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Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg.

© Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Zur Lage in der Brandenburger SPD: Die Ambitionen der Parteigenossen können Woidke gefährlich werden

Ministerpräsident Woidke ist auf Loyalität angewiesen. Dass die bröckeln kann, zeigt nicht zuletzt das Gezerre um den neuen Fraktionschef. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Der Rote Adler fliege hoch, wie es in dem stolzen Brandenburger Lied heißt. Aber: Er kann sich auch immer die Flügel dabei verbrennen. In diesem Fall am Ende der Ministerpräsident und sozialdemokratische Landesvorsitzende Dietmar Woidke.

Es gibt da nämlich diese eine Sache, die auch ihn angeht, und die ist heiß. Also: Woidke hat einen langjährigen Protegé, Erik Stohn heißt er. Der war bis Februar Generalsekretär der Landespartei und Fraktionschef. Generalsekretär ist er seit Februar nicht mehr, jetzt hat er auch den Fraktionsvorsitz im Landtag eingebüßt. Dieser Posten ist aber enorm wichtig fürs Funktionieren beim Regieren.

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Stohn sagt, das er das Amt verloren hat, sei Verrat von einem, den er gefördert, dem er vertraut hat. Und der nun der Fraktionschef ist. Andere sagen: Der neue Mann, sein Name ist Daniel Keller, hat eine vorhandene Stimmung genutzt. Einer sagt nichts: Woidke. In der entscheidenden Fraktionssitzung war er nicht. Richtig: wegen Koalitionsverhandlungen in Berlin, wo es um Geld für Brandenburg geht und nochmal um den Kohleausstieg. Aber es wird ihm auch ganz recht gewesen sein.

Bleibt die Frage, ob Woidke klug beraten war. Denn in der Landespartei wird sein Verhalten sehr genau registriert, bei Weitem nicht bloß positiv, und das nicht allein von Nörglern oder Stänkerern. Die übrigens vom früheren Fraktionschef bisher immer für Woidke bearbeitet wurden.

Der Neue ist ein harter Brocken

Aus der Ferne betrachtet mag diese Sache regional sein – aus der Nähe wird sie allmählich immer größer. Der neue Fraktionschef nämlich ist ein harter Brocken. Sein schneller Aufstieg passt zu seinem Hobby: Keller ist Präsident der Judoka. In dem Sport gewinnt, wer die Überraschung beherrscht. Und die Beinsichel ist eine sehr effektive Technik.

Woidke ist in seinen Ämtern auf Loyalität angewiesen. Unter allen Umständen. Hinter ihm sind ja schon einige, die eigene Ambitionen haben; und wenn sie noch keine haben, dann werden sie allmählich gedrängt. Ambitioniert ist gewiss die Finanzministerin, Katrin Lange, in den Blickpunkt geraten Wissenschaftsministerin Manja Schüle. Sie war mit ihrer den Menschen zugewandten Art nicht zuletzt ein Grund, dass Kanzler in spe Olaf Scholz seinen Bundestagswahlkreis in Potsdam gewann. Vielleicht holt er jetzt Schüle ins Bundeskabinett, aber wenn nicht, dann wäre sie ja frei. Ach, und Mike Schubert, Potsdams Oberbürgermeister, der ist bei höheren Aufgaben auch nicht zu vergessen. So kommt eins zum anderen. Im Land richtet sich der Blick auf den da oben. Woidke mag die Gefahr nicht wahrhaben. Doch auf diese Weise sind schon andere auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

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