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Noch mal gerettet. Viele Firmen sind im Corona-Jahr 2020 nicht pleitegegangen - unter anderem wegen der Hilfsprogramme des Staates.

© IMAGO STOCK&PEOPLE

Weniger Insolvenzen trotz Coronakrise: Staatsgelder haben Pleiten in Berlin und Brandenburg verhindert

Gute Nachrichten aus Berlin und Brandenburg: Bei Unternehmen und Verbrauchern gab es trotz Pandemie weniger Insolvenzen – wegen der vielen Hilfsprogramme.

Trotz der Coronakrise ist in Berlin und Brandenburg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Pandemiejahr 2020 zurückgegangen. In Berlin gab es bei 1233 Verfahren 149 insolvente Firmen weniger als 2019 (minus 10,8 Prozent).

Dies gab das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg jetzt bekannt. Die voraussichtlichen Forderungen sanken um knapp 20 Prozent auf rund 653 Millionen Euro. In Brandenburg wurden mit 382 Verfahren gegen Unternehmen rund 14 Prozent weniger als im Vorjahr registriert.

Dort sanken die Forderungen um die Hälfte auf rund 182 Millionen Euro. Während es in der Hauptstadt die meisten Pleiten in den Branchen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie sonstige Dienstleistungen, wie Reisebüros, Gebäudereinigung und Messeveranstaltung gab, verzeichnete Brandenburg die häufigsten insolventen Firmen im Baugewerbe (siehe Grafiken). Hier zählt das Statistikamt 49 Unternehmen „mit offenen Forderungen“ in Höhe von fast neun Millionen Euro.

Schaut man in Berlin auf die Bezirke, gab es die meisten Insolvenzanträge (226) in Charlottenburg-Wilmersdorf, die wenigsten in Spandau (52) und Lichtenberg (55). Bei den Nachbarn in Brandenburg sind in Potsdam-Mittelmark die meisten Firmen pleite gegangen (37 Verfahren).

Allerdings muss man den Rückgang der Insolvenzen differenziert und in Zusammenhang mit den vielen Hilfsprogrammen sehen, die der Staat aufgelegt hat, um die Wirtschaft zu retten.

Das Statistikamt bezeichnet dies als „Effekte auf das Insolvenzgeschehen“. Nicht nur sei ein Zeitverzug zu beobachten bei der Bearbeitungszeit bis zur Eröffnung eines Verfahrens beim Gericht.

Auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hat zum Rückgang der Verfahren geführt

Auch die Soforthilfen von Bund und Ländern sowie die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht (für Zahlungsunfähige bis Ende September 2020 und für Überschuldete bis Ende April dieses Jahres) spiele eine große Rolle.

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Anders gesagt: Der Staat habe viele Firmen am Leben gehalten, die sonst pleitegegangen wären, heißt es bei etlichen Unternehmer:innen in der Wirtschaft. Fallen die Hilfsinstrumente wie Darlehen, Kredite oder die Kurzarbeit irgendwann weg, werde auch die Zahl der Insolvenzen steigen, prognostizieren Wirtschaftsexperten. Auch, wenn die jetzt laufenden Überbrückungshilfen „nicht deutlich schneller fließen, wird es viele Insolvenzen geben“, sagt etwa der Präsident des Hotel-und Gaststättenverbands (Dehoga) Christian Andresen.

Auch die Verbraucherinsolvenzen sind zurückgegangen: In Berlin liegt die Zahl mit 1542 Verfahren um ein Drittel niedriger als im  Vorjahr. Die ausstehenden Forderungen betragen 325 Millionen Euro statt der rund 412 Millionen Euro im Jahr 2019. Die meisten Fälle gab es in Marzahn-Hellersdorf und Neukölln (226 und 224 Anträge). Die wenigsten mit 78 Verfahren in Steglitz-Zehlendorf.

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