ungefähr um zwei Drittel reduziert werden. „Mit anderen Worten: CCS ist eine Option, die den Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft verzögert“, sagte Edenhofer im PNN-Interview. „Es ist eine kosteneffektive Option, um Zeit zu kaufen – angesichts der enormen Herausforderung benötigen wird diesen Zeitgewinn“, so der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). In der Atmosphäre sind nach Berechnungen der Klimaforschung noch Platz für etwa 1000 Gigatonnen CO2, wenn man das Zwei-Grad-Ziel einhalten will. „In der Erde stecken aber noch rund 15.000 Gigatonnen an fossilen Ressourcen und Reserven“, so Edenhofer.

Die klimapolitische Transformation der Energiewirtschaft macht Edenhofer grundsätzlich davon abhängig, dass die Knappheit der Atmosphäre in einem Preis für CO2 reflektiert wird. „Ein CO2-Preis ist eine notwendige Bedingung für den Einstieg in eine effektive Klimapolitik“. Hinzu kämen die negative Emissionen, die zum Beispiel dadurch erreicht werden könnten, dass nachhaltig gewonnene Biomasse für die Stromgewinnung genutzt wird, die somit als fast CO2-neutral betrachtet werden kann. Die CO2-Bilanz werde negativ, wenn an den Kraftwerken das CO2 außerdem abgefangen und im Untergrund gespeichert werde, mit Hilfe des CCS-Verfahrens. „Damit könnte die Menschheit der Atmosphäre zum Ende des Jahrhunderts bis zu 20 Gigatonnen CO2 pro Jahr entziehen“, so Edenhofer.

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