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Augenringe bei Olympia

© Repro: Tsp

AUGENringe: Unverbrauchte Olympioniken

In diesen olympischen Tagen hilft es, wenn die innere Uhr anders tickt als bei anderen Menschen. Wenn dann auch noch Felix Loch kommt...

Wer sich ab und an die Nacht mit US-Sport um die Ohren schlägt, braucht nicht zwangsläufig professionelle Hilfe, im Gegenteil. Derlei Irrsinn kann sogar extrem förderlich sein, kein Scherz. In den olympischen Tagen von Pyeongchang etwa hilft es, wenn die innere Uhr anders tickt als bei anderen Menschen; die meisten Wettkämpfe in der südkoreanischen Provinz sind schließlich längst über die Bühne gegangen, wenn hierzulande die Sonne aufgeht und die Frühstückseier fertig werden.

Gott sei Dank gibt es für alle Unvernünftigen, die keine Praxis-Semester in nächtlicher Ruhestörung belegen wollen, ja noch die Internetseiten und Mediatheken von ARD und ZDF. Auf bis zu acht zusätzlichen Streams versuchen die öffentlich-rechtlichen Sender die gesamte Bandbreite der Übertragungen zu gewährleisten – von Freestyle bis Skeleton, von Eishockey bis Shorttrack, von der Kurzzusammenfassung bis zur Wiederholung über die volle Sendedistanz.

Ob man nun Nachts schaut, am Morgen oder im Laufe des Tages – eine Sache fällt dem Beobachter sofort auf: wie wunderbar unverbraucht und angenehm die deutschen Olympioniken im Umgang mit ihren Fragestellern auftreten. Nehmen wir Rennrodler Felix Loch. Der verbockte am Sonntag ein Rennen, wie es ihm wohl nur einmal in der Karriere passiert; ein krasser Fahrfehler kostete ihn die sichere Goldmedaille, Vater und Bundestrainer Norbert Loch musste trösten.

Kaum auszudenken, wie Deutschlands Fußball-Nationalspieler in einem ähnlichen Fall reagieren würden. Unweigerlich denkt man an Per Mertesacker und seine legendäre Eistonnen-Rede. Und Felix Loch? Der saß ganz ruhig bei Rudi Cerne im Studio, er analysierte, lächelte hin und wieder sogar und sagte: „Am liebsten wäre ich irgendwo versunken, aber das gehört im Sport dazu.“

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