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Bei einer Fahrzeugkontrolle durch die Polizei ist am Mittwoch ein Pole erschossen worden.

© Christopher Harms/dpa

Update

Ukrainerin in Polen hingerichtet: Brandenburger Polizisten erschießen mutmaßlichen Mörder

Am Mittwoch soll er in Polen eine 26-Jährige erschossen haben, auch Brandenburgs Polizei fahndete. Als Beamte ihn stoppten, richtete er seine Waffe auf sie.

Pawel R. war auf der Flucht, weil er in Polen eine Frau erschossen haben soll. Das mögliche Motiv, über das polnische Medien spekulieren: unerwiderte Liebe. Wenige Stunden später war der 25-Jährige am Mittwoch bei einer Polizeikontrolle am östlichen Berliner Ring selbst gestorben. Er hatte eine Waffe bei sich, Brandenburger Beamte feuerten mehrmals auf ihn. Der mutmaßliche, flüchtige Mörder wurde tödlich verletzt.

Der Mann soll am Mittwoch gegen 13 Uhr mit einer Waffe eine Wäscherei in Gorzów, 50 Kilometer hinter der deutsch-polnischen Grenzen, betreten und dort eine 26 Jahre alte Ukrainerin erschossen haben. Das erklärte die Polizei in der polnischen Woiwodschaft Lebus. Polnische Medien berichten von einer regelrechten Hinrichtung. R. soll sich in den Räumen der Wäscherei gut ausgekannt und der Frau ohne Vorwarnung in den Kopf gefeuert haben.

R. soll nach der Tat geflüchtet sein, die polnische Polizei löste eine Fahndung aus und informierte auch das "Gemeinsame Zentrum der Deutsch-Polnischen Polizei- und Zollzusammenarbeit" in Swiecko an der A12, wenige Kilometer südlich von Frankfurt (Oder).

Streifenwagen fing Funkfahndung ab

Das Zentrum hat dann über die Brandenburger Polizei eine Funkfahndung ausgelöst. Zufällig war ein Streifenwagen der Brandenburger Polizei ebenso wie der gesuchte Pole auf der B1 unterwegs. Die beiden Beamten erfuhren über Funk von der Suchaktion, das polnische Kennzeichen war zur Fahndung ausgeschrieben - offiziell war bis dahin von einem "Tötungsdelikt mit Schusswaffengebrauch“ die Rede.

Bei einer Fahrzeugkontrolle durch die Polizei ist am Mittwoch auf dem Berliner Ring ein Mann durch Schüsse von Beamten tödlich verletzt worden.
Bei einer Fahrzeugkontrolle durch die Polizei ist am Mittwoch auf dem Berliner Ring ein Mann durch Schüsse von Beamten tödlich verletzt worden.

© Christopher Harms/dpa

Der Pole kam auf der B1 aus Richtung Osten, aus Polen und wollte an der Anschlussstelle Hellersdorf auf den Berliner Ring in Richtung Norden fahren. Die Polizisten entdeckten den Mazda und konnten den Wagen noch auf der Beschleunigungsspur zur Autobahn gegen 15.30 Uhr stoppen. Dann kam es zu dem tödlichen Einsatz.

Als die Polizisten ihn stoppten, zog der Mann eine Waffe

Als sie selbst aus ihrem Einsatzwagen ausgestiegen waren, um den Mann zu kontrollieren, soll der Fahrer eine Waffe auf die Polizisten gerichtet haben. Die Einsatzkräfte sollen den Mann mehrfach dazu aufgefordert haben, die Waffe wegzulegen, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Dem soll der Pole aber nicht nachgekommen sein.

Bis spät in die Nacht wurden Spuren gesichert.
Bis spät in die Nacht wurden Spuren gesichert.

© Christopher Harms/dpa

Stattdessen soll der Pole weiter mit seiner Schusswaffe "herumgefuchtelt", auf die Beamten gezielt, selbst aber keinen Schuss abgegeben haben, wie ein Sprecher der Polizei erklärte. Schließlich feuerten die Beamten mit ihren Dienstpistolen mehrere Schüsse auf den Polen ab, wodurch dieser tödlich verletzt wurde.

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Am Mittwoch konnte die Polizei die Identität des Erschossenen noch nicht zweifelsfrei bestätigen. Die polnische Nachrichtenagentur PAP zitierte jedoch schon am Abend einen Sprecher der Polizei in der Woiwodschaft Lebus. Demnach sei der Täter von der deutschen Polizei in der Nähe von Berlin erschossen worden.

Am Donnerstagmorgen erklärte dann ein Sprecher der Brandenburger Polizei, dass es sich mit „98-prozentiger Sicherheit“ bei dem von den Beamten getöteten Mann um den 25-jährigen Pawel R., den Täter aus Gorzów, handelt. Es stünde lediglich noch eine Bestätigung durch die polnische Polizei aus.

Experten des Landeskriminalamtes untersuchten stundenlang den Tatort.
Experten des Landeskriminalamtes untersuchten stundenlang den Tatort.

© Christopher Harms/dpa

Die Kriminaltechniker und Ballistik-Experten des Landeskriminalamtes waren bis weit nach Mitternacht am Tatort am Berliner Ring um alle Spuren akribisch zu sichern. An dem Fahrzeug des Verdächtigen wurden drei Einschusslöcher festgestellt. Der Fall wurde am Donnerstag an die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) abgegeben.

Die muss dann über die weiteren Ermittlungen entscheiden und ob sie die Schüsse der Polizisten als Notwehr einstuft. Der Sprecher des Polizeipräsidiums in Potsdam sagte am Morgen: „Wir gehen von der Rechtsmäßigkeit des Einsatzes aus.“ Sollte die Staatsanwaltschaft dem Folgen, würde das Verfahren gegen die Beamten eingestellt werden

Für Freitag hat die Staatsanwaltschaft die Sektion des Leichnams des Mannes angeordnet, sagte eine Sprecherin. Zugleich seien bei den polnischen Behörden Unterlagen zur Identität des Mannes angefordert worden.

Die beiden Polizeibeamten wurden vorerst aus dem Dienst genommen, ein sogenanntes Einsatznachsorge-Team rückte bereits am Mittwoch nach den Schüssen am Tatort an und kümmert sich seither um die psychologische Betreuung der beiden Beamten.

Im vergangenen Jahr erschossen Polizisten in Deutschland elf Menschen, wie aus Zahlen der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster hervorgeht. Für das Jahr 2017 hatte die Hochschule noch 14 Fälle von tödlichem Schusswaffengebrauch gezählt.

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