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Die Umweltaktivistinnen Greta Thunberg (2.v.l) und Luisa Neubauer werden von den Wissenschaftlern Ottmar Edenhofer und Johan Rockström (r) im Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung begrüsst.

© Jörg Carstensen/dpa

Besuch bei Wissenschaftlern: Klimaaktivistin Greta Thunberg in Potsdam

Greta Thunberg wurde von den Wissenschaftlern des Potsdamer-Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam begrüßt.

Potsdam - Längst haben Fotografen und Kameraleute ihre Position bezogen hinter dem Flatterband, das das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) fünf Meter vor dem Eingang gezogen hat. Und dann kommt ein Mädchen mit fliegenden Haaren den Berg herauf gehastet. Es ist nicht Greta, sondern die Tochter von Johan Rockström, einer der beiden Direktoren des PIK. Auch sie wollte die Galionsfigur der Klimabewegung wohl gerne kennenlernen. Doktorandin Stina Holm schickt sie zum Haupteingang des Drei-Kuppel-Hauses, hinter dem sie dann auch verschwindet.

Kurze Zeit später kommt dann der junge Gast: Auf der anderen Seite des Hügels fährt ein Kleinwagen vor. Die 16-Jährige, ziemlich kleine und, wie immer, streng bezopfte Greta steigt aus, neben ihr die 22-jährige Luisa Neubauer, die zu den deutschen Organisatoren der „Fridays for Future“ gehört. Die beiden PIK-Direktoren Johan Rockström und Ottmar Edenhofer nehmen die beiden in Empfang; fünf Minuten Fototermin sind eingeplant. Steif stehen sie da. Greta schweigt.
Das hat sie vorher ankündigen lassen. Geredet hat sie ja am Freitagmorgen schon, in Berlin auf der Demo: Dass diese Proteste erst der Beginn des Beginns seien. Danach ist sie nach Potsdam gekommen. Die Initiative dazu sei von ihr ausgegangen, heißt es in einer der kargen, zunächst nur auf Englisch publizierten Pressemitteilungen des PIK. Man wolle unter anderem über die Umsetzung des Klimavertrages von Paris sprechen, sagt Rockström jetzt, vor der Tür.

Weiter kommentieren wollen die Direktoren den Besuch nicht. Dabei wäre es so leicht gewesen für das PIK an diesem Freitag durch den Besuch von Greta noch mehr mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Und noch mal darauf hinzuweisen, dass die Jugendlichen recht haben, wenn sie sagen, dass es um Generationengerechtigkeit gehe, so wie Rockström es jüngst schon getan hat. Längst ist die Schwedin Projektionsfläche geworden für Klimaretter und Klimawandelleugner; das muss sie nun aushalten. Vermutlich am besten schweigend.

Nicht einmal alle Mitarbeiter des Telegrafenberges waren informiert über den prominenten Besuch am Freitag, sagt Julia Mitzscherling, Doktorandin am Geoforschungszentrum. Sie habe aus den PNN davon erfahren. Nun wartet sie mit ihrer Kollegin vor der Tür darauf, einen Blick auf Greta zu werfen. „Sie ist schon ein role model [engl. für Vorbild]“, sagt Stina Holm, die sich in ihrer Arbeit mit dem Auftauen von Permafrostböden befasst. Sie bedauert, dass in ihrer Heimat Dänemark eine ähnliche Lichtgestalt fehlte.

Die Nobelpreis-Nominierung für die junge Schwedin findet sie gut: „Ihr Verdienst ist, dass sie so viele Leute vereinen konnte.“ Kollegin Julia Mitzscherling hätte es gerne differenzierter: „Bevor sie den Preis bekommt, müsste man sehen, wer noch auf der Liste steht und mit welchen Leistungen“, gibt sie zu bedenken. PIK-Leiter Ottmar Edenhofer hat immerhin Jahrzehnte seines Lebens mit der Forschung verbracht, bevor er dafür den Nobelpreis erhielt. Greta hat unterdessen genug vom Posieren vor der Kamera. Sie runzelt die Stirn und geht hinein – der Klimawandel wartet nicht.

Stefanie Schuster

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