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Potsdamer Weltmeister. Franz Löschke im Zieleinlauf bei der Team-Staffel-Weltmeisterschaft am 21. Juli in Hamburg.

© Markus Scholz/dpa

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Wie der Triathlon-Team-Weltmeister Franz Löschke Uni-Studium und Training gleichzeitig bewältigt

Der Ehrgeiz treibt ihn an. Wenn die Muskeln schwer werden, ist es der Ehrgeiz, der Franz Löschke die weiteren Kilometer überstehen lässt. „Höher, schneller, weiter“ ist das olympische Motto, dem er sich ganz verschrieben hat. Und das nicht nur im Sport. Denn der erfolgreiche Potsdamer Triathlet, der bei der Weltmeisterschaft in Hamburg in diesem Juli den Titel im Teamwettbewerb erkämpfte, strebt auch in seinem Studium immer nach der bestmöglichen Leistung. Franz Löschke studiert an der Universität Potsdam Rehabilitation und Prävention im Bereich Sportpsychologie. Und das mit vollem Einsatz. Was da häufig nur fehlt, ist Zeit.

Wenn sich die meisten seiner Kommilitonen morgens um 7.30 Uhr noch einmal im Bett umdrehen, ist Franz Löschke längst auf Betriebstemperatur. Mit einem Krafttraining steht die erste Einheit des Tages auf dem Programm. Seine Sportart, der Triathlon, verlangt von dem Sportstudenten immer vollen körperlichen Einsatz. Für die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen benötigt man Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und eine grundsolide Technik. Ruhe gönnt Franz Löschke seinem Körper nur selten. „Im Triathlon kommt es auch auf die Kilometer an, die man im Training zurücklegt. Man verkraftet Wettkämpfe besser, wenn man im Vorfeld mehr gemacht hat“, erklärt der 24-Jährige. Seinen vielen Trainingskilometern verdankte er so den Einsatz in der Teamkonkurrenz bei den Triathlon-Weltmeisterschaften. „Bei meinem Start wusste ich, dass wir gewinnen“, so Löschke. Er erzählt das, als wäre der Gewinn eines Weltmeistertitels nichts Ungewöhnliches. Doch stolz ist er schon auf seinen Erfolg, das verraten seine Stimme und sein Lächeln.

Trotz seines Erfolges gehört Franz Löschke nicht zu den Menschen, die sich gerne in den Vordergrund drängen. Er ist eher ein ruhiger Typ. Beim Erzählen nimmt er sich die Zeit, die er in seinem straffen Tagesprogramm sonst nicht hat. Er überlegt gut, was er sagt, ganz ohne Starallüren, die man von anderen erfolgreichen Sportlern kennt. Immer wieder schaut der Sportler zuerst auf seine Hände, bevor er antwortet. Es wirkt, als ruhe er in sich selbst.

Vielleicht ist es diese ruhige Art des Sportlers, die ihn auch unter seinen Kommilitonen im Bachelorstudiengang Rehabilitation und Prävention so beliebt macht. „Die informieren sich tatsächlich darüber, wie meine letzten Wettkämpfe waren“, erzählt der Student mit Verwunderung. Er hatte eher mit Ablehnung gerechnet. Denn im Studium hat er durch seine sportlichen Aktivitäten einige Vorteile. Nicht nur was das Fachliche betrifft, sondern auch in der Organisation. „Die meisten Dozenten verstehen es, wenn ich aufgrund von Trainingslagern nicht so häufig da bin“, erzählt er. Sie würden ihm Ausweichtermine für die Klausuren geben oder Ersatzleistungen zulassen. Allerdings gebe es auch Dozenten, die weniger kooperativ reagieren. Gerade die, die generell mit Sport weniger anfangen können.

Wenn Abgabetermine oder Klausuren anstehen, bedeutet das für Löschke einige Nachtschichten. Doch auch hier ist er im Vorteil: „Durch meinen Sport habe ich von vielen Dingen schon gehört und brauche da dann nicht mehr so intensiv für lernen.“ Bei anderen Fächern falle ihm das nicht so leicht. Sportökonomie zum Beispiel. Wenn es dann für die meisten Studenten in den Semesterferien heißt, auszuspannen, muss Franz weiterlernen. „Ende September stehen noch die Klausuren an, die ich vom Anfang der Semesterferien nach hinten verschoben habe.“ Denn da war er gerade auf dem Weg nach Hamburg und zu seinem ersten Weltmeistertitel im Erwachsenenbereich.

Bereits 2009 zeigte der aus dem brandenburgischen Finsterwalde stammende Triathlet, was es heißt, mit einer Doppelbelastung umzugehen. Während er einerseits für seine Abiturprüfungen an der Potsdamer Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ lernte, trainierte er für die U23-Weltmeisterschaften an der australischen Goldküste. Damals also Abitur und WM-Kämpfe, heute ist es die Balance zwischen Hochleistungssport und Studium, die er meistern muss. Doch Löschke hat einen klaren Fokus: Nachdem er in den ersten zwei Semestern versucht hat, ein Vollzeitstudium und mehrere Trainingseinheiten am Tag unter einen Hut zu bekommen, streckt er sein Studium nun ganz bewusst über ein paar Semester. „Ich habe gemerkt, wie sehr ich körperlich und seelisch mit der Situation belastet war.“ So sei er viel anfälliger für Krankheiten geworden.

Die körperliche Erschöpfung ist sein ständiger Begleiter. Wenn er einmal Zeit und Ruhe hat, schlendert er durch die Potsdamer Innenstadt, gönnt sich eine heiße Schokolade. Sein einziges großes Laster, erzählt er mit einem Lachen. Viel Zeit für Freunde und die Familie sei nicht. Aber da viele Freunde selbst Sportler sind, sei das gegenseitige Verständnis groß. „Und meine Eltern planen sogar ihren Familienurlaub nach meinem Wettkampfkalender.“

Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 sind das nächste Ziel, auf das der Potsdamer jeden Tag hinarbeitet. Was danach kommt, sei noch ungewiss. Ein Marathon und der Ironman auf Hawaii sind in seiner sportlichen Laufbahn aber noch fest eingeplant. Für seinen beruflichen Werdegang hat Franz auch schon einige Ideen, von denen er aber noch nichts verraten will. Seinem Projekt Zukunft widmet er sich mit ebenso viel Engagement wie seiner sportlichen Karriere und dem Studium. Und dafür will er sich dann vor allem deutlich mehr Zeit nehmen.

Chantal Willers

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