zum Hauptinhalt
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Update

Steigende Passagierzahlen: Flughafen Tegel bleibt nun doch geöffnet

Am 15. Juni sollte TXL wegen des Corona-Einbruchs temporär schließen. Doch am selben Tag wollen die Airlines wieder durchstarten.

Kommando zurück! Nach der monatelangen Debatte um die vorzeitige Schließung des Flughafens Tegel ging es nun schnell. Gerade einmal eine Viertelstunde dauerte die kurzfristig anberaumte Videopressekonferenz, auf der Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Mittwoch das Aus vom geplanten Blitz-Aus für des altgedienten Berliner City-Airports verkündete: Die Berliner und Brandenburger werden also auch von hier aus in die Sommerferien starten können.

Tegel wird nicht vorzeitig geschlossen, sondern bleibt bis kurz nach der Inbetriebnahme des neuen Hauptstadtflughafens am 31. Oktober 2020 in Betrieb. Den Antrag bei der Luftfahrtbehörde, TXL vom Netz zu nehmen, wurde noch am Nachmittag zurückgezogen. Nach Worten von Lütke Daldrup bleibt es nun beim bisherigen Vor-Corona-Fahrplan: „Wir werden Tegel am 8. November schließen. Wir werden Danke sagen.“

Ein früheres Aus hatte der Flughafenchef im März wegen des Corona–Einbruchs im Luftverkehr vorgeschlagen, mit dem statt einhunderttausend Passagiere wie sonst nur noch 1000, 2000, mal 2500 Passagiere täglich an beiden Airports abgefertigt wurden.

Jetzt habe sich mit der Aufhebung der Reisewarnung durch die Bundesregierung für 31 Länder in Europa, dem für Mitte Juni von vielen Airlines angekündigten Neustart und geltenden Corona-Mindestabständen in den Terminals, nach seinen Worten „eine grundlegend neue Situation“ ergeben. Man erwarte schon im Juli wieder 15 000 bis 20 000 Passagiere täglich, sagte Lütke Daldrup.

Das führe dazu, dass bis zur Eröffnung des BER beide Flughäfen gebraucht würden. Könne man derzeit von Berlin aus 17 Ziele anfliegen, würden es schon im Juni 40, Ende Juli sogar 100 Verbindungen sein, darunter auch die klassischen Urlaubsländer – zu viel für den Schönefelder Airport. Wie berichtet, können dort nur 10 000 Passagiere am Tag mit Abstand abgefertigt werden.

[In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig unter anderem mit den Berliner Flughäfen. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Lütke Daldrup kündigte einen veränderten Ferienbetrieb an. In den Terminals gelte eine Maskenpflicht, sagte er. „Wir werden dafür sorgen, dass es im Flughafen kein Gedränge gibt, weder beim Check-In, noch in den Bussen.“

Passagiere müssen „deutlich mehr Zeit“ einplanen

Dies bedeute auch, dass Passagiere „deutlich mehr Zeit“ einplanen müssen. Die Mindestabstände werden auch im neuen BER-Terminal gelten. Der Flughafenchef versicherte, dass dort die Kapazitäten – trotz der Einschränkungen – ausreichen werden, da das Gebäude viel größer als Tegel sei.

Kann eine coronabedingte Verlängerung für Tegel über den 8. November 2020 hinaus nötig werden? „Das kann ich definitiv ausschließen.“ In einer Antwort auf eine parlamentarische CDU-Anfrage hat der Senat unter Berufung auf die Flughafengesellschaft erklärt, dass auch im BER-Terminal aufgrund der Abstandsregelungen von einer deutlichen Reduzierung der Abfertigungskapazität um zwei Drittel auszugehen sei.

Der Flughafen Berlin-Tegel bleibt nun doch geöffnet, die Passagierzahlen steigen wieder.
Der Flughafen Berlin-Tegel bleibt nun doch geöffnet, die Passagierzahlen steigen wieder.

© Carsten Koall/dpa

Das Bündnis „Tegel schließen. Zukunft öffnen“ regierte mit Kritik auf den Weiterbetrieb. „Jetzt wird es noch ein Sommer mit ohrenbetäubendem Fluglärm für die Anwohner“, erklärten die Sprecher Klaus Dietrich und Janik Feuerhahn.

Vor genau acht Jahren, am 3. Juni 2012, sollte am Mittwoch der neue Flughafen für die Hauptstadtregion in Betrieb gehen. Im Berliner Abgeordneten ringt der zweite BER-Untersuchungsausschuss weiterhin um Aufklärung, warum es immer wieder Verzögerungen gab und die Kosten am BER von 2,5 Milliarden Euro inzwischen auf 6,8 Milliarden Euro explodierten. Und das ist noch nicht das Ende.

Flughafengesellschaft ist Sanierungsfall

Wie berichtet, ist die hoch verschuldete, tief rote Zahlen schreibende Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes, zum Sanierungsfall geworden. Aktuell hat die FBB bereits – inklusive Corona-Nothilfen – einen weiteren Finanzbedarf von mindestens 1,2 Milliarden Euro bis 2023 angemeldet, den weitgehend Berlin, Brandenburg und der Bund decken müssten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Vor diesem Hintergrund wollen FDP und CDU jetzt den Auftrag des BER-Untersuchungsausschusses noch einmal erweitern. Ein Antrag der beiden Oppositionsfraktionen soll am Donnerstag ins Abgeordnetenhaus eingebracht, dann im Rechtsausschuss weiter behandelt werden.

Sie wollen erfahren, warum sich die Finanzlücke, die die Flughafengesellschaft nicht aus eigener Kraft decken kann, in den letzten Jahren so deutlich vergrößert hat, und wie die FBB ihre Einnahmen kalkuliert. FDP und CDU bleiben trotz Freigabe des BER-Terminals durch Baubehörde und TÜV misstrauisch, ob tatsächlich alle gravierenden Mängel beseitigt sind.

So wird nach bestehenden Mängeln gefragt, „die einer Nutzungsfreigabe (eventuell unter Auflagen) nicht entgegenstanden, jedoch vor einer Inbetriebnahme des BER zwingend zu beseitigen sind?“ Außerdem soll geklärt werden, ob in Brandenburg Vorschriften angepasst wurden, um eine Abnahme zu ermöglichen.

Die Bevölkerung habe „ein Recht darauf, zu erfahren, wo ihre Steuermilliarden hingeflossen sind“, erklärte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja. Der Untersuchungsausschuss dürfe nicht ruhen, „bis alle Details dieses politischen und wirtschaftlichen Irrflugs auf dem Tisch liegen.“ Die Flughäfen werden die Politik also weiter beschäftigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false