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Ein Ort mit Geschichte. Schon vor der Gründung des GFZ wurde auf dem Telegrafenberg geforscht, wie die historische Bibliothek eindrücklich zeigt. Hierhin hatte GFZ-Chef Hüttl (M.r.) zur Pressekonferenz geladen.

©  Andreas Klaer

25 Jahre Geoforschungszentrum Potsdam: Kartoffeln und Tsunamis

Das GeoForschungsZentrum auf dem Telegrafenberg wurde vor 25 Jahren gegründet. Heute ist es die wichtigste deutsche Forschungsstätte ihrer Art

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Es war ein regelrechter Einstellungsmarathon, der der Gründung des Geoforschungszentrums am 1. Januar 1992 vorausging. So wurden beispielsweise auf einen Schlag „ca. 130 wissenschaftliche Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen“ mittels Stellenanzeige in der Wochenzeitung „Die Zeit“ gesucht – körbeweise kamen daraufhin Bewerbungen an, teilweise im Zehn-Minuten-Takt wurden Einstellungsgespräche geführt. So ist es zumindest nachzulesen in der aktuellen Geoforschungszeitung, dem Magazin für GFZ-Mitarbeiter, das sich in seiner aktuellen Ausgabe vor allem einem Thema widmet: dem 25. Jubiläum der Forschungseinrichtung. Ein hochkarätig besetzter Festakt fand anlässlich des Jahrestages am Mittwoch statt, auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) zählte zu den Gästen. Das „Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrum GFZ“ ist heute die wichtigste deutsche Forschungseinrichtung auf dem Gebiet.

Denn mit der Gründung des Geoforschungszentrums auf dem Potsdamer Telegrafenberg wurden erstmals alle Disziplinen der Wissenschaft der festen Erde zusammengefasst, sei es Geodäsie, Geophysik, Geologie, Mineralogie oder Geochemie. Das GFZ beschäftige sich mit grundlegenden Fragen zur Dynamik der Erde und helfe, das System besser zu verstehen, sagte Ministerin Wanka in ihrem Grußwort zum Festakt. Für erfolgreiche Lösungen werde exzellente Forschung benötigt.

Die Zahl der Mitarbeiter hat sich seit der Gründung vervierfacht

Tatsächlich hat sich seit 1992 viel getan auf dem Telegrafenberg. Nicht nur zahlreiche neue Gebäude wurden errichtet, auch die Zahl der Mitarbeiter wuchs kontinuierlich: 312 waren es bei der Gründung am 1. Januar 1992, 1282 sind es heute – also rund viermal so viele. Immer wieder machte das Geoforschungszentrum seit seiner Gründung auch international von sich reden – längst kennen nicht mehr nur Wissenschaftler das Institut. So wurde nach dem katastrophalen Seebeben vor Sumatra von 2004, das mit der folgenden Flutwelle 230 000 Menschen das Leben kostete, ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean entwickelt, das sich mittlerweile zum globalen Standard entwickelt hat.

Auch die sogenannte Potsdamer Kartoffel sorgte weltweit für Aufsehen. Hatten die GFZ-Forscher doch gezeigt, dass die Erde keinesfalls rund ist, sondern Dellen und Ausbuchtungen aufweist, die eher an ein Knollengewächs statt an einen gut aufgepumpten Ball erinnern. Weniger positives Feedback gab es hingegen für die Pilotanlage im brandenburgischen Ketzin zur Erforschung der sogenannten CCS-Technologie, bei der die Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Erde getestet wurde. Die Wissenschaftler zeigten zwar, dass dies theoretisch möglich ist, politisch scheiterte das Verfahren jedoch. Ende des Jahres soll die Station aufgegeben werden, das GFZ will auf dem Gebiet dann lediglich noch als Partner bei anderen europäischen Forschungsprojekten tätig sein.

Sehr wohl zur Anwendung kommen könnte hingegen die Geothermie-Technologie, die das GFZ seit 2001 in Groß Schönebeck erforscht (siehe Interview). Dort sind für dieses Jahr spezielle seismische Untersuchungen geplant, wie GFZ-Chef Reinhard Hüttl bei einer Pressekonferenz vor dem Festakt sagte. Mit Schallwellen soll erforscht werden, wie viel Flüssigkeit im Untergrund ist und wo sich ausreichend warmes Wasser für eine Nutzung befindet.

Auch bei der Erdbeben-Forschung will das GFZ weiter eine führende Rolle spielen

Fortgeführt werden soll auch die Grace-Mission, die unter anderem die Daten für die „Potsdamer Kartoffel“ liefert. Zwar geht den Satelliten im Juni oder Juli der Treibstoff aus, so Hüttl. Schon in Vorbereitung ist aber die Nachfolge-Mission Grace-FO, in rund einem Jahr sollen die neuen Satelliten an den Start gehen. 250 bis 300 Millionen kostet Grace-FO, fast 77,7 Millionen übernehmen deutsche Geldgeber. Hauptpartner sind die USA.

Auch im Bereich Erdbebenforschung will das GFZ weiterhin eine führende Rolle spielen – was langfristige Vorhersagen angeht, aber auch was die aktuelle Erforschung von Beben angeht. So bricht in wenigen Tagen eine GFZ-Taskforce nach Kaikoura in Neuseeland auf, wo sich im November ein für die Forscher bislang rätselhaftes Erdbeben ereignete. Und auch am Tag des Jubiläums war das GFZ wieder gefragt: Am Mittwoch mussten die Wissenschaftler Daten zu mehreren schweren Beben in Mittelitalien liefern. 

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