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Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) war am Mittwoch auf Wassertourismus-Tour - hier mit Liebenwaldes Bürgermeister Jörn Lehmann.

© Britta Pedersen/dpa

„Wir gehören zu den Gewinnern der Pandemie“: In Brandenburg boomen Bootsverleih und Wassertourismus

Urlaub auf Brandenburger Gewässern ist beliebt: Charteryachten boomen, 2023 könnte ein neuer Hafen entstehen. Das erfuhr der Ministerpräsident auf Sommertour.

Im Alten Hafen des Ziegeleiparks Mildenbergs bei Zehdenick ist es leer. Nur wenige Boote dümpeln im trüben Wasser der Havel. „Das sind Boote von privaten Besitzern“, sagt Caroline Boehnke. „Meine Boote würden da drüben liegen.“ Doch mit einer schicken Motoryacht kann Boehnke derzeit nicht dienen. Alle ihre Charteryachten sind vermietet. Denn gerade in der Pandemie boomt in Brandenburg der Wassertourismus.

Preise von 1500 bis 4000 Euro pro Woche für ein Boot sind für die Urlauber offenkundig keine Hürde mehr, um die Leinen los zu machen, und von der Oberhavel zur mecklenburgischen Seenplatte zu tuckern. „Wir gehören zu den Gewinnern der Pandemie“, sagt André Presch, der die Marina in Zehdenick betreibt.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der seine traditionelle sommerliche Tourismus-Pressefahrt am Mittwoch nach Oberhavel unternahm, um vor Journalisten für die Mark als Urlaubsziel zu werben, war von dem klaren Statement überrascht.

Der Wassertourismus ist in Brandenburg schon seit einigen Jahren ein Erfolgsrezept. Mehr als 83 Charterunternehmen bieten mittlerweile 1100 Motoryachten, Haus- und Segelboote an. Mehr als 800 Marinas und Sportboothäfen gibt es im Land. Wer in Potsdam oder am Berliner Wannsee losfährt, erreicht über die Havel und die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte den Schweriner See oder die Müritz. Vorausgesetzt, die Wasserstraßen sind frei und die Schleusen funktionieren.

„Wir sind froh über die Novelle des Wasserstraßengesetzes, das die Freizeitschifffahrt als Gemeingebrauch der Wasserstraßen definiert“, sagt Martin Linsen aus dem Brandenburger Wirtschaftsministerium. Denn viele Schleusen in der Region sind stark reparaturbedürftig.

Region wird als „Deutschlands Seenland“ vermarktet

Durch die jahrelange Sperre der Schleuse Zaaren war die Seenplatte zeitweise nicht vom Süden erreichbar, durch die momentan gesperrte Schleuse Kannenburg bei Templin sind die Templiner Gewässer für Freizeitskipper nicht mehr ansteuerbar. Und in Oranienburg bemüht man sich derzeit um die Instandsetzung der seit 1959 geschlossenen Schleuse Friedenthal: 2022 soll die Instandsetzung beginnen, sagt Bürgermeister Alexander Laesicke. 2023 könnte dann ein größerer Hafen in der Stadt entstehen.

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Seit 2018 werden die Gewässer in Brandenburg und rund um die Müritz gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern als „Deutschlands Seenland“ vermarktet. Vor kurzem trafen sich die Wirtschaftsstaatssekretäre beider Bundesländer, um über ein gemeinsames Auftreten gegenüber dem Bund, dem in der Region weiterhin die meisten Wasserstraßen gehören, zu beraten.

Auch engagierte Kommunen haben in den letzten Jahren zum Boom des Wassertourismus beigetragen. Zum Beispiel Liebenwalde, wo in den letzten Jahren der Finowkanal wieder für den Bootsverkehr reaktiviert wurde. „Vor 15 Jahren war hier eine Industriebrache, heute ist hier ein Hafen“, sagt der örtliche Bürgermeister Jörn Lehmann, als Woidke mit seinem Tross hier Station machte. Heute passieren rund 8000 bis 9000 Boote die Schleuse Bischofwerder am Finowkanal.

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