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Die School of Jewish Theology ist ein Institut an der Universität Potsdam. Krochmalnik war hier seit Oktober 2020 im Amt.

© IMAGO / Jürgen Ritter

Sexismus-Affäre am Potsdamer Geiger-Kolleg: Geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology tritt zurück

In der Sexismus-Affäre um Walter Homolka erklärt nun auch Daniel Krochmalnik seinen Rücktritt. Er soll Kritik abgebügelt haben.

In der Sexismus-Affäre am Abraham-Geiger-Kolleg um den Rektor Walter Homolka ist es zu weiteren personellen Konsequenzen gekommen. Nun hat der geschäftsführende Direktor der School of Jewish Theology, Daniel Krochmalnik, seinen Rücktritt erklärt. Entsprechende Informationen dieser Zeitung sind von einer Sprecherin der Universität Potsdam am Montag bestätigt worden.

Krochmalnik war seit Oktober 2020 im Amt. „Er begründet seine Entscheidung damit, dass die aktuelle Krise im Interesse der School einen personellen Neuanfang erfordere“, sagte die Sprecherin. „Hier sind Präsenz und Kraft gefragt, beides könne er als emeritierter Professor nicht mehr in vollem Umfang gewährleisten.“

Die School ist ein Institut an der Universität Potsdam, an der Rabbiner ausgebildet werden. Je nach Ausrichtung – liberal oder konservativ – vertiefen die angehenden Rabbiner ihre Ausbildung am Geiger-Kolleg oder am Zacharias Frankel College, die beide sogenannte An-Institute sind.

Gegen Krochmalnik waren Vorwürfe laut geworden, dass er bei der Aufklärung der Sexismus-Affäre Kritik abgebügelt haben soll. Die Vorwürfe seien im Geiger-Kolleg „nach den dafür vorgesehenen Regularien sorgfältig behandelt“ worden, soll er in einer E-Mail geschrieben und Kritikern vorgeworfen haben, der School of Jewish Theology Schaden zugefügt zu haben.

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Nachdem eine Juristin und frühere Studentin in einem Brief an das brandenburgische Wissenschaftsministerium im Januar Hinweise zu der Affäre gab, soll er – wie der „Spiegel“ berichtet – geschrieben haben, man benötige keine freiwilligen Postbotinnen zur Landesregierung.

Homolka lässt auch sein Amt an der School ruhen

Homolka selbst, der als der bekannteste und einflussreichste Mann des liberalen Judentums in Deutschland gilt, hatte bereits eineinhalb Wochen nach Bekanntwerden der Affäre erklärt, dass er seine Ämter ruhen lässt – darunter als stellvertretender Direktor der School.

Die „Welt“ hatte die Vorwürfe gegen Homolka und seinen Ehemann Hartmut Bomhoff publik gemacht. Bomhoff soll Studierenden Fotos seines erigierten Penis geschickt haben. Bei der Bildung einer anschließenden Untersuchungskommission habe sich Homolka für befangen erklärt. Dennoch seien nur Menschen aus seinem Umfeld in die Kommission gelangt.

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Am Ende wurde Bomhoff aus dem Universitätsdienst entlassen. Kritiker werfen Homolka vor, ein System errichtet zu haben, in dem er die Kontrolle habe und in der nur eines zählen soll: Loyalität statt Fachwissen.

Die Universität selbst hat im Frühjahr eine Untersuchungskommission eingesetzt. Inzwischen geht es um die Frage, ob sexuelle Belästigung an der Potsdamer Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren zum Alltag gehört haben. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, will eine externe Kanzlei beauftragen, um die Vorgänge in Potsdam untersuchen zu lassen. In der jüdischen Welt in Deutschland haben die Vorwürfe jedenfalls Erschütterungen ausgelöst.

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