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Die Bauern hoffen auf eine gute Ernte in diesem Jahr. Der kalte Winter hat dem Spargel gut getan.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Spargelernte in Brandenburg: Saisonarbeiter aus Osteuropa unterstützen die Bauern wieder

Im vergangenen Jahr konnten viele Arbeitskräfte wegen der Corona-Pandemie nicht anreisen. Dieses Jahr ist es anders. Die Bauern hoffen auf eine gute Ernte.

Von Sandra Dassler

„Endlich ist es so weit“, freut sich Spargelbauer Ernst August Winkelmann. „Die ersten Stangen gucken aus der Erde. Und sie schmecken in diesem Jahr ganz hervorragend. Der kalte Winter hat ihnen gut getan.“ Es könnte ein gutes Jahr für die Brandenburger Spargelbauern werden, zumal sie nicht wie vor zwölf Monaten um die Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa bangen müssen.

800 Helfer benötigt Winkelmann auf seinem Hauptsitz, dem Spargelhof Klaistow im Beelitzer Anbaugebiet, 200 auf seinem zweiten Standort in Kremmen und 600 auf einem weiteren Spargelhof in Nordrhein-Westfalen. Die meisten kommen aus Polen und Rumänien.

2020 blieben viele polnische Saisonkräfte aus Angst vor einer Ansteckung in der gerade begonnenen Corona-Pandemie zu Hause. Die Rumänen wiederum konnten nicht anreisen, weil Ungarn und einige andere Länder ihre Grenzen dicht gemacht hatten und so den Landweg blockierten. Manche märkischen Spargelbauern versuchten, ihnen die Einreise per Flugzeug zu ermöglichen, was aber sehr oft an bürokratischen Hürden scheiterte.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium gründete damals die Plattform „Das Land hilft“. Sie sollte Menschen aus Deutschland, die sich vorstellen konnten, als Erntehelfer einzuspringen, mit den Landwirten zusammenbringen.

„Wir waren alle total beeindruckt, wie viele sich da gemeldet haben“, sagt Ernst August Winkelmann. „Aber es brachte auch Probleme mit sich: Manche konnten nur zu bestimmten Zeiten arbeiten, andere konnten die schwere körperliche Arbeit einfach nicht über längere Zeit durchhalten.“

Das Schwierigste war, dass viele Helfer nur so lange auf dem Feld aushalfen, wie sie ihre eigentliche Arbeit wegen der Coronakrise nicht ausüben konnten, sagt Jürgen Schulze vom Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer: „Gerade bei der Spargelernte kann man aber nichts auf den nächsten Tag verschieben, das heißt: auf die Arbeitskräfte muss Verlass sein.“ Trotzdem habe die Aktion geholfen und es sei gut, dass es die Plattform „Das Land hilft“ auch in diesem Jahr gibt, sagt Schulze.

Momentan scheine der Einsatz von osteuropäischen Erntehelfern in Deutschland nicht gefährdet: „Die Transitwege sind offen und die Arbeiter wissen auch, dass die Spargelbauer hier gute Hygienekonzepte haben und außerdem von verschiedenen Behörden streng kontrolliert werden.“

Das größte zusammenhängende Anbaugebiet Deutschlands

In der Beelitzer Spargelregion, deren Ursprünge bis ins Jahr 1861 zurückreichen, wächst das edle Gemüse auf mehr als 1700 Hektar. Damit ist sie das größte zusammenhängende Anbaugebiet Deutschlands.

In Klaistow, das zu Busendorf, einem Ortsteil der Stadt Beelitz gehört, sind die ersten Helfer schon mit Bussen angekommen, erzählt Ernst August Winkelmann: „Im Gegensatz zu 2020 sind die Behörden, vor allem die Gesundheitsämter der Landkreise, hervorragend vorbereitet. Die machen eine sehr gute Arbeit.“

Winkelmann selbst hat ein komplexes Hygienekonzept für seine Arbeiter entwickelt. Sie würden sich quasi für die gesamte Zeit, in der sie bei ihm arbeiten, in Quarantäne begeben, sagt er: „Wir haben sogar eigene Verkaufsstellen eingerichtet, wo sich die Arbeiter zu normalen Discountpreisen versorgen können.“ Außerdem würden die Helfer in Gruppen mit vier bis neun Personen aufgeteilt und hätten genügend FFP-2-Masken, falls sie sich mal mit anderen Arbeitskräften treffen wollten.

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Schon vor ihrer Abreise müssten sie einen aktuellen negativen PCR-Test in ihrem Heimatland vorweisen. Nach ihrer Ankunft und danach in regelmäßigen Abständen erfolge ein vom Robert-Koch-Institut zugelassener Schnelltest. „Davon haben wir gerade 50 000 Stück gekauft“, sagt Winkelmann: „So viele brauchen wir über die gesamte Saison.“ Natürlich bedeute das alles erheblich mehr Kosten, aber es sichere letztlich die Qualität seiner Ware und damit den Absatz, meint der Spargelbauer.

Er zahle seinen Arbeitern Stücklohn nach den geernteten Kilogramm, der den Mindestlohn von 9,50 Euro nicht unterschreiten dürfe, sagt Winkelmann. „Aber das ist rein theoretisch. Die meisten Arbeiter verdienen deutlich mehr.“ Das sei auch nur gerecht, findet er. Schließlich sicherten die Saisonarbeiter auch die Arbeitsplätze seiner Festangestellten. Über 100 sind es in Klaistow, 50 in Kremmen und 70 im westfälischen Rahden. „Unsere Festangestellten sind das Rückgrat unseres Unternehmens, ohne sie würde es nicht funktionieren.“

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Allein auf seinen märkischen Feldern will Winkelmann in dieser Saison wieder rund 6000 Tonnen Spargel ernten – und er ist der Politik dankbar, dass sie ihm das ermöglicht. „Ehrlich gesagt, die Politiker werden ebenso wie die Gesundheitsämter immer nur gescholten, auch wenn sie neun von zehn Dingen gut hinbekommen.“

Und während manche anderen Spargelbauern wegen der immer noch – beziehungsweise wieder – geschlossenen Restaurants skeptisch auf die Saison blicken, ist Ernst August Winkelmann guten Mutes. „Wenn wir nicht den Mega-Gau bei den Infektionen mit Covid-19 erleben, muss uns nicht bange sein“, sagt er: „Denn wenn wir die gewohnte gute Qualität liefern, wird es auch genügend Abnehmer geben.“

Weil es in den nächsten Tagen warm werden soll, könne man übrigens die ersten Stangen aus Klaistow schon vor Ostern kaufen – allerdings nur in kleinen Mengen zu einem recht hohen Preis zwischen 14 und 20 Euro pro Kilogramm. Nach Ostern wird der Preis auf 7 bis 13 Euro pro Kilo fallen, prophezeit Winkelmann, auch wenn dann schon wieder eine kleine Kältewelle angesagt ist.

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