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Reinhard Hüttl.

© Foto Manfred Thomas

Untreue-Verdacht: Potsdamer GFZ-Chef muss gehen

Reinhard Hüttl wurde von seinem Amt am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam enthoben. Das GFZ reagiert damit auf Ermittlungen zum Umgang mit Fördergeldern.

Das Kuratorium des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam hat am Dienstag in einer Sondersitzung Reinhard Hüttl mit sofortiger Wirkung seines Amtes als wissenschaftlicher Vorstand und Sprecher des Vorstands enthoben und die Kuratoriumsvorsitzende gebeten, den Anstellungsvertrag fristlos mit sofortiger Wirkung zu kündigen.  

Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin

Gegen Hüttl waren im Oktober vergangenen Jahres anonyme Vorwürfe zu Compliance-Verstößen im Umgang mit Finanzmitteln bekannt geworden. Diese Vorwürfe sind Gegenstand eines laufenden Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Neuruppin, die sich im Schwerpunkt mit Korruption befasst.

Wie die Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel sagte, gehen die Ermittlungen auf eine Strafanzeige des GFZ zurück. Aus den umfangreichen Unterlagen habe sich der Anfangsverdacht der Untreue und Vorteilsannahme ergeben. Am 20. Januar habe es dazu an mehreren Standorten – Unternehmen, Einrichtungen und Privatwohnungen – Durchsuchungen gegeben.

„Nach Würdigung aller dem Kuratorium bekanntgewordenen Tatsachen sieht es keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, hieß es nun vom GFZ. Man habe sich zu diesem Schritt veranlasst gesehen, weil neue Dokumente und Tatsachen schwerwiegende Pflichtverstöße belegen würden. 

Vorwürfe betreffen nicht das GFZ

Dem Vernehmen nach betreffen die Ermittlungen den CEBra-Verein, eine wissenschaftliche Transfereinrichtung im Bereich der Energietechnik, bei der Hüttl Vorstandsmitglied ist. Auf Anfrage des Tagesspiegels wollte der Vorstand sich aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens nicht äußern. „Dem Vorstand sind keine Unregelmäßigkeiten im CEBra e.V. bekannt“, hieß es am Dienstag dazu.

Der Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl war seit 2007 Vorstand und Sprecher des Vorstands am GFZ. Für die Neubesetzung des Amtes des wissenschaftlicher Vorstands am Potsdamer GFZ hat nun eine Findungskommission hat ihre Arbeit aufgenommen. Der 56-jährige Geowissenschaftler Niels Hovius war am 16. November zum kommissarischen Wissenschaftlichen Vorstand des Geoforschungszentrums in Potsdam bestellt worden. 

Niels Hovius
Niels Hovius, kommissarischer Wissenschaftlicher Vorstand des Geoforschungszentrums GFZ Potsdam

© promo

Niels Hovius, kam 2012 von der britischen University of Cambridge an das Potsdamer GFZ und leitet die Sektion Geomorphologie. Seine Professur ist eine gemeinsame Berufung mit der Universität Potsdam. 

Die Arbeitsschwerpunkte von Hovius sind die Dynamik der Erdoberfläche, insbesondere Erosionsprozesse sowie deren Auswirkungen auf das System Erde.

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In der nächsten Zeit werde es am GFZ vor allem darum gehen, das neue Forschungsprogramm "Erde im Wandel – Unsere Zukunft erhalten" mit Leben zu erfüllen, sagte Hovius. „Wir haben am GFZ in den vergangenen Jahren gemeinsam darauf hingearbeitet, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus sechs weiteren Helmholtz-Zentren dieses ehrgeizige und einzigartige Programm zu entwerfen.“ 

Die konkrete Umsetzung des Zentren-übergreifenden Forschungsansatzes ab Januar 2021 bedeute Neuland. „Aber nichts reizt Geoforscherinnen und -forscher mehr als Neuland zu betreten.“

Das Programm mit dem englischen Titel „Changing Earth – Sustaining our Future“ vereint mehrere Tausend Forschende aus sieben Zentren im Helmholtz-Forschungsbereich Erde und Umwelt. 

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