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Das Hauptterminal des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld.

© Ralf Hirschberger/zb/dpa

Update

Techniktests am Hauptstadtflughafen: Wird jetzt alles gut am BER?

Am künftigen Hauptstadt-Airport beginnen heute die wichtigen „Wirk-Prinzip-Prüfungen“. Gerade noch rechtzeitig, um den BER-Start 2020 nicht absagen zu müssen.

Nun beginnen die Stunden der Wahrheit am künftigen BER-Hauptstadtflughafen. Die gefürchteten Wirk-Prinzip-Prüfungen (WPP) aller sicherheitsrelevanten Systeme am BER können jetzt beginnen. Es geht darum, ob eineinhalb Jahre vor dem geplanten Start im Oktober 2020 alle Anlagen einwandfrei funktionieren. Das teilte die von Chefmanager Engelbert Lütke Daldrup geführte Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) am Donnerstag mit. Zuvor hatte Lütke Daldrup Aufsichtsrat und Gesellschafter informiert. Am Mittwoch sollen die Tests starten, die Vorbesprechungen und Vorbereitungen begannen am Montag.

„Der Beginn der übergeordneten Wirk-Prinzip-Prüfungen noch im Juli bestätigt unseren Terminplan bis zur Eröffnung des BER im Oktober 2020“, erklärte Lütke Daldrup. Er dankte der Projektleitung und den Kompetenzteams. Diese hatten in den letzten Wochen auf Hochtouren rund dreihundert besonders gravierende Mängel an der Brandmeldeanlage und der Sicherheitsstromversorgung beseitigt, die die Funktionstüchtigkeit der Anlagen beeinträchtigten und damit einen Start der Prüfungen ausschlossen.

Wie berichtet, war noch vor einigen Wochen die Brandmeldeanlage störanfällig, lieferte Fehlermeldungen. Bei diesen Tests, die der TÜV Rheinland vornimmt, müssen nun Brandmelder, die lange als „Monster“ geltende Entrauchungsanlage oder auch das Elektroakustische Notfallwarnsystem nachweislich einwandfrei und auch im Zusammenspiel perfekt funktionieren. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der TÜV Rheinland das für eine Bauabnahme nötige Freigabe-Zertifikat erteilen kann.

Veranschlagt sind dafür zwei Monate. Und es war wieder einmal knapp. Die Wirk-Prinzip-Prüfung, die ursprünglich im April, dann im Mai, dann im Juni beginnen sollte, startet nun gerade noch so, um die nächsten Termine halten zu können.

Bislang hatte Lütke Daldrup erklärt, die Baufertigstellungsanzeige bei Brandenburgs Behörden im Oktober 2019 einzureichen. Allerdings müssen bis dahin alle Mängel abgearbeitet sein, nicht nur jene, die die Funktionsfähigkeit der Anlagen einschränkten: Noch im März hatte ein TÜV-Bericht rund 11.000 wesentliche Mängel aufgelistet, davon rund 9.000 bei Kabeln. Diese Arbeiten müssen in den Bereichen, wo der TÜV gerade prüft, unterbrochen werden.

Probebetrieb soll 2020 starten

Außerdem gibt es Zulassungsprobleme mit Dübeln und Tragsystemen, die vor einer Behördenabnahme gelöst sein müssen. Und zwar spätestens bis April 2020, denn dann soll nach dem Fahrplan der Flughafengesellschaft der Probebetrieb (ORAT) mit Tausenden Komparsen starten, damit sich die Abläufe im Hauptterminal einspielen, in dem von  Beginn an jedes Jahr 23 Millionen Passagiere abgefertigt werden sollen. Das ist die Maximalauslastung für das Gebäude, an dem seit 2006 gebaut wird.

Auch bei der Wirk-Prinzip-Prüfung gibt es Risiken. Bislang ist es eine Stichprobenprüfung. Der TÜV hat aber bereits vor Monaten intern gegenüber Management und Aufsichtsrat klargemacht, dass beim Auftauchen von Mängeln diese Prüfung abgebrochen werden muss. Das heißt, dann wäre eine neue Prüfung fällig, und zwar „eine Vollprüfung“. Damit wäre der gesamte Zeitplan für einen BER-Start 2020 Makulatur.

So bleibt die Opposition misstrauisch. „Meine Skepsis, ob der Starttermin 2020 gehalten werden kann, bleibt trotz der PR-Show groß“, sagte der Berliner CDU-Abgeordnete Christian Gräff, der auch Obmann im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses ist. Der Start der WPP-Prüfungen erfolge ja „auf den letzten Drücker“, so Gräf. „Wir sind auf das Ergebnis gespannt, ob alles funktioniert.“ Das wäre in der Geschichte des BER tatsächlich eine Sensation.

Ursprünglich war die Eröffnung des Airports für den Herbst 2011 geplant gewesen. Baumängel, Technikprobleme und Planungsfehler verzögerten jedoch das Vorhaben. Sechsmal wurde der Eröffnungstermin bereits verschoben.

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