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Die Gedenkstätte Sachsenhausen auf dem ehemaligen KZ-Gelände.

© Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/ZB

Sachsenhausen und Ravensbrück: Brandenburgs KZ-Gedenkstätten erweitern ihre digitalen Angebote

Präsenzveranstaltungen sind in der Pandemie kaum möglich. Daher setzen die Stätten auf Archiv-Digitalisierung, Videorundgänge und Online-Fortbildungen.

Die Gedenkfeiern an den Jahrestagen der Befreiung der Konzentrationslager in Brandenburg werden 2021 vorwiegend als Online-Veranstaltungen stattfinden. Und auch die Führungen durch die Gedenkstätten in Sachsenhausen, in Ravensbrück oder in Brandenburg (Havel) finden derzeit vor allem als virtuelle Veranstaltungen statt. Denn in der Corona-Pandemie müssen auch die Brandenburger Gedenkstätten ihr Angebot weitgehend ins Internet verlegen.

„Da Präsenzveranstaltungen an den historischen Orten nicht oder nur eingeschränkt möglich sind, haben die Gedenkstätten Videorundgänge oder Fort- und Weiterbildungen im Online-Format entwickelt“, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, bei der Vorstellung des Jahresprogramms der Stiftungen am Montag in Potsdam. Allerdings könne digitale Vermittlung „die persönliche Begegnung am historischen Ort allenfalls partiell ersetzen“.

Doch das persönliche Erleben der Gedenkstätten wird bis auf Weiteres wohl nicht möglich sein. Schon im vergangenen Jahr, als die Einrichtungen von März bis Mai und dann wieder ab Mitte Dezember geschlossen waren, verzeichneten die Gedenkstätten einen massiven Einbruch bei den Besucherzahlen.

Im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen wurden statt 700 000 Besuchern im Jahr 2019 im Jahr 2020 nur 145 000 Besucher gezählt. In Ravensbrück gingen die Besucherzahlen von 110 000 im Jahr 2019 auf 32 000 im Jahr 2020 zurück. Deswegen setzen die Gedenkstätten nun verstärkt auf Digitalisierung: um virtuelle Besuchserlebnisse zu ermöglichen, aber auch um die eigenen Bestände abrufbar zu machen.

So arbeitet die Gedenkstätte Sachsenhausen derzeit an einem mehrjährigen Projekt zur Digitalisierung ihrer wichtigsten Archiv- und Sammlungsbestände. Sie sollen einer breiten Öffentlichkeit digital zugänglich gemacht werden. Finanziert wird das 1,59 Millionen Euro teure Projekt zu gleichen Teilen vom Brandenburger Kulturministerium und von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.

Daneben starteten die Gedenkstätten zusammen mit der Filmuniversität Konrad Wolff in Babelsberg in diesem Jahr das Projekt ,SPUR.lab‘. Es soll 76 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg neue Erzählformen zum Thema NS-Konzentrationslager in Brandenburg erforschen und entwickeln.

Rundgang in leichter Sprache geplant

Und wenn der Besuch der Gedenkstätten wieder möglich ist, wird es etwa in Sachsenhausen einen Rundgang in „leichter Sprache“ geben, sodass auch Menschen mit einem Handicap die Gedenkstätte besuchen können. Und in der Gedenkstätte Ravensbrück soll erstmals ein „Runder Tisch“ zu den Außenlagern tagen, die das KZ Ravensbrück sowohl in Brandenburg als auch im heutigen Mecklenburg-Vorpommern hatte.

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„Neue Erzählformen und virtuelle Veranstaltungen halten Geschichte am Leben“, sagte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Montag. Vor Journalisten verwies sie darauf, dass die Erinnerung an die Shoah in Pandemiezeiten durch antisemitische Verschwörungsmythen, die Instrumentalisierung von NS-Opfern oder das Tragen von nachgebildeten Judensternen auf Corona-Demonstrationen pervertiert werde.

„Das zeigt: Antisemitismus ist kein abgeschlossenes Kapitel aus dem Geschichtsunterricht“, sagte Schüle. „Die antijüdische Hetze gibt es nach wie vor – offline und vor allem online, ebenso wie rassistischen und sexistischen Hass im Netz.“ Das Internet sei einst als Medium der Aufklärung gestartet worden. Die Arbeit der Stiftung Brandenburger Gedenkstätten trage aber dazu bei, „das Netz zurückzuerobern“.

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