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Montmartre an der Donau: Die neuen Maigret-Krimis mit Rowan Atkinson („Mr. Bean“) wurden in Budapest mit viel Liebe zum historischen Detail gedreht.

© ARD Degeto

Alte und neue Krimi-Klassiker: Maigret bittet zur Kasse

Neue Maigret-Krimis mit Rowan Atkinson, ein legendärer Postraub aus England und viele Hercule Poirot im TV-Programm.

Der Auftrag an Madame Maigret ist klar: Sie soll herausfinden, ob ein Kollege ihres Mannes eine neue Affäre hat. Erst ziert sie sich ein wenig, aber am Ende kommt sie dem Wunsch der Freundin doch nach und entdeckt dabei etwas, das ihrem eigenen Ehemann einen entscheidenden Hinweis gibt. Die Szene stammt aus dem Film „Die Nacht an der Kreuzung“ und gehört zu zwei neuen „Kommissar Maigret“-Episoden. Die Titelrolle gehört freilich weiterhin Kommissar Maigret, gespielt von Rowan Atkinson, der durch seine „Mr. Bean“-Filme bekannt wurde, aber vor einigen Jahren den Wechsel ins ernste Fach vollzog. Die beiden ersten Maigret-Filme mit ihm waren in Großbritannien mit gut fünf Millionen Zuschauern so erfolgreich, dass zwei weitere in Auftrag gegeben wurden, die nun zu Weihnachten in der ARD zu sehen sind (Montag und Dienstag, jeweils 21 Uhr 45).

Zu den prägenden Schauspielern von Maigret-Filmen gehört vor allem Jean Gabin, aber auch Heinz Rühmann schlüpfte in die Rolle des Pfeife rauchenden Kommissars aus Paris. Das ZDF hatte zudem eine britische Maigret-Adaption mit Rupert Davies als Kommissar übernommen. Bei Atkinson besteht für den Zuschauer die Kunst darin, seine „Mr. Bean“-Filme zumindest beim Anschauen der Maigret-Krimis aus dem Gedächtnis zu tilgen, denn mit seinem markanten Gesicht und seiner einsilbigen Art gibt er durchaus einen passablen Maigret ab. Wenn es zudem noch gelingt, sich gedanklich die Farbe wegzudenken, ist man erstaunt, mit welcher Akkuratesse die Neuverfilmungen umgesetzt wurden.

Wenig Zugeständnisse an den Zeitgeist

Überhaupt werden wenig Zugeständnisse an den Zeitgeist gemacht, einmal abgesehen davon, dass die Rolle von Madame Maigret (Lucy Cohu) aufgewertet wurde. Kommissar Maigret löst klassische Kriminalfälle auf traditionelle Weise, wobei er mit seinem mitfühlenden Wesen durchaus auch in die Gegenwart passen würde. Dann allerdings vermutlich nicht mit seiner ewigen Pfeife – so wie Autor Georges Simenon übrigens auch, der mit seinen 75 Kriminalromanen über den Kult-Kommissar einen beinahe unerschöpflichen Fundus für Neuinterpretationen hinterlassen hat.

Eine wichtige Rolle in „Die Nacht an der Kreuzung“ spielt übrigens der deutsche Schauspieler Tom Wlaschiha, der vor allem durch seine Mitwirkung an „Game of Thrones“ auch international bekannt wurde. Er schätzt an den neuen Maigrets vor allem die Liebe zum historischen Detail in der Ausstattung. Das sei unter anderem ein Grund, weshalb der Film in Ungarn gedreht wurde, da es dort viel unaufwendiger war, die Sets der 1930er Jahre zu bauen, als in London.

Zu den Schwarz-Weiß-Krimis mit höchster Wiederholungsrate im deutschen Fernsehen gehören die vier Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford. Auch in diesem Jahr stehen sie wieder auf dem Programm. Kabel 1 zeigt sie am ersten und zweiten Weihnachtstag sowie am 1. und 2. Januar. Eine Rarität ist dagegen der Dreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ aus dem Jahr 1965. Bei dem legendären Postraub im August 1963 hatte eine militärisch organisierte Diebesbande die Rekordsumme von 2,6 Millionen Pfund erbeutet – außer einem leicht verletzten Lokführer gab es keine weiteren menschlichen Opfer.

Gedreht wurde der Film größtenteils in Deutschland, für England fehlten die Drehgenehmigungen, doch das tat dem Erfolg des Dreiteilers keinen Abbruch: Die „Gentlemen“ mit Horst Tappert als Michael „Major“ Donegan und Günther Neutze als Archibald Arrow waren ein echter Straßenfeger. Der SWR zeigt am 25. Dezember alle drei Teile hintereinander – ab 23 Uhr 30, was somit ein klarer Fall für den Festplattenrekorder ist.

70 Hercule-Poirot-Folgen für One

Nicht in Schwarz-Weiß, aber ebenfalls im alten 4:3-Fernsehformat wurde die britische TV-Reihe „Agatha Christies Poirot“ produziert. 70 Folgen der Reihe mit David Suchet als Hercule Poirot entstanden zwischen 1989 und 2013. Vom 17. Januar an sind sie immer mittwochs um 20 Uhr 15 beim ARD-Digitalsender One zu sehen. Gleich zum Auftakt gibt es den „Mord im Orientexpress“.

Die Spezialausgabe „Hercule Poirots Weihnachten“ mit Filmlänge läuft vorab am 27. Dezember um 20 Uhr 15 bei One. Poirot muss seine grauen Zellen aktivieren, um den Mord an einem reichen, aber unausstehlichen Familientyrannen aufzuklären. Allerdings ist nicht nur das alte TV-Format (immerhin in HD und mit Zweikanalton) inzwischen ungewohnt. Vor allem haben sich Erzählweise und -tempo in den zurückliegenden Jahrzehnten erheblich verändert. Doch das gilt genauso für andere TV-Legenden wie die Francis-Durbridge-Krimis der 60er und 70er Jahre. Wann diese wohl wiederholt werden?

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