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Engagiert. Markus Wicke leitet den Förderverein des Museums.

© Svea Pietschmann

Absolventen der Uni Potsdam: Alles begann mit einem Tisch

Wenn die Universität Potsdam in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, schaut sie auch auf ihre Absolventinnen und Absolventen. Rund 80 Prozent von ihnen sind als Fachkraft in der Region geblieben. In dieser PNN-Serie in Kooperation mit der Uni berichten einige nun von ihrem Werdegang.

„Unser schöner Rauchtisch soll auf den Sperrmüll!“ Das Gerücht um die geplante Entsorgung jenes Möbelstückes, welches bis dahin Mittelpunkt gemütlicher Rauchertreffen war, verbreitete sich 1995 wie ein Lauffeuer auf dem Campus und drang auch irgendwann in mein Büro, das ich gemeinsam mit zwei weiteren studentischen Hilfskräften im Hauptgebäude des Campus Griebnitzsee der Uni Potsdam nutzen durfte. Kurzerhand informierte ich einen Freund, und gemeinsam trugen wir den großen, runden, schweren Tisch mit den schönen Mosaikarbeiten unter der Glasplatte aus der Mensa in unser Büro und hofften so, dieses Möbelstück vor der Zerstörung gerettet zu haben.

Mit diesem Tisch verband ich nicht nur Erinnerungen an unzählige Kaffeerunden mit den Kommilitonen. Ich wusste auch, dass es vermutlich eines der letzten originalen Möbel aus der Erbauungszeit des früheren Präsidiums des Deutschen Roten Kreuzes im Deutschen Reich war. Die Münchener Möbelfirma Hans Wauer hatte die oberste DRK-Dienststelle 1943 mit Möbeln in einem Einrichtungsstil ausgestattet, der typisch für die Zeit des Nationalsozialismus war: Je wuchtiger und größer, desto besser.

Ich kannte diese Details aus meinen Forschungen zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Universitätskomplexes Griebnitzsee, die ich Mitte der 1990er-Jahre neben meinem Politik- und Soziologiestudium gemeinsam mit meiner Kommilitonin Ulrike Lang in einer studentischen Projektgruppe betrieb. Diese damals schon ehrenamtliche Arbeit mündete in einer kleinen Broschüre, die zwar heute nicht mehr erhältlich, aber noch als Kopie unter Universitätsangehörigen weitergereicht wird.

Mein Interesse also an regionaler Geschichte wurde an der Universität Potsdam geweckt. Aber erst lange nach dem Studium führten mich meine frühen Freundschaften, beispielsweise mit dem Historiker und Autor zahlreicher Bücher zur Hohenzollern-Familie, Jörg Kirschstein, oder dem damaligen Leiter des Potsdam Museums, Hannes Wittenberg, in den 2004 gegründeten Förderverein des Potsdam Museums. Dessen 25 Mitglieder wählten mich im Jahr 2005 auch direkt und für mich völlig überraschend zum Vorsitzenden.

Die folgenden zehn Jahre waren für mich vor allem eine harte kommunalpolitische Schule, denn das Potsdam Museum war seit 1989 dem Niedergang geweiht und brauchte dringend eine engagierte Bürgerschaft, um ein größeres Haus und mehr Personal für die Darstellung der interessanten Potsdamer Geschichte zu erstreiten. So überzeugte ich als junger, ehrenamtlicher Vorsitzender gemeinsam mit bekannten Potsdamern wie dem Ehrenbürger Hans-Joachim Giersberg, dem Stadthistoriker Hartmut Knitter und dem Museumsverband zuerst die Stadtverordneten und letztlich den Oberbürgermeister, dem Potsdam Museum mehr Priorität einzuräumen. Schließlich beherbergt dieses eine der größten kunst-, kultur- und regionalgeschichtlichen Sammlungen Brandenburgs. Dabei konnte ich bei Verhandlungen und Auftritten in den Ausschüssen immer wieder auf mein Wissen aus meinem sozialwissenschaftlichen Studium und meiner Gremienarbeit im ersten Babelsberger Fakultätsrat zurückgreifen.

Mittlerweile sind zehn Jahre vergangen, unser Förderverein hat in der Zwischenzeit über 180 Mitglieder und das Potsdam Museum hat mit dem Alten Rathaus ein neues Haus in bester Lage am Alten Markt. Mit der engagierten Direktorin Jutta Götzmann und ihrem großartigen Team arbeiten wir in vielen gemeinsamen Spenden- und Ausstellungsprojekten gut zusammen. Unser Motto ist dabei: Wir tragen das Potsdam Museum. Der Universität bin ich bis heute treu geblieben: Als Alumnus führe ich regelmäßig interessierte Potsdamer und viele DRK-Angehörige über das Universitätsgelände am Standort Griebnitzsee. Besonders freut mich aktuell die Mitarbeit an einer für 2016 geplanten Broschüre zur Nutzungsgeschichte des Standortes in einer fakultätsübergreifenden Arbeitsgruppe.

Auch den schönen runden Tisch, der damals übrigens nur eingelagert, aber nicht weggeschmissen werden sollte, habe ich wiedergefunden: Er ist heute im Depot des Potsdamer Filmmuseums. Wie er dort hingekommen ist? Das ist schon wieder eine andere Potsdamer Geschichte, die ich noch herausbekommen muss.

Der Autor hat von 1991 bis 1997 an der Universität Potsdam Politik und Soziologie studiert. Er arbeitet als Projektleiter im Förderprogramm „Initiative Sekundarstufe I“ zur Berufsorientierung.

Markus Wicke

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