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Großer Coup. Egon Olsen (Ove Sprogoe, li.) hat wieder mal einen Plan. Kjeld (Poul Bundgaard, Mitte) und Benny (Morten Grunwald) von der Olsenbande sind begeistert.

© MDR/Konow

Ausstellung über die Olsenbande: „Ich habe einen Plan!“

Kult im Osten: Das Theatermuseum Hannover stellt die Olsenbande vor, die ihre treuesten Fans immer noch in den neuen Bundesländern hat.

Louis de Funès, Terence Hill und Bud Spencer, die Olsenbande – diese Spaßmacher brachten seit den 60er Jahren Millionen von Menschen zum Lachen. Der dänischen Olsenbande, ein ebenso einfallsreiches wie erfolgloses Einbrechertrio, flogen dabei vor allem in der DDR die Zuschauerherzen zu. In der Bundesrepublik standen sie im Schatten anderer Kultserien. Das Theatermuseum Hannover will das ändern: Es zeigt bis zum 3. Dezember die Ausstellung „Mächtig gewaltig. Die Olsenbande im Museum“.

Dort finden sich Filmplakate, Fotos, Kostüme, Filmausschnitte und Interviews, aber auch ein geknackter Tresor, leere Bierflaschen und kleine dänische Fahnen. Mit viel Aufwand wird versucht, an die Atmosphäre der 14 zwischen 1968 und 1998 gedrehten Kriminalkomödien anzuknüpfen, die immer gleich beginnen und enden: Bandenchef Egon Olsen wird von seinen kriminellen Mitstreitern Benny und Kjeld aus dem Gefängnis in Kopenhagen abgeholt, wo er am Ende auch wieder landet. Dazwischen arbeitet Egon, der mit Melone, Zigarre und altem Anzug an Charlie Chaplin erinnert, an einem neuen Coup („Ich habe einen Plan!“). Der wird von Benny mit „Mächtig gewaltig, Egon!“ gefeiert, während Kjeld wissen will: „Ist es gefährlich?“

Bei den weitgehend gewaltlosen Aktionen setzen die drei Kleinkriminellen Spielzeugpanzer, Häkelnadeln und Brausepulver ein. Zuvor wird viel diskutiert, vor allem mit Yvonne, der immer nörgelnden Ehefrau von Kjeld. Improvisationstalent angesichts begrenzter Mittel, doppeldeutige Botschaften – dafür sind die Zuschauer im Osten empfänglich. Wenn Egon von seinen beiden Kumpels fahnenschwingend aus dem Knast abgeholt wird, fühlen sie sich belustigt an die Demonstrationen am 1. Mai erinnert, an denen sie selber am Straßenrand kleine Fahnen in der Hand halten.

Inzwischen ist die Olsenbande ins Theater gekommen

In Dänemark nahm man sich mit der Olsenbande selber auf den Arm. In der Bundesrepublik galten die Filme bei vielen Zuschauern als betulich. Im ZDF lief die Olsenbande unter dem Titel „Die Panzerknackerbande“ mit weniger Erfolg: Die Texte wurden mit weniger Witz übersetzt und die Filme für die Ausstrahlung auf Standardsendezeiten zusammengeschnitten. Zudem trafen die westdeutschen Synchronstimmen den schrägen Ton ihrer Protagonisten nicht so gut wie ihre ostdeutschen Kollegen Karl-Heinz Oppel und Helga Hahnemann. Im Theatermuseum wird leider darauf verzichtet, diese Unterschiede dem Besucher vorzuführen.

Mit dem Tod von Kjeld-Darsteller Poul Bundgaard 1998 fand die Serie ein vorübergehendes Ende. In den vergangenen Jahren wurden zwei Animationsfilme für jüngeres Publikum gedreht. Mehr als 2500 Mitglieder zählt der deutsche Fanclub der Olsenbande, mit Hochburgen in Dresden, Leipzig und Berlin. Zwei Drittel der Fans kommen aus dem Osten, das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren.

Inzwischen ist die Olsenbande ins Theater gekommen, ausverkaufte Vorstellungen wie im Mittelsächsischen Theater Döbeln zeugen von der nach wie vor großen Popularität in Ostdeutschland. „Auch in Ungarn und vor allem Polen wurde die Olsenbande früher viel gesehen, aber ganz so populär wie in der DDR war sie dort wohl nicht“, sagt der Leipziger Paul Wenzel, einer der Gründer des Olsenbande-Fanclubs.

Bleibt die Frage, warum das DDR-Fernsehen den Ganoven mit ihrer Botschaft „Automaten knacken und Baustoffklau ist in Ordnung, die Zeche sollen die da oben zahlen“ immer zu Weihnachten einen prominenten Sendeplatz widmete. Ihre Kapitalismuskritik mag eine Rolle spielen. In der Ausstellung liefert Kommissar Jensen, der natürliche Gegenspieler der Olsenbande, eine weitere Antwort. Seinem Assistenten rät er in einer der Folgen: „Halten Sie sich fern von der Politik und solchen Sachen, das bringt nur Unglück, dort stoßen Sie auf Kräfte, denen Sie nicht gewachsen sind, Kräfte von einem Ausmaß, das übersteigt den Verstand.“

Im Ausstellungskatalog bringt das Olaf Reis, Leiter der Forschungsabteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uni Rostock, so auf den Punkt: „Der Respekt gegenüber der Monarchie, liebevoll und belustigt in den Filmen geschildert – nichts wünschten sich die Wandlitz-Bewohner sehnlicher.“ Bei den Demonstrationen 1989 tauchten Transparente mit dem Konterfei der Olsenbande auf, mit einer Nachricht für Egon Krenz: „Egon! Deine Olsenbande fliegt über die Planken!“ – so der Titel der zwölften Folge.

„Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande“, Sonntag, MDR, 10 Uhr 15

Joachim Göres

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