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Gute Aussichten. Nach ihrem Studium wird Christina Schwendy gefragt sein.

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Christina Schwendy erobert eine Männerdomäne, am HPI studiert sie IT-Systems Engineering

Von Matthias Matern

Christina Schwendy aus Wustermark (Ostprignitz-Ruppin) gehört einer Minderheit an. Seit rund zwei Jahren studiert die 21-jährige Brandenburgerin am Potsdamer Hasso Plattner Institut (HPI) IT-Systems Engineering. Im kommenden Jahr möchte sie ihren Bachelor-Abschluss machen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung liegt der Anteil an weiblichen Auszubildenden in IT-Berufen bundesweit gerade einmal bei 14 Prozent. Dabei sind die Jobaussichten derzeit hervorragend. Hände ringend suchen Unternehmen der IT & Kommunikations-Branche qualifizierten Nachwuchs. Gebe es mehr mutige junge Frauen wie Schwendy, könnte der Fachkräftemangel weitgehend ausgeglichen werden, ist sich HPI-Leiter Professor Christoph Meinel sicher.

Der Anteil weiblicher Studenten am Hasso Plattner Institut liegt ebenfalls nur bei etwa 15 Prozent. Dabei sei das Institut durchaus bemüht, junge Frauen zu gewinnen, berichtet Professor Meinel. Regelmäßig beteilige sich das HPI etwa am bundesweiten „Girl“s Day“. In anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, Spanien, aber auch in Mittel- und Osteuropa, sei die Frauenquote weitaus höher als in Deutschland, sagt der Wissenschaftler. „In China liegt das Verhältnis sogar bei 50 zu 50.“ Warum sich in Deutschland Frauen vergleichsweise selten für ein Informatik-Studium entscheiden, kann sich Professor Meinel nur schwer erklären. Dabei dürften Berufe im IT-Bereich für Frauen doch geradezu maßgeschneidert sein, glaubt der Institutsleiter. „Laptops sind leicht, man macht sich nicht schmutzig und kann häufig auch von zu Hause aus arbeiten.“

Indes macht sich der Fachkräftemangel auch am Institut selbst bereits bemerkbar. Etwa, wenn es darum geht, wissenschaftliche Fachkräfte von außerhalb für Pilotprojekte zu engagieren. „Es gibt weit mehr Anfragen zu gemeinsamen Projekten mit dem HPI, als wir mit dem eigenen Personal abdecken können“, erläutert Professor Meinel. Die Nachwuchssorgen der Wirtschaft hält er deshalb für durchaus berechtigt. „Es gibt ernst zu nehmende Zahlen.“ Dabei gehe es allerdings nicht nur um die nächsten zwei, drei Jahre. Generell, glaubt der Institutsleiter, sei es heute schwierig junge Menschen für Mathematik und Technik zu begeistern. „Viele wollen lieber einen Job im Medienbereich.“ Das spiegele sich auch an den staatlichen Universitäten wider. Dort seien Informatik-Studiengänge häufig nicht ausgelastet. „Mit dem Effekt, dass oft auch weniger Begabte einen Platz bekommen und später im Berufsleben deshalb Misserfolge hinnehmen müssen.“

Am Hasso Plattner Institut hingegen ist die Zahl der Bewerber weitaus größer als das Studienplatz-Angebot. Maximal 80 Bachelor-Studenten und 60 Anwärter auf einen „Master of Science“ nimmt das HPI pro Jahr auf. Derzeit lernen rund 420 Studenten auf dem Potsdamer Campus, betreut werden sie von 50 Dozenten, darunter zehn Professoren. International genießt das Institut des SAP-Mitbegründers Hasso Plattner einen sehr guten Ruf, arbeitet eng mit der US-amerikanischen Stanford-University in Palo Alto Kalifornien zusammen. Eine eigene Fördergesellschaft, die Hasso Plattner Ventures GmbH, unterstützt junge Absolventen bei Ausgründungen mit dem nötigen Startkapital. Zudem unterhält das HPI gute Beziehungen zu Unternehmen. „Unsere Absolventen gehen reißend weg“, versichert Professor Christoph Meinel.

Somit stehen auch Christina Schwendys Jobchancen nicht nur wegen des akuten Fachkräftemangels der Branche gut. Zu verdanken hat sie ihre Berufswahl einem Impuls aus Schulzeiten. „Auf dem Gymnasium hatte ich einen tollen Informatik-Lehrer“, erzählt sie. Warum sich nur so wenige junge Frauen für Berufe im IT-Bereich interessieren? „Vielen fehlt einfach der Bezug zum Computer“, meint Schwendy. Zudem gelte die Branche noch immer als reine Männerdomäne. „Auch meine Eltern hatten anfangs Bedenken, ob ich mich da behaupten kann.“ Matthias Matern

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