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Wenn nichts mehr geht: Immer öfter können Brandenburger wegen psychischer Erkrankungen nicht mehr arbeiten.

© Jens Büttner/dpa

„Psychreport“ der DAK: Rekord an Fehltagen durch psychische Erkrankungen in Brandenburg

Anpassungs- und Angststörungen haben zugenommen: Unternehmen bekamen im Jahr 2021 die psychischen Folgen der Corona-Pandemie für ihre Beschäftigten zu spüren.

Im Pandemie-Jahr 2021 sind Beschäftigte in Brandenburg nach einer Auswertung der DAK-Gesundheit wegen psychischer Erkrankungen bei der Arbeit so viele Tage ausgefallen wie nie zuvor. Das Niveau lag bei erwerbstätigen DAK-Versicherten mit 314 Fehltagen je 100 Versicherte im letzten Jahr um 53 Prozent über dem von vor zehn Jahren, wie aus dem aktuellen „Psychreport“ der Kasse hervorgeht.

Die Zahlen liegen in Brandenburg demnach deutlich über dem Bundesdurchschnitt von rund 276 Fehltagen. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte 2021 im Schnitt 34,2 Tage. Für den Report hat das IGES-Institut nach Angaben der bundesweit drittgrößten Krankenkasse die Daten von 110.000 bei der DAK versicherten Beschäftigten in Brandenburg ausgewertet.

Depressionen verursachten den Daten zufolge mit Abstand die meisten psychischen Fehltage 2021 (37 Prozent). Sogenannte Anpassungsstörungen als Reaktionen auf belastende Lebensereignisse folgten an zweiter Stelle (31 Prozent) und gewannen in der Corona-Pandemie stark an Bedeutung. Den höchsten prozentualen Anstieg im Vergleich zum Vor-Pandemiejahr 2019 mit plus 26 Prozent gab es bei Fehltagen wegen Angststörungen.

Dem DAK-Bericht nach zeigte sich - wie auch in den Jahren zuvor - ein Unterschied bei männlichen und weiblichen Beschäftigten: Zwar hätten erwerbstätige Frauen seit Jahren mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als Männer, hieß es. Doch 2021 waren es demnach in Brandenburg sogar mehr als doppelt so viele.

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Die höchste Steigerungsrate bei entsprechenden Fehlzeiten hatten während der Pandemie aber männliche Arbeitnehmer zwischen 30 und 34 Jahren: Bei ihnen nahmen die Ausfalltage 2021 im Vergleich zu 2019 um 44 Prozent zu. Bei den Frauen hatten die 25- bis 29-Jährigen mit 39 Prozent den deutlichsten Anstieg.

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Doch auch klare Unterschiede in verschiedenen Branchen wurden deutlich: Den Daten zufolge hatten Beschäftigte im Gesundheitswesen 2021 die meisten Fehltage mit einer psychischen Diagnose (4,6 Tage) - zumindest unter den DAK-Versicherten. Überdurchschnittlich viele Fehltage hatten demnach auch Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung (3,7 Tage) und im Maschinenbau (3,6 Tage).

„In vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu“

Aus Sicht von Anke Grubitz, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Brandenburg, zeigten die Daten, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie litten. „Die Betroffenen finden schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück“, sagte sie laut Mitteilung.

Zwar sprächen Betroffene in der Familie und beim Arzt zunehmend offener über Depressionen oder Ängste, erklärte Grubitz. „Aber in vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu.“ Sie forderte einen offeneren Umgang mit psychischen Belastungen - besonders in stark belasteten Branchen. (dpa)

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