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Joseph Goebbels

© AFP

Schwanenwerder: Ehemaliges Goebbels-Grundstück steht zum Verkauf

Auf Schwanenwerder steht mal wieder ein Grundstück zum Verkauf. Einer der Vormieter war ein ranghoher Nazi: Joseph Goebbels.

Sieben Jahre lang, von 1936 bis 1943, hat Joseph Goebbels auf der Insel Schwanenwerder an der Havel gewohnt. Hier hat er von Adolf Hitler bis Albert Speer zahlreiche Nazi-Größen empfangen, seinen Nachwuchs von Ehefrau Magda und den Kindermädchen erziehen lassen und die in der Nähe wohnhafte Schauspielerin Lida Baarova besucht, mit der er eine Affäre unterhielt, die fast seine Ehe ruiniert hätte. Nun steht das Grundstück an der Inselstraße 8 zum Verkauf. Es befinde sich „in exklusiver Lage“, dazu sei der Blick „wunderschön aufs Wasser“, wie es in der Objektbeschreibung des Liegenschaftsfonds heißt.

Vom prominenten Vorbesitzer schreibt der Liegenschaftsfonds nichts, was in der Natur der Sache liege, wie Pressesprecherin Irina Dähne erklärt: „Wir verkaufen nicht die Vergangenheit, wir verkaufen Immobilien.“ Dähne räumt ein, dass „wir nicht zu 100 Prozent ausschließen können, dass jemand aus der rechten Szene das Grundstück erwirbt“. Obwohl alle Bewerber außer auf ihre Bonität auch „auf ihre Person hin geprüft werden“, sei eine „umfassende Gesinnungsprüfung nicht vorgesehen“. Das Bieterverfahren läuft noch bis zum 22. August, erst dann wird man sehen, in welche Hände das Grundstück gerät. Die besondere Lage auf der Insel dürfte genug Interessenten anlocken. Ein Kaufpreis wird in der Objektbeschreibung nicht genannt; er dürfte aber in Millionenhöhe liegen.

In der Vergangenheit habe bei vergleichbaren Bieterverfahren in der Gegend kein Rechter den Zuschlag erhalten, sagt Sabine Weißler, Kulturamtsleiterin in Steglitz-Zehlendorf. Mehrere Nazi-Funktionäre hatten auf Schwanenwerder ihr privates Domizil. Auch Albert Speer und Hitlers Arzt Theodor Morell wohnten dort.

Das nun zum Verkauf stehende Grundstück ist 6640 Quadratmeter groß, die beiden darauf stehenden Gebäude haben eine Nutzfläche von 710 Quadratmetern. Allerdings entspricht die Bebauung nicht mehr der aus dem Zweiten Weltkrieg, nur das Fundament und die Kellerräume des Anwesens von Goebbels sind noch aus jener Zeit. Bis zum vergangenen Jahr hat das renommierte Aspen-Institut ein 1959 auf dem Gelände gebautes Haus im Pavillon-Stil von der Stadt gemietet, nach dem Auszug bekam der Liegenschaftsfonds den Verkaufsauftrag.

Weil die Parteioberen der NSDAP auf der exklusiven Insel nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, sollen sie 1936 sogar die deutsche Version des US-amerikanischen Brettspiels Monopoly verboten haben. Auf dem Spielbrett war Schwanenwerder mit einem Kaufpreis von 8000 Reichsmark das teuerste Feld.

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