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Wirklich eine gute Idee? Adam Krusenstern (Thomas Heinze, rechts) hat beschlossen, die Initiative zu ergreifen, und beruft ein Meeting ein. In seiner Sicht professionell, in der von Ella (Nora Waldstätten, Zweite von rechts), John (Fabian Hinrichs, Mitte), Sandor (Ludwig Trepte) und Mayumi (Gloria Endres de Oliveira) sehr, sehr Old School.

© SWR/Alexander Kluge

ARD-Film "Die Firma dankt": Adam ist nackt

Der ARD-Film „Die Firma dankt“ ist eine Satire über die moderne Jobwelt. Old-School-Angestellter trifft auf New-Business-People

Der Titel klingt nach heiterer Abendentspannung: „Die Firma dankt“. Ist aber eine Irreführung, der Film geht in die komplett andere Richtung. Die Firma dankt es Adam Krustenstern (Thomas Heinze) nicht. Was der anerkannte Leiter der Entwicklungsabteilung aber erst mal nicht erkennt, nicht erkennen kann. Eine schnelle Kündigungswelle hat die meisten der Kollegen weggefegt, nachdem sein Unternehmen durch einen Global Player übernommen worden war.

Adam Krustenstern hat „überlebt“, er wird zu einem Wochenende ins Gästehaus seiner Firma eingeladen. Es scheint um seine berufliche Zukunft zu gehen. Aber weder John (Fabian Hinrichs), der neue Personalchef, noch Ella (Nora Waldstätten), die neue Personaltrainerin, wollen mit ihm über Zielvereinbarungen, über Leistungserwartungen, schlicht über die Zukunft sprechen. Lieber werden Begriffe wie Challenge und High Engagement aus dem Katalog des Manager-Denglischs auf Flachbildschirme projiziert. Die neue Arbeitskultur wirkt quecksilbrig, durchlässiger, abgedrehter. Arbeit ist was noch mal?

Krustenstern strafft sich in seinem Dreiteiler, Oldschool-Adam klammert sich an das, was er 20 Arbeitsjahre vertreten hat. Respekt, Sachlichkeit, ein Freund von Bildern, die gerade an der Wand hängen; es gilt, in jeder Situation Haltung zu bewahren. In den Schwarzweiß-Rückblenden wird klar, dass Krustenstern eine Selbsthilfegruppe besucht, die ihm helfen soll, sein erodierendes Ordnungs- und Sicherungssystem wieder zu stabilisieren. Derweil steigert sich das Verwirrspiel um ihn herum ins Surreale.

„Die Firma dankt“ fußt auf dem erfolgreichen Bühnenstück von Lutz Hübner und Sarah Nehmitz, Paul Harather hat es wie schon deren Stück „Blütenträume“ 2016 für den Südwestrundfunk adaptiert. Harather führt auch Regie. Er hebt die Figuren rund um Adam Krusenstern an. Widersprüchlicher werden die Signale, die John, Ella, Praktikant Sandor (Ludwig Trepte) und Assistentin Mayumi (Gloria Endres de Oliveira) an Krusenstern senden. Es entsteht ein immer schnellerer Reigen aus Zynismus und Irrwitz aufseiten der treibenden (jungen) Firmenrepräsentanten und des getriebenen (alten) Angestellten. Wobei sich die Ebenen mischen und die Situation mehr die Akteure beherrscht als die Akteure die Situation.

„Die Firma dankt“ erweist sich zunehmend als gewitzte Wirtschaftssatire, aus- und aufgeführt von einem sehr präsenten Ensemble. Fabian Hinrichs und Nora Waldstätten praktizieren das verquere Denken und Agieren der New-BusinessPeople, multipliziert mit der undurchsichtigen Praktikanten-Figur von Ludwig Trepte. Sandor kommt als fleischgewordene Antithese zu Adam Krustenstern daher.

Thomas Heinze spielt ihn – und wie er ihn spielt. Der Aufrechte wirkt und wird gebeugt, facettenreich zeigt Heinze einen Menschen, der quasi seiner Biografie beraubt wird, indem seine Job-Gewissheiten zum Verschwinden gebracht werden. Es ist zum Heulen – und zum Lachen.

„Die Firma dankt“, ARD, Mittwoch, 20 Uhr 15

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