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Tag von Potsdam: Adolf Hitler und Kronprinz Wilhelm von Preußen im Gespräch während der Feier vor der Garnisonkirche.

© Bundesarchiv, Bild 102-14437 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0

Restitutionsstreit: Hohenzollern prozessieren weiter

Mit einem juristischen Feldzug gehen die Erben Wilhelms II. gegen Historiker vor. Zwischenzeitlich schienen sie einzulenken - doch nun siegt die harte Linie.

Von Hans Monath

Im Streit um das juristische Vorgehen der Hohenzollern gegen Kritiker hat der Potsdamer Historiker Martin Sabrow den Erben Wilhelms II. vorgeworfen, falsche Erwartungen geweckt zu haben. Entgegen der Ankündigung ihres Anwalts hätten die Hohenzollern ihre einstweilige Verfügung gegen seinen Potsdamer Kollegen Winfried Süß „nicht zurückgezogen“, sagte der Leiter des Zentrums für Zeitgeschichtliche Forschung in Potsdam (ZZF) dem Tagesspiegel. „Ich sehe mich damit in meiner auch öffentlich kommunizierten Annahme getäuscht, dass der Familienverband von der Fortsetzung seines juristischen Feldzugs gegen Fachkollegen und Medien ablässt", fügte der Wissenschaftler hinzu.

Das Haus Hohenzollern geht im Zusammenhang mit dem Streit um Restitutionsforderungen gegen den Staat juristisch gegen Historiker und Medien vor, Sabrow hatte dies Ende 2019 als Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft kritisiert. Hohenzollern-Oberhaupt Georg Friedrich Prinz von Preußen sagte kürzlich der Zeitung „Welt“, sein Haus betreibe in diesem Zusammenhang 120 Verfahren.

Die dem ZZF-Historiker Süß zugestellte einstweilige Verfügung bezog sich auf eine Interviewäußerung, in der er viele der vom Haus Hohenzollern erhobenen Forderungen für hochproblematisch erklärt hatte. Betroffene Historiker werteten die Ankündigung zur Einstellung des Verfahrens gegen Süß vor wenigen Wochen als Versuch, kurz vor der damaligen Anhörung des Kulturausschusses des Bundestages zum Hohenzollern-Konflikt ein positiveres Bild der Erben-Familie in der Öffentlichkeit zu zeichnen.

Sabrow warnte davor, dass das juristische Vorgehen der Hohenzollern eine friedliche Einigung im Restitutionsstreit gefährde. „Diese Entwicklung bedauere ich sehr", sagte der Historiker. Es bleibe nur zu hoffen, dass im Hause Hohenzollern doch noch die Einsicht einkehre, „wie sehr man sich mit einer solchen Taktik nicht nur imagepolitisch schädigt“. Man raube sich damit vor allem die Chancen zu einer friedlichen Einigung, die am Ende auch im Interesse der Hohenzollern selbst sein müsste, fügte er hinzu.

Der Rechtsanwalt der Hohenzollern und das Haus selbst reagierten nicht auf Anfragen dieser Zeitung zum Thema.

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