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In Brandenburg impfen eine Arztpraxen in einem Pilotprojekt.

© Christoph Schmidt/dpa

Streit um 20.000 Dosen: Ärzte in Brandenburg müssen tausende Impftermine absagen

Die Kassenärztliche Vereinigung wirft dem Land vor, erst 20.000 Dosen angekündigt und dann nicht geliefert zu haben. Das Innenministerium sieht das ganz anders.

Von Sandra Dassler

Viele Hausarztpraxen in Brandenburg, die als sogenannte Pilotpraxen seit Wochen gegen das Coronavirus impfen, mussten am Dienstag mit Patienten vereinbarte Impftermine kurzfristig wieder absagen.

Eine der betroffenen Ärztinnen ist Katharina Weinert aus Fredersdorf. „Am vergangenen Freitag bekam ich eine Nachricht von der Kassenärztlichen Vereinigung, wonach das Land den Pilotpraxen 20.000 zusätzliche Impfdosen zur Verfügung stellt“, sagt sie. „Wir sollten noch am selben Tag mitteilen, ob und wie viele Dosen wir abnehmen wollten. Also haben wir uns ans Telefon gesetzt und Patienten angerufen.“

30 zusätzliche Dosen hat Katharina Weinert bestellt, andere Pilotpraxen aber noch weitaus mehr, sagt sie: „Unsere Patienten haben sich natürlich sehr gefreut und entsprechend geplant.“ Am Donnerstag sollten sie geimpft werden, doch es kam anders.

Am Dienstag erhielt Katharina Weinert ein Schreiben von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburgs (KVBB): „Uns hat heute leider überraschend und völlig unerwartet die Nachricht des Impflogistik-Stabes des Landes erreicht, dass von den zusätzlich angesagten 20.000 Impfdosen des Landes für die 17. Kalenderwoche keine Lieferungen an Ihre Praxen erfolgen werden.“

Katharina Weinert war genauso enttäuscht wie ihre Patienten und viele ihrer Kollegen. Der Hausärzteverband Brandenburg veröffentlichte eine Erklärung mit schweren Vorwürfen gegen die Politik, die angeblich „die Impfzentren einseitig bevorzugt“.

Innenministerium weist Vorwürfe zurück

Ähnlich äußerten sich Vertreter der KVBB, die von „bürgerfremden Impfzentren“ und einer mit der KVBB nicht abgestimmten Entscheidung sprachen. Man sei vom – dem Innenministerium unterstellten – Impflogistikstab beauftragt worden, 20.000 zusätzliche Impfungen zu organisieren, hieß es in einem Statement.

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Kurzfristig konnten nur 5000 Dosen in den Impfzentren verabreicht werden, deshalb seien die Pilotpraxen einbezogen worden. Darüber habe man den Impflogistik-Stab informiert.

Das Innenministerium wies das zurück. „Die Kassenärztliche Vereinigung hat einzelnen Hausarztpraxen kurzfristig Impfstoffkontingente zur Bestellung angeboten, die gar nicht zur Verfügung standen“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. „Die Auslieferung an die Ärzte konnte dementsprechend nicht erfolgen.“

Man sei nun im Gespräch mit der KVBB, damit sich ein solches Problem nicht wiederhole. Darauf hoffen auch Hausärztin Katharina Weinert und ihre Patienten.

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