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Alles auf Anfang. Martin (Hans Löw) und Fiona (Katharina Marie Schubert) finden ihre gemeinsame Liebe wieder – nach 20 Jahren.

© WDR/Marion von der Mehden

ARD-Film "Zwei" oder Liebe reloaded: Die Dinge des Lebens

Wie der schlichte Titel, so der feine ARD-Film: „Zwei“ mit Hans Löw und Katharina Marie Schubert.

Eine Frau sitzt an der Bar, sie telefoniert. Ein Mann setzt sich an die Bar. Zwischen ihnen vier leere Barhocker. Er hört, wie sie telefoniert. Sie sieht, wie er sich hinsetzt, Whiskey trinkt. Sie erkennen sich. Fiona (Katharina Marie Schubert) und Martin (Hans Löw), beide Ende dreißig, Anfang vierzig, sie waren vor über zwanzig Jahren einmal ein Paar.

Damals ist sie gegangen. Von heute auf morgen. Ohne Begründung. Das Herz habe sie ihm gebrochen, wird Martin ihr später sagen. Heute lebt sie in London und managt eine Pop-Band. Martin hingegen ist Geschäftsmann in der Firma seines omnipräsenten Vaters Bernd, er ist mit Susanne verheiratet und hat zwei Söhne. Es sind zwei sehr disparate Lebensentwürfe. Zwei, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen. Und doch ist da noch etwas. Nach zwanzig Jahren.

Sie reden und reden, gehen im Hotel-Pool schwimmen, verabschieden sich. Verabschieden sich für immer. Anderntags bringt der Zufall sie erneut zusammen, und schließlich sitzen sie in Martins Auto und fahren hinaus, raus an die Ostsee, in das abgelegene, unbewohnte Landhaus seiner wohlhabenden Familie.

Hier kommen sich Fiona und Martin näher. Plötzlich scheinen die zwanzig Jahre nicht mehr zu zählen. Alles ist wieder da, doch die Sache geht nicht lange gut. Als Fiona und Martin zum Firmenjubiläum müssen, wo der Sohn auf den ebenso adorierten wie verhassten Vater eine Rede halten soll, kommt es zum Eklat. Der Schatten der Vergangenheit holt die beiden Liebenden wieder ein.

"Zwei" steht und fällt mit seinen Hauptdarstellern

„Zwei“, inszeniert von Ariane Zeller nach ihrem eigenen und mit Ehemann Frank Zeller verfassten Drehbuch, steht und fällt ganz mit seinen beiden Hauptdarstellern. Andere Charaktere, andere Akteure gibt es nicht. Einzig Hans Löws Vater Jürg Löw hat einen Minimalauftritt als Martins Filmvater Bernd. Diese starke Konzentration auf zwei Schauspieler, die die gesamten anderthalb Stunden beide in nahezu jeder Kameraeinstellung zu sehen sind, mag Risiken bergen. Dass die Gratwanderung gelingt, liegt an der einfühlsamen Regie Ariane Zellers und an den beiden herausragenden Darstellern Katharina Marie Schubert und Hans Löw.

Es ist, als ob keine Geste zu viel ist, als ob kein Blick aufgesetzt, kein Zwischenspiel deplatziert ist. Schubert und Löw spielen konzise und konzentriert, sind ganz im Moment. Die Ängste und Sehnsüchte, die Bedenken und Hoffnungen von Fiona und Martin, sie sind beinahe haptisch spürbar. Und alles, was verschüttet geglaubt war, von Zeit und Raum verschlungen, ist wieder da – der Schmerz von damals ist ebenso abrufbar wie das Liebesgefühl von heute.

Die Kamera (Florian Emmerich) kadriert sie dabei oftmals in der Halbnahen und im Close-up, kommt ihnen nahe und hält doch Distanz. Die (An-)Spannung bezieht dieser äußerlich so scheinbar handlungsarme Fernsehfilm ganz aus seiner inneren Kraft, aus der Präsenz seiner beiden Hauptdarsteller, aus diesem stillen Erzählen von innen. Es ist ein hermetisches Kammerspiel. Eine Introspektion zweier verletzter Menschen.

Das Schöne an diesem klugen Film ist auch, dass er so vollkommen uneitel, so gänzlich unprätentiös gehalten ist. Da ist nichts, was zu viel ist. Da stört nichts. Kein inszenatorisches Chichi, keine unglaubwürdigen Dialoge, keine stylishen Kameramätzchen. Nein. Alles ist klar, ist schlicht, ist präzise gehalten. Die Reduktion auf das Wesentliche. Die Dinge des Lebens.

„Zwei“, Mittwoch, ARD, 20 Uhr 15

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