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Kanzler Olaf Scholz (SPD) fordert eine diplomatische Lösung des Konflikts.

© Michael Sohn/dpa

Update

Kremlchef beklagt „ukrainische Kriegsverbrechen“: Scholz telefonierte eine Stunde lang mit Putin

In dem vom Kreml als „hart“ bezeichneten Gespräch drängte der Kanzler auf eine Waffenruhe in der Ukraine. Doch Russland sieht dazu vorerst keinen Anlass.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin nach Angaben eines Regierungssprechers zu einem möglichst schnellen Waffenstillstand in der Ukraine aufgefordert.

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In einem knapp einstündigen Gespräch habe Scholz am Freitagmorgen zudem „darauf gedrängt, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand, zu einer Verbesserung der humanitären Lage und zu Fortschritten bei der Suche nach einer diplomatischen Lösung des Konflikts kommt“, teilte der Sprecher mit.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Telefongespräche zwischen Putin und Scholz als „hart“, fügte aber hinzu, dass solche Kontakte weiterhin notwendig seien.

Bei dem Telefonat auf Initiative von Scholz habe Putin erklärt, dass auf russischer Seite alles getan werde, um zivile Opfer zu vermeiden, teilte der Kreml mit. Demnach beklagte der Kremlchef, dass „die ukrainische Seite den Prozess durch immer neue unrealistische Vorschläge“ hinauszögere.

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Beim Beschuss von Wohnvierteln in den Städten Donezk und Makijiwka habe es zahlreiche Todesopfer gegeben, so Putin. „Diese Kriegsverbrechen wurden im Westen ignoriert“, hieß es.

Putin habe in dem Telefonat betont, dass Menschen über humanitäre Korridore aus den umkämpften Zonen gebracht werden sollen. Allein am Donnerstag hätten 43.000 Menschen die ukrainische Hafenstadt Mariupol verlassen können, hieß es.

Abkommen laut Putin noch nicht in Sicht

Putin habe Scholz auch über die Verhandlungen zwischen der ukrainischen und der russischen Seite zur Lösung des Konflikts informiert.

Laut Kreml-Sprecher Peskow sei es noch zu früh, um über ein Abkommen zu sprechen, das die russischen und ukrainischen Unterhändler unterzeichnen könnten. „Ich kann nur sagen, dass die russische Delegation die Bereitschaft zeigt, viel schneller zu arbeiten als bisher“, sagte Peskow vor Reportern. Die ukrainische Delegation sei allerdings nicht bereit, „das Tempo der Gespräche zu beschleunigen“

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In dem Gespräch habe Putin betont, Russland sei an einer Lösung interessiert unter den bisher genannten Bedingungen. So soll die Ukraine etwa künftig ihre Neutralität als Land erklären und die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine als unabhängig sowie die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als Teil Russlands anerkennen.

Die Krim wurde genau vor acht Jahren, am 18. März 2014, aus Moskauer Sicht Teil Russlands. International ist das nicht anerkannt. Putin wollte noch am Freitag auch eine Rede zum Jahrestag halten, wie das Staatsfernsehen ankündigte.

Nach dem Telefonat mit Scholz befasste sich Russlands nationaler Sicherheitsrat unter dem Vorsitz Putins mit der Lage in der Ukraine. „Bei dem Treffen wurde die aktuelle internationale Situation besprochen und der Meinungsaustausch über die laufende Spezial-Operation der russischen Streitkräfte in der Ukraine fortgesetzt“, sagte Kremlsprecher Peskow am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

Zudem habe Putin die ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats über jüngste Telefonate informiert, so Peskow. Am Nachmittag stand nach französischen Angaben ein weiteres Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem Programm. (dpa, Reuters, AFP)

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