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Die Corona-Krise bedeutet für Eltern eine besondere Belastung

© Mascha Brichta/dpa-tmn

Not-Kinderzuschlag, Elterngeld: Diese Corona-Hilfen gibt es für Familien

Die Kinder den ganzen Tag zu Hause, Einkommen in Gefahr oder gekürzt: Familien haben es in Zeiten von Corona besonders schwer. Doch es gibt Entlastungen. Ein Überblick.

Von Hans Monath

Für viele Familien stellt die Corona-Pandemie eine größere Belastung dar als für Paare ohne Kinder oder Alleinstehende: Neben der Angst um die Gesundheit der Familie, um den Job oder den Einbußen wegen Kurzarbeit muss oft die Herausforderung bewältigt werden, den jungen Familienmitgliedern die Schule zu ersetzen, sie in der Isolation der eigenen Wohnung dauerhaft bei Laune zu halten und trotzdem im Home Office Leistung zu erbringen. 

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Die psychischen Belastungen müssen Eltern meist alleine durchstehen, doch zumindest bei den finanziellen Problemen bemüht sich die Bundesregierung um erste Entlastung, die von den Bürgern auch gerne genutzt werden. Wissenschaft und Verbänden reichen die bisherigen Anstrengungen allerdings noch nicht.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte Anfang April die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass mehr Menschen Anspruch auf einen Kinderzuschlag (KiZ) erhalten – und das neue Angebot wird stark nachgefragt, wie Giffey am Mittwoch sagte. In den ersten acht Tagen seien bereits 80.000 Anträge eingegangen.

Der Kinderzuschlag unterstützt Familien mit kleinen Einkommen mit bis zu 185 Euro monatlich pro Kind zusätzlich zum Kindergeld. Neu ist, dass derzeit nur das Einkommen der Eltern im vergangenen Monat ausschlaggebend ist und nicht - wie bislang der vergangenen sechs Monate. Beim Notfall-KiZ müssen Eltern zudem keine Angaben mehr zum Vermögen machen, wenn sie kein erhebliches Vermögen haben.

Erleichterungen beim Elterngeld

Auch beim Elterngeld sollen Eltern wegen der Corona-Krise keine Nachteile mehr erleiden müssen. Darauf einigte sich Giffey Anfang dieser Woche mit den Koalitionsfraktionen. Danach soll die Berechnungsgrundlage vorübergehend geändert werden. Normalerweise ist das durchschnittliche Nettoeinkommen der zwölf Monate vor der Geburt Berechnungsgrundlage für die Höhe der Leistung. Wenn jemand wegen der Krise gerade weniger verdient, sollen die betroffenen Monate nun nicht mitgerechnet werden.

„Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld I wegen Corona reduzieren das Elterngeld nicht und fließen auch bei der späteren Berechnung des Elterngeldes für ein weiteres Kind nicht mit ein“, hieß es dazu vom Ministerium. Wer in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeitet und deswegen gerade keine Elternzeit nehmen kann, darf sie aufschieben. Auch die Regeln beim Partnerschaftsbonus - eine zusätzliche Leistung, die Mütter und Väter bekommen, die beide in Teilzeit arbeiten, um sich die Kindererziehung zu teilen - werden gelockert, wenn Teilzeit momentan so nicht einzuhalten ist.

Auch neue Beratungsangebote sind wichtig

Die Bildungs- und Familienexpertin Katharina Spieß von Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) lobte, das temporäre Notfall-KiZ könne „durchaus einigen Familien im unteren Einkommensbereich helfen“. Voraussetzung sei allerdings, dass die Abwicklung unkompliziert und unbürokratisch ablaufe und auch von Familien bewältigt werden könne, die mit Online-Anträgen wenig Erfahrung haben. 

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Bei der Planung weiterer Hilfen solle die Bundesregierung die besondere Situation von Familien mit geringen Einkommen im Blick haben, sagte Spieß dem Tagesspiegel und nannte als Beispiele Alleinerziehende, Familie mit sehr vielen Kindern sowie Familien mit Fluchthintergrund. „Neben finanziellen Hilfen sind neue Formen von Beratungsangeboten sehr zentral, welche die sonst wichtige Infrastruktur zumindest in Teilen ersetzen“, fügte sie hinzu.

Familienverband hätte sich mehr Mut gewünscht

Der Deutsche Familienverband erklärte, die Ausweitung des Kinderzuschlags sei ein erster, aber nur kleiner Schritt, um armen Familien ein wenig unter die Arme zu greifen. Es sei „fest damit zu rechnen, dass mehr Eltern und Kinder in die Familienarmut rutschen und auf Sozialleistungen angewiesen sein werden“, sagte Geschäftsführer Sebastian Heimann. 

Sein Verband habe sich vom Familienministerium „deutlich mehr Mut gewünscht“. Eine genauere Betrachtung des Nachtragshaushalts zeige, dass es nicht um konkrete Hilfsmaßnahmen für Familien gehe. „Es werden Gelder für Sozial- und Armutsfälle bereitgestellt , die man in den nächsten Monaten erwartet“, sagte Heimann. Sein Verband fordere eine Erhöhung des Kindergeldes auf 330 Euro je Kind im Monat. Zudem müssten die Beiträge zur Sozialversicherung für Eltern „unbedingt gekürzt werden“.

[Der Deutsche Familienverband hat einen digitalen Ratgeber mit Hinweisen zu Hilfsangeboten zusammengestellt, hier finden Sie ihn. Informationen zum Not-Kinderzuschlag finden Sie auch auf den Seiten des Bundesfamilienministeriums.]

Auch das Zukunftsforum Familie (ZFF) begrüßte die Verbesserungen und forderte zugleich weitere Schritte. „Die nun vorgeschlagenen Regelungen sind wichtige Bausteine, damit Eltern und junge Familien auch angesichts der aktuellen Krise von der Leistung profitieren können“, sagte ZFF-Vorsitzende Christiane Reckmann. 

Allerdings ließen die Regelungenarme Familien außen vor, die aufgrund der Krise in den SBG-II-Bezug geraten. Sie könnten die  Regelung leider nicht nutzen. Auch Vorschläge zur Unterstützung prekär arbeitender Selbstständiger fehlten bisher. „Diese müssen dringend ergänzt und der Kreis der Berechtigten ausgeweitet werde“, forderte Reckmann.

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