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Olympia-tauglich: Adi (Christian Friedel, links) und Rudi Dassler (Hanno Koffler) beliefern das deutsche Leichtathletikteam von 1936.

© ARD Degeto, Martin Spelda

ARD-Zweiteiler "Die Dasslers": Schuster der Nation

Adi und Rudi Dassler haben die Sportschuh-Fabrikation revolutioniert, doch die familiären Bande sind auf der Strecke geblieben. Ein zweiteiliges ARD-Drama erinnert an diese deutsche Unternehmergeschichte.

Heute nennt man sie Testimonials: Prominente, die ein Produkt weithin sichtbar tragen, um damit Werbung für ein Unternehmen zu machen. Im TV-Zweiteiler „Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen“, den die ARD am Karfreitag und Karsamstag ausstrahlt, ist Jesse Owens als früher Vertreter dieser Werbebotschafter zu sehen. Adi und Rudi Dassler, die späteren Chef von adidas und Puma, hatten es geschafft, ihn von den Vorzügen des deutschen Laufschuhs zu überzeugen, und so sah die Welt Jesse Owens seine vier Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin in Schuhen der Gebrüder Dassler gewinnen. Selbst den Reichssportminister, der über diesen Marketingschachzug zunächst wenig beglückt war, wusste der sympathische Rudi Dassler zu beschwichtigen. Die Welt habe gesehen, was deutsche Wertarbeit zu leisten vermag, überzeugte er den Nazi-Funktionär.

„Die Dasslers“ gehören zu den TV-Highlights des Ersten zu Ostern. Den beiden Regisseuren Cyrill Boss und Philipp Stennert ist die bewegende Rekonstruktion einer deutschen Familiengeschichte (Drehbuch: Christoph Silber) gelungen, die zwei Unternehmen von Weltgeltung hervorbrachte, deren Gründer sich aber so sehr entzweiten, dass sie 26 Jahre nicht mehr miteinander sprachen.

Bei RTL lief das "Duell der Brüder" 2016

Der Zuschauer wird mitgenommen auf eine Reise, die von 1922 bis zum Tod von Rudi Dassler im Jahr 1974 reicht. RTL hatte sich mit dem „Duell der Brüder“ bereits vor einem Jahr zu Karfreitag beschäftigt und dabei die Dassler-Geschichte von 1924 bis 1954 erzählt. Der ARD-Zweiteiler geht deutlich weiter. Er beginnt, als Vater Christoph Dassler (Joachim Król) noch eine Flickschusterei betrieb, bevor Rudi Dassler (Hanno Koffler) seinen Bruder Adi (Christian Friedel) davon überzeugte, seine Vision eines perfekten Sportschuhs in die Tat umzusetzen, sprich gemeinsam eine Firma zu gründen. Als kongeniales Team tüftelt der introvertierte Adi an immer weiteren Verbesserungen, während der lebenslustige und eloquente Rudi die Finanzen regelt und für gut gefüllte Auftragsbücher sorgt, indem er die Verantwortlichen vom örtlichen Fußballverein bis hin zum regionalen Leichtathletikverband von den Dassler-Innovationen überzeugt.

Der erste Teil ist vom Aufstieg der Dasslers geprägt, die sich mit dem Nationalsozialismus arrangieren, ohne sich mit ihm gemeinzumachen. Im zweiten Teil nimmt dagegen das Drama seinen Lauf. Die große Frage dabei ist, ob sich die beiden Brüder vor Rudis Tod noch einmal aussprechen werden.

Im zweiten Teil beginnt das Drama

Das Zerwürfnis beginnt damit, dass Rudi eingezogen wird, desertiert und später in Kriegsgefangenschaft gerät, während Adi den Betrieb führt. Auch nach Rudis Entlassung ist nichts mehr wie zuvor, der Bruder fühlt sich von Adi hintergangen. 1948 kommt das Zerwürfnis, die Brüder gehen getrennte Wege. Aus Werk I wird adidas, Werk II heißt später Puma. Der Riss geht quer durch die Familie. Rudis Ehefrau Käthe (Alina Levshin) intrigiert gegen ihre Schwägerin Friedl (Hannah Herzsprung). Der Zwist springt auf die nächste Generation und die beiden Cousins Horst (Oliver Konietzny) und Armin (Rafael Gareisen) über.

Eine Besonderheit des Films ist die Maske von Birger Laube, die den Alterungsprozess der Darsteller über den sehr langen Zeitraum hinweg glaubwürdig erscheinen lässt. Gelungen ist die Inszenierung aber auch, weil der Zweiteiler zu keinem Zeitpunkt einseitig Position bezieht oder Schuldzuweisungen vornimmt. Dennoch wird deutlich, wie der Kampf gegen „die da drüben“ – also den anderen Dassler-Teil – neben jahrelangen Gerichtsstreitigkeiten um Patente zu einem Wettbieten um die besten Sportler und wichtigsten Funktionäre führt. Das beginnt mit Zahlungen an Sepp Herberger vor der Weltmeisterschaft 1954 und geht hochaktuell weiter bis zur Korruption innerhalb der Fifa. Kurt Sagatz

„Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen“, ARD, Freitag und Samstag, jeweils 20 Uhr 15

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